0087 - Treibstoff 558
schimmerten feucht.
Bevor wir gingen, bückte ich mich rasch und faltete die beiden Bänder der Schleife auseinander. Ich las folgende Inschrift:
»Gordon van Buren, dem großen Wissenschaftler und treuen Freund, von seinem Halogan Clarendall.«
Während wir dem Ausgang zustreben, wandte ich mich an Seagrave.
»Haben Sie den weißhaarigen Herrn bemerkt, Colonel?«, fragte ich.
Er nickte. »Natürlich, aber ich kenne ihn nicht.«
Wir verabschiedeten uns außerhalb des Friedhofes von Colonel Seagrave und fuhren mit Gardener zum Police-Headquarter zurück. Gegen Mittag meldete ein Sergeant Miller, der zu den von dem Lieutenant abkommandierten Leuten gehörte, und berichtete, dass der Unbekannte im Speisesaal des Hotels »Three Oaks« auf der Avenue The Americans säße.
Gardener befahl, den Mann nicht aus den Augen zu lassen. Anschließend machten wir uns sofort auf den Weg. Fünfzehn Minuten später betraten wir die Halle des Hotels. Dort trafen wir auf Sergeant Miller. Ich stieß scheinbar unachtsam mit ihm zusammen. Er wandte sich um und fauchte mich an: »Passen Sie gefälligst auf, Sie…«
Ich entschuldigte mich laut und wortreich, während Miller mir zuflüsterte: »Er heißt Halogan Clarendall und ist heute Vormittag mit dem Flugzeug aus San Diego eingetroffen. Er sitzt noch im Speisesaal.«
Ich machte, dass ich wieder zu Phil und Gardener kam. »Wir essen jetzt zu Mittag. Ich versuche an Clarendalls Tisch Platz zu bekommen, ihr beide setzt euch irgendwo in der Nähe hin.«
Der Speisesaal des »Three Oaks« war nur mäßig besetzt. Halogan Clarendall saß an einem Tisch in der Nähe des Büfetts und wandte mir den Rücken zu. Ich schritt langsam durch die Tischreihen und ließ mich mit einem kurzen Kopfnicken bei ihm nieder. Clarendall sah erstaunt auf und erwiderte meinen Grüß so knapp, dass es fast einer Beleidigung gleichkam. Er hatte ganz offensichtlich kein Verlangen nach einem Tischgenossen.
Phil und Lieutenant Gardener setzten sich an den Nachbartisch.
Lautlos näherte sich ein Kellner, und ich bestellte das billigste auf der Karte verzeichnete Menü, denn ich gehöre nicht zu den Leuten, die Spesengelder sinnlos vergeuden.
Clarendall aß mit gänzlich unamerikanischer Kultur. Sein schwarzer Anzug war das Meisterwerk eines erstklassigen Schneiders. Als er nach dem Essen eine Tasse Mokka bestellt hatte, wandte ich mich entschlossen an ihn:
»Verzeihen Sie, Sir, ich glaube, ich habe Sie schon einmal gesehen…«
Er sah mich müde und abwesend an. »Das ist bestimmt ein Irrtum, denn ich wohne nicht in New York. Ich bin nur zur Beerdigung eines Freundes nach hier gekommen.« .
»Ach, dann weiß ich, wo ich Sie gesehen habe. Richtig, auf dem Friedhof, bei Gordon van Burens Beisetzung.«
Der Schimmer eines bescheidenen Interesses huschte über sein Gesicht. »Haben Sie van Buren zu Lebzeiten gekannt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Aber ich habe seit seinem Tode soviel von ihm gehört, das ich den Eindruck gewinnen musste, es habe sich um einen ganz ungewöhnlichen Mann gehandelt.«
»Einen in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Mann«, sagte er mit warmer Stimme. »Van Buren war ein Genie, aber er war immer sehr zurückhaltend.«
»Sie waren mit ihm befreundet, Sir?«, fragte ich.
Halogan Clarendall hatte eine charmante Art, mit lästigen Fragern fertig zu werden. Ein kurzes Lächeln huschte über sein energisches und intelligentes Gesicht, dann wurde es wieder verschlossen. »Finden Sie nicht, dass Ihre Neugierde etwas zu weit geht?«
»Nein«, sagte ich und schob ihm meinen Ausweis zu. »Cotton ist mein Name, und, wie Sie sehen, bin ich Beamter des FBI. Ich spreche dienstlich mit Ihnen.«
Er runzelte die Stirn. »Das ist selbstverständlich etwas anderes, Mister Cotton. Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich heiße Halogan Clarendall. Um aber zu Ihrer Frage zurückzukommen - ich fürchte, Sie werden von mir nichts Interessantes erfahren können. Ich habe Gordon seit März 1946, als er aus meiner Firma ausschied, nicht mehr gesehen.«
»Sie haben mit van Buren zusammengearbeitet?«
Clarendall nickte. »Ich bin Geschäftsführer der Palmstroem-Flugzeugwerke in San Diego.«
Mir war das völlig neu, dass van Buren in San Diego gearbeitet hatte, und ich sagte Clarendall dieses auch.
Er zuckte die Schultern. »Van Buren war schließlich auch kein Flugzeugtechniker. Er kam für ganz bestimmte Aufgaben zu uns. Wir hatten während des Krieges große
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