0087 - Treibstoff 558
»Haben Sie ein wenig Geduld mit mir. Ich werde mich von dem Schrecken schon erholen.«
Ich bot ihm eine Zigarette an, und er nahm sie sich dankend. Schweigend rauchten wir eine Weile.
»Wie ist das Ganze denn eigentlich geschehen?«, fragte ich schließlich.
»Ich war heute Morgen gerade mit meiner Toilette fertig und wollte zum Frühstück hinuntergehen, als mir ein FBI-Beamter namens Corelli gemeldet wurde. Ich sprach mit ihm telefonisch, und er sagte, er habe den Auftrag, mich zu Mr. High zu bringen. Ich hatte keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.«
»Haben Sie sich seinen Ausweis angesehen?«
Clarendall schüttelte den Kopf. »Nein, ich hatte doch nicht den geringsten Argwohn.«
»Gut, wir haben das alles bereits schon in Ihrem Hotel erfahren. Man hat Sie also in einem Cadillac entführt. Wie man sagte, saß eine Frau am Steuer. Stimmt das?«
Clarendall nickte. »Das ist richtig. Ich kann sie Ihnen nicht beschreiben, da ich sie nur von hinten gesehen habe Sie wandte sich während der Fahrt nicht ein einziges Mal um. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass sie sehr schmal war. Und später hat man mich dann betäubt. Der angebliche Corelli bot mir gleich nach dem Einsteigen eine Zigarette an, wonach es mir dann übel geworden sein muss.«
Ich war ein wenig enttäuscht, denn ich hatte mir von Clarendalls Aussage mehr erhofft.
»Gott, ist Ihnen denn nicht irgend etwas aufgefallen, was einen Anhaltspunkt bietet?«, fragte ich.
Clarendall rieb sich nachdenklich das Kinn. »Warten Sie mal… Ja, das ist es, die Sprechweise des Mannes kam mir bekannt vor. Er redete in einem eigenartigen Dialekt, den ich schon einmal gehört habe. Und wissen Sie wann? Vor sechzehn Jahren. Hopalong Gray sprach genauso…«
***
Gegen 16 Uhr fuhr Clarendall mit Phil und mir zu den United Chemical Works, um das Werk zu besichtigen. Mr. Strong, der durch unseren Chef bereits unterrichtet worden war, empfing uns nicht gerade entzückt.
»Ich bin selbstverständlich bereit, alles so anzuordnen, wie Sie wünschen«, meinte er, »aber ich fürchte, wir vergeuden nur Zeit.«
Wohl oder übel haben wir Strong teilweise ein weihen müssen, wenigstens soweit, dass er begreifen konnte, worum es ging.
Ein wenig ärgerlich sagte ich deshalb: »Wie wir Ihnen mitteilten, ist Hopalong Gray Chemiker und Ingenieur. Ihr Unternehmen ist eine chemische Fabrik, und deshalb ist es durchaus möglich, dass er bei Ihnen Unterschlupf gefunden hat.«
Strong zuckte missmutig mit den Schultern. »Aber Sie sollten nicht vergessen, dass meine Firma sich ausschließlich auf dem Gebiet der Nahrungsmittelchemie beschäftigt, und ich sehe nicht ein, was ein Fleischbrühwürfel und ein Raketentreibsatz miteinander zu tun haben sollten.«
»Wir wollen uns trotzdem die Mühe machen«, erwiderte ich, »und je mehr Sie uns dabei behilflich sind, desto schneller geht alles vonstatten. Am besten fangen wir wohl bei den leitenden Angestellten an.«
»Von diesen sind einige in Urlaub«, entgegnete Strong. »Swiney, Crosby, Hasenclever, Morton…«
Mr. Clarendall schaltete sich ein. »Vielleicht fangen wir gerade mit diesen an«, meinte er. »In der Personalabteilung werden gewiss Fotos dieser Leute sein.«
Strong sah ihn überrascht an und nickte. »Gewiss, das wäre ein Weg.« Er zitierte ein Mädchen herbei und gab ihm den Auftrag, die Personalakten zu holen.
Das Mädchen verschwand und kam nach etwa fünf Minuten mit den Unterlagen zurück.
Clarendall betrachtete eingehend die Fotos und schüttelte den Kopf. »Diese Herren können wir alle aus dem Kreis ausschließen. Gray ist nicht darunter. Ich glaube, wir beginnen jetzt mit dem Rundgang.«
Wir begannen mit der kaufmännischen Abteilung. Strong gab niemandem eine Erklärung, wer Clarendall war, aber man hielt diesen, wahrscheinlich schon deshalb, weil er vom Chef höchstpersönlich durch den Betrieb geführt wurde, für ein großes Tier.
Um 17 Uhr war Dienstschluss. Wir musste also unseren Rundgang abbrechen, sagten aber, dass wir ihn am folgenden Morgen fortsetzen würden.
Strong lachte. »Sie vergessen, dass morgen Sonntag ist. Und wenn wir nicht augenblicklich Hochkonjunktur in unserer Branche hätten, wäre Ihr Besuch heute Nachmittag vergeblich gewesen. Die Leute, die heute hier im Betrieb sind, machen freiwillig Überstunden. - Sie müssen also schon bis Montag warten.«
Wir brachten Clarendall zu seinem Hotel zurück, wo sich inzwischen zwei unserer Beamten einquartiert hatten, um den Mann
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