0088 - Der Friedhof des Schreckens
Manager. Er fühlte sich sehr sicher mit seiner Waffe.
Ich wartete mit wachsender Spannung auf meine Chance, ihn angreifen zu können. Eine winzige Unachtsamkeit hätte mir genügt.
Doch noch war Kevin Siegel auf der Hut. Er wußte, daß ich ihm gefährlich werden konnte. Deshalb zielte er mit seinem Colt weiterhin auf mich.
»Sheila Conollys Seele wird Kelett kräftigen. Er hat davor bereits die Seelen zweier Mädchen in sich aufgenommen«, erzählte der Manager.
Ich wünschte mir, daß er den Revolver für eine Weile weglegte. Dann hätte ich ihn an meinen Fäusten riechen lassen.
»Töten?« brüllte Bill verzweifelt im Käfig. »Der gottverfluchte Dämon will Sheila töten?«
Kevin Siegel bleckte die Zähne. »Kelett hat die Absicht, sich ein kleines Heer von Dienern und Dienerinnen zuzulegen. Deshalb macht er aus Menschen seelenlose Werkzeuge, die er dann in seinem Sinn einsetzen kann.«
»Grauenhaft«, stöhnte der Reporter.
Der Manager lachte. »Ihre Frau wird zur Untoten werden. Noch in dieser Nacht, Conolly!«
Bill rüttelte an den Gitterstäben. »Lassen Sie mich sofort raus, damit ich Ihnen zeigen kann, was eine Harke ist.«
Siegel lachte gehässig. »Ich verstehe nicht, weshalb Sie sich dermaßen aufregen, Conolly. Auch Sie wird Kelett zum Untoten machen. Dann sind Sie mit Ihrer Frau wieder glücklich vereint. Was wollen Sie mehr!«
»Du Schwein!« brüllte Bill.
Er warf sich ungestüm gegen die Gitterstäbe, doch damit erreichte er gar nichts.
»Kelett will noch viele Seelen haben«, sagte Kevin Siegel ungerührt. »Wir werden sie ihm besorgen!« Er hob die Kanone und zielte damit auf meinen Freund.
Meine Nackenhaare stellten sich quer.
»Treten Sie zurück, Conolly!« befahl der Manager scharf.
Bill gehorchte.
Und ich erkannte meine Chance. Erstmals wies der Lauf des Peacemakers nicht auf meinen Bauch. Diese einmalige Gelegenheit mußte ich sofort nützen.
Ich explodierte förmlich.
Meine Handkante traf den Revolverarm des Managers. Kevin Siegel stieß einen wütenden Schrei aus. Aber der Colt fiel nicht zu Boden.
Siegel bewies, daß er als Catcher immer noch der Chef im Ring gewesen wäre. Er sprang mich blitzschnell an.
Seine Linke streifte meine Schläfe. Der Treffer hätte mich niedergestreckt, wenn ich den Kopf nicht blitzschnell zur Seite genommen hätte.
Ich konterte.
Doch Kevin Siegel wich geschickt aus und hieb mir den Colt gegen den Oberarm.
Und dann kam er Treffer, der mich kraftvoll nach hinter beförderte.
Dabei geschah etwas Seltsames!
Ich flog in Richtung Käfig. Eigentlich hätte ich mit dem Rücken gegen die grünschimmernden Stäbe prallen müssen.
Doch etwas anderes passierte: Die Stäbe wurden weicher als Gummi. Ich spürte, wie mein Körper sie berührte.
Sie bogen sich auseinander, ließen mich durch und erstarrten sofort wieder, sobald ich mich im Inneren des Käfigs befand.
Bill fing mich auf.
Ich sprang vorwärts, wollte nicht wahrhaben, daß nun auch ich in diesem Käfig gefangen war. Doch ich prallte hart gegen die dicken Stäbe.
Meine Freiheit war mir genommen.
Grinsend steckte Kevin Siegel seinen Colt weg. Er trat einen Schritt näher. »Wir sehen uns wieder, Sinclair«, sagte der Manager. »Nach der Show. Bis dann.«
Siegel drehte sich höhnisch lachend um und verschwand aus unseren Augen.
***
Die Knochenhand!
Verstört starrte Sheila Conolly sie an. Wie verrückt pochte ihr Herz gegen die Rippen. Sie beobachtete, wie sich die weißen Skelettfinger bewegten. Zuckend öffnete und schloß sich die Hand.
Doch damit nicht genug.
Unter der Erde arbeitete es weiter.
Immer länger wurden die Sprünge im Boden. Das knirschende Geräusch, das es dabei gab, jagte Sheila eiskalte Schauer über die Wirbelsäule.
Die blonde Frau sprang atemlos auf.
Im selben Moment tat sich die Erde mit einem berstenden Krachen auf. Und aus der Tiefe des Grabes erhob sich eine grauenerregende Gestalt.
Kreischend sprang Sheila Conolly zurück. Eine innere Stimme befahl ihr, zu fliehen, doch der Schock lahmte sie.
Die Beine gehorchten ihr nicht.
Weiß wie ein Laken war die hübsche Frau. Ihr Körper bebte vor Furcht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die grauenvolle Gestalt an, die dem Grab entstiegen war.
Sheila hatte ein großes Skelett vor sich.
Spinnwebendünn war das weiße, wallende Gewand, in das der Knochenmann eingehüllt war. Der kalte Nachtwind bewegte das Gewebe ständig.
Es umspielte knisternd die dürre Gestalt des Schrecklichen.
Endlich
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