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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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kaum daß Zamorra diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte. Er reichte ihm das Amulett zurück. Vorsichtig. Als handele es sich um den Riesendiamanten Kalinor, den die Engländer aus dem berühmten Taj Mahal gestohlen hatten und der heute zum unschätzbar wertvollen Kronschatz des englischen Königshauses gehört.
    »Aber eines habe ich doch noch gelesen. Den Grund dafür, warum Sie überhaupt nach einem Mann meiner Art suchten. Ich habe den Drachen von Rudrasvins Geistkörper übrigens auch gesehen…«
    ***
    Zamorra hatte das Gefühl, von einem Schlag getroffen worden zu sein. Vor diesem alten Mann existierten keine Geheimnisse!
    Zamorra nahm all seine Sinne zusammen.
    »Sie haben ihn auch gesehen? Rudrasvin, sagten Sie? Der Name sagt mir nichts.«
    »Das ist kein Wunder«, antwortete Brahmavadru. »Nur sehr wenige Menschen in Indien haben jemals von Rudrasvin gehört.«
    »Sie schon!«
    »Ich habe ein Menschenleben mit dem Studium alter Schriften verbracht. Die Götterwelt der wedischen Religion ist mannigfaltig. Vielleicht sollte ich sagen: beinahe undurchschaubar.«
    Zamorra wußte nicht, warum er plötzlich so erregt war. Er war es eben. Kein Inder sagt das, was er im Augenblick denkt. Er kreist Gedankenkomplexe ein, erläutert eine ganze Zeit lang Nichtssagendes, bis er endlich zum Kern stößt.
    Brahmavadru hatte unendlich mehr Zeit als Professor Zamorra. Und dieser Umstand ärgerte den Dämonenjäger in diesem Augenblick. Übungen fernöstlicher Geduld hatten noch nie zu seinen Stärken gehört. Wenn sich irgendeine Möglichkeit bot, packte er den Stier bei den Hörnern.
    Dämonen ließen sich auch nur in den seltensten Fällen Zeit.
    Aber gleichzeitig war auch der Weise Brahmavadru keineswegs der Mensch, der sich zur Eile drängen ließ.
    Professor Zamorra drängte zur Eile. Seine Hände wurden bereits feucht. Brahmavadru wußte etwas, doch er wollte nicht auf der Stelle damit herausrücken. Erst viel später sah Professor Zamorra ein, daß westliche Unrast nicht immer vorteilhaft sein muß.
    Er nahm den Weisen ins Verhör.
    »Sie haben von meinem ›Drachenerlebnis‹ in meinen Gedanken gelesen. Sie haben den Namen Rudrasvin genannt. Sie haben mir außerdem bedeutet, daß Sie mir helfen wollen. Muß darüber der ganze Vormittag verstreichen?«
    Brahmavadru schaute seinen Besucher an. Ein Hauch von Trauer umflorte seinen Blick.
    Doch der Weise auf dem Messingbett anwortete.
    »Ich registriere Ihre Ungeduld. Ich heiße sie nicht gut. Stellen Sie Ihre Fragen.«
    »Wozu soll ich das? Sie wissen besser, was ich von Ihnen erfahren will. Es geht um Menschenleben.«
    Der Weise nickte bedächtig.
    »Hm. Es geht um Menschenleben. Sie sind bei uns nicht soviel wert wie bei Ihnen.«
    »Das ist mir bekannt. Aber man kann die Selbstverleugnung auch übertreiben.«
    Brahmavadru verzog das Gesicht und streckte seine Beine aus. Er stand auf von seinem Messingbett. Aus den engen Gassen drang dumpf der Lärm herauf.
    »Nun gut. Ich akzeptiere Ihre Meinung. Doch ich möchte Sie gleichzeitig auch warnen: tun Sie nichts Unüberlegtes! Rudrasvin ist ein Gegner, der selbst Ihnen gefährlich werden kann. Allein werden Sie ihn nie besiegen. Und auch Ihr Amulett wird Ihnen nicht in jeder Situation helfen können. Sie sollten nicht losstürmen wie ein junges Fohlen.«
    Zamorra ließ die versteckte Maßregelung mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen. Er sah ein, daß er von Brahamavadru nur dann etwas herausbekam, wenn er sich mit dessen umständlicher Art, ein Gespräch einzuleiten, abfand.
    »Geduld ist die Mutter aller Tugenden«, sagte der Weise in diesem Augenblick und blinzelte in die Sonne. »Jetzt werde ich Ihnen vpn Rudrasvin erzählen.«
    Professor Zamorra unterbrach den alten Mann nicht mehr.
    »Bei Ihnen setze ich voraus, daß Sie die wedische Religion kennen«, meinte er. »Ich möchte sie deshalb nur in den Grundzügen schildern. Zu Ihrer Gedächtnisauffrischung vielleicht. Die wedische Religion ist älter als 5.000 Jahre. Es wird eine Vielzahl von Göttern verehrt. Die wichtigsten sind Indra, der Gewittergott, der ähnlich dem griechischen Zeus und dem germanischen Thor mit dem Donnerkeil ausgerüstet ist und aus der Hand Blitze schleudert. Dann wird Surva angebetet, der männliche Sonnengott. Und auch Asvin und Nasatya, die göttlichen Zwillingssöhne des Himmels. Doch es gibt auch Rudra unter den mächtigen Göttern. Er wird stets mit einem Bogen in der Hand abgebildet, und er schickt Tod und Krankheiten. Als

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