0087 - Treibstoff 558
die wenigstens im Rohbau fertig geworden waren. Die Cops strömten in die Bauten, um sie zu durchsuchen.
Ich hatte keine Lust, auf das Ergebnis zu warten. Eine innere Unrast trieb mich weiter.
Wir erreichten die zweite Reihe Häuser, an denen noch die Dächer fehlten. Wieder wurde die Mannschaft geringer. Phil und ich hielten auch hier nicht aus, sondern hasteten weiter. Vor uns lag ein Bauabschnitt, in dem es nur ausgehobene Baugruben und einige Buden gab.
Ich ging auf die erste Baubude zu. Die Tür war verschlossen. Ein fester Tritt, und das Schloss gab nach. Eine schnelle Durchsuchung zeigte, dass die Bude nur mit Gerümpel, Werkzeug und einigen Matratzen angefüllt war.
Wenige Minuten später waren auch die anderen Baubuden von Polizisten durchsucht worden, allerdings ergebnislos.
Phil schüttelte den Kopf. »Die Häuser und die Buden sind an sich unsere 46 einzige Chance. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Clarendall mitten in dem freien Gelände hingelegt haben soll.«
Ich nickte. »Richtig, ich wüsste auch nicht, wo man ihn sonst hingebracht haben könnte. - Komm, sehen wir uns die Buden selbst einmal an.«
Phil folgte mir achselzuckend. Wir wandten uns nach links und traten in die nächste Baracke.
Nichts.
Weiter - immer das gleiche Bild.
Wir hatten fünf oder sechs Baubuden durchsucht, als es Phil satt hatte.
»Das ist Unsinn, Jerry«, sagte er und lehnte sich gegen den Türrahmen. Ich zuckte mit den Schultern und holte meine Zigaretten aus der Tasche. Plötzlich glaubte ich ein seltsames Geräusch zu hören.
»Still«, sagte ich, als Phil gerade zu reden beginnen wollte. Mein Feuerzeug in der Hand, lauschte ich gespannt. Und jetzt hörte ich ganz deutlich ein leises, schnelles Ticken.
Ich sah Phil an. Auch er war aufmerksam geworden und blickte interessiert in das Innere der Bude zurück, die etwas größer war als die bisher durchsuchten. Wahrscheinlich hatte sie als behelfsmäßiges Baubüro für Abrechnungen und Kalkulationen gedient, was der klobige Tisch am Fenster, auf dem noch einige Bleistifte und Notizen lagen, vermuten ließ.
Langsam näherte ich mich dem Tisch, und das Ticken wurde lauter. Ich bückte mich, und dann sah ich die Klappe, die man mit Hilfe eines ins Holz gelassenen Ringes anheben konnte.
Ich schob den Mittel- und Zeigefinger in den Ring und zog mit aller Kraft. Meine Anstrengung wäre gar nicht nötig gewesen, denn die Klappe ließ sich mühelos öffnen.
Vor mir lag eine dunkle Grube, und auf ihrem Grund entdeckte ich, gefesselt und geknebelt, Halogan Clarendall. Vorsichtig sprang ich hinunter, sodass ich neben ihm zu stehen kann. Zugleich fiel mir auf, dass das Ticken sich verstärkt hatte, dann begriff ich auch, dass in dem dunklen Loch nicht nur Clarendall, sondern auch eine Höllenmaschine lag.
Ich zögerte keine Sekunde mehr, bückte mich, packte den verschnürten Mann und stemmte ihn hoch. Phil griff zu, und dann lag Clarendall oben in der Bude.
»Mach, dass du wegkommst« rief ich. »Hier unten ist eine Sprengladung eingebaut.«
Phil handelte wortlos. Clarendalls verschnürte Füße verschwanden aus meinem Blickkreis. Ich trat zurück, sprang hoch, fasste die Bohlen des Fußbodens und schwang mich nach oben. Phil war mit Clarendall bereits nach draußen verschwunden. Ich sah gerade, wie er hinter einem Stapel von Steinen in Deckung ging-Ich rannte um mein Leben, und im gleichen Augenblick, als ich mich neben Phil und Clarendall warf, schoss eine Stichflamme aus der Bude, und eine laute Explosion folgte.
Als ich meinen Kopf hob, gähnte, wo eben noch die Baracke gestanden hatte, ein dunkler Krater. Schwer atmend half ich Phil, den gefesselten Mann von den Stricken zu befreien.
»Danke«,flüsterte Clarendall, als Phil ihm den Knebel aus dem Mund nahm. »Danke…«
***
Die Explosion war selbstverständlich von den das Gelände durchkämmenden Polizisten vernommen worden, und kurze Zeit später erschien Lieutenant Early bei uns. Wir berichteten ihm kurz, was es gegeben hatte.
Er gab Befehl, die Aktion sofort einzustellen und schickte uns vier seiner Leute, die Clarendall zu meinem Jaguar trugen.
Langsam fuhren wir zur Stadt zurück. Phil saß am Steuer, während ich hinten im Fond neben Clarendall Platz genommen hatte.
»Wollen wir nicht unterwegs irgendwo anhalten und erst einen Arzt aufsuchen?«, fragte ich.
Clarendall schüttelte matt den Kopf. »Danke, Mr. Cotton, ich brauche keinen Arzt, ich bin schon wieder okay.« Er lächelte gequält.
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