Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
Vom Netzwerk:
sagte ich, als ich mein Glas abstellte. »Ich habe gehört, Sie hätten sich neulich einen neuen Cadillac-Eldorado gekauft. Stimmt das?«
    Er blieb weiterhin freundlich, aber irgendwie kam mir sein Gesichtsausdruck gespannter und wacher vor.
    »Fragen Sie aus einem besonderen Grund nach meinem Wagen?«, wollte er wissen.
    Ich wehrte ab. »Aber nein, ich interessiere mich eben für Autos. Sie wissen ja, ich fahre selbst einen Jaguar. Ich wollte mich nur danach erkundigen, ob Sie mit Ihrem Wagen zufrieden sind.«
    Stepinsky blickte zu seinem Leibwächter hinüber, der sich mit verschränkten Armen gegen den Kamin lehnte.
    »Richtig, der Caddy«, sagte er dann gedehnt. »Unter Umständen können wir da ein Geschäft machen. Nichts gegen den Wagen, er ist wunderbar - aber ich habe mich in letzter Zeit immer wieder an meine Kinderzeit erinnert, als meine Mutter als Waschfrau uns sechs Gören mehr schlecht als recht durchbrachte…«
    Ich sah ihn interessiert an. Worauf mochte er hinaus wollen? Dieses nichtssagende Gerede geschah doch nicht ohne besonderen Grund…
    Stepinsky fuhr fort:
    »Damals war für mich der Gipfelpunkt alles Großen und Erhabenen ein Packard.« Er lächelte. »Nennen Sie es eine fixe Idee, aber ich denke auch heute noch Tag und Nacht an einen Packard. Jetzt habe ich mich halb und halb entschlossen, mir einen solchen Wagen zuzulegen.« Er sah Phil an. »Soviel ich weiß, haben Sie doch keinen eigenen Wagen, Mr. Decker. Hätten Sie nicht Lust, den Cadillac von mir zu kaufen? Er ist bisher rund 3000 Meilen gelaufen und sozusagen wie neu. Ich würde ihn Ihnen für, na sagen wir: 350 Dollar überlassen…«
    Dieser Preis zeigte, was das ganze bedeutete. Er bot ein Geschenk an. Im Strafgesetzbuch gibt es für eine solche Handlungsweise die Bezeichnung Bestechung. Stepinsky hätte ohne weiteres noch 10 000 Dollar für seinen Wagen fordern können.
    »Aber das ist doch nicht Ihr Emst«, sagte Phil und tat sehr interessiert. »350 Dollar, das ist doch so gut wie geschenkt. Schade, dass ich mir keinen Wagen leisten kann, sonst hätte mich Ihr Angebot tatsächlich verlocken können. - Aber eine andere Frage. Hielten Sie heute Morgen gegen halb 10 Uhr nicht zufällig mit Ihrem Wagen vor dem Hotel ›Three Oaks‹?«
    Stepinsky hob die Brauen. »Hotel ›Three Oaks‹?«, wiederholte er in fragendem Ton. »Habe noch nie davon gehört.«
    Ich lachte. »Aber, Boris, Sie kennen doch diesen feudalen Laden auf der Avenue The Americans? Eines der bekanntesten New Yorker Hotels…«
    »Ach ja, richtig«, meinte Stepinsky nachdenklich und zündete sich eine Zigarette an. »Ich hatte nicht daran gedacht, denn ich habe noch nie dort verkehrt.«
    Ich schlug plötzlich einen anderen Ton an. »Ich möchte mir Ihren Wagen einmal ansehen«, sagte ich.
    »Wollen Sie ihn etwa kaufen?«, fragte er zurück.
    »Nein«, sagte ich kühl, »ich möchte ihn mir nur ansehen.«
    Er lächelte kaum merklich- »Tut mir leid, mein Wagen ist nicht hier. Einer meiner Freunde hat ihn sich ausgeliehen.«
    Ich schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Sie halten uns für naiv, Boris. Wir sind vorhin an Ihrer Garage vorbeigegangen, und der Wagen steht drin…«
    Ein Geräusch veranlasste mich, den Kopf herumzudrehen. Ich sah, wie sich der Kamin um eine Vertikalachse drehte, und dann hatte der »Schielende Bill« auch bereits eine Maschinenpistole in den Händen.
    Ich wandte mich an Stepinsky.
    »Boris, das gefällt mir nicht, verbieten Sie Ihrem Diener diese Scherze. Wir sind dienstlich hier und könnten das missverstehen.«
    Stepinksy schüttelte den Kopf.
    »Ich bin überzeugt, Sie verstehen richtig. Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Arme zu erheben?«
    Es machte uns sehr viel aus, aber wir taten es dennoch.
    »Was ist nun, Chef?«, sagte Bill eifrig.
    »Augenblick, mein Junge«, erwiderte Stepinsky. »Ich möchte mich zuerst noch etwas mit ihnen unterhalten.«
    »Darf ich wenigstens eine Camel dabei rauchen?«, fragte ich und hoffte im Stillen, dass Phil mich verstand. Er weiß ja, dass ich diese Zigarettenmarke nicht ausstehen kann.
    »Da Sie Ihr Schießeisen im Achselhafter tragen, können Sie ruhig in die Hosentasche greifen«, erwiderte Stepinsky. »Bitte, bedienen Sie sich.«
    »Vielen Dank«, sagte ich ironisch und nahm das Päckchen heraus. Ich steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und brannte sie an. Während ich das Streichholz in der Hand verglimmen ließ, sagte ich:
    »Hören Sie, Boris, lassen Sie die Dummheiten. Sie wissen

Weitere Kostenlose Bücher