0088 - Die weißen Teufel von New York
sein. Habt ihr Tote gefunden?«
Er nickte ernst.
»Ja, soweit man bei den Überresten von Toten reden kann…«
»An eine Identifizierung war wohl nicht zu denken, was?«
»Doch. Anhand der Ringe und Armbanduhr wurde eine gewisse Mrs. van Helsten als die Tote ermittelt. Sie muß nach Stundenplan in der vierten Etage unterrichtet haben. Da sie im Flur der dritten Etage lag, kann man annehmen, daß sie auf der Flucht vor dem Feuer die Treppe hinablief. Auf dem Treppenabsatz im dritten Stockwerk muß sie wohl die Richtung verfehlt haben und versehentlich in den Korridor hineingelaufen sein. Dort wurde sie vielleicht ohnmächtig, sank um — und verbrannte…«
Wir schwiegen. Lange sahen wir ihm nach, als er unser Zimmer verlassen hatte.
Phil griff in die Schreibtischlade und kippte uns zwei Whisky ein. Wir tranken sie schweigend.
***
»In der zweiten Etage sind keinerlei Anzeichen von Brandstiftung gefunden worden«, sagte Reggy Moore, der Brandspezialist aus Philadelphia. »Aber wir fanden Leichen. Wir haben versucht, die Sache zu rekonstruieren, was nicht leicht war, denn Sie wissen ja vielleicht, wieviel von einem Menschen übrigbleibt, wenn er verbrennt…«
Wieder herrschte Schweigen in unserem Office. Nach einer Weile fuhr Moore fort:
»Ein Feuerwehrmann hatte zwei Kinder auf den Schultern. Ein herabstürzender Balken traf ihn… Das ist alles…«
Er brauchte nichts mehr zu sagen. Sein Gesicht war fahlgelb. Wir schenkten ihm einen Whisky ein. Er stürzte ihn hastig hinunter und verließ unser Zimmer.
***
In der ersten Etage und im Erdgeschoß waren weder Spuren von Brandstiftern, noch Opfer der Katastrophe gefunden worden. Nur wurde uns vom Leiter der Gruppe, die das Erdgeschoß unter die Lupe genommen hatte, bestätigt, was wir ohnehin schon wußten: das Feuer war von unten, also aus dem Kellergeschoß, gekommen…
Als Letzter erschien Rob Stevens, nachdem uns der Leiter der allgemeinen Ermittlungen kurz mitgeteilt hatte daß alle seine Nachforschungen bei Schülern, Eltern und Lehrern bisher ergebnislos geblieben waren. Stevens hatte das Kellergeschoß untersucht.
Er legte uns eine Skizze auf den Tisch.
»Hier ist die Treppe, die hinab in den Keller führt«, erläuterte er. »Gleich links von ihr lag ein großer Berg Koks, vielleicht zehn Tonnen. Dieser Berg war durch und durch mit Petroleum getränkt.«
Phil rieb sich das Kinn.
»Schon wieder Petroleum«, sagte er langsam. »Da müssen ja einige hundert Liter bei der ganzen Sache draufgegangen sein. Man muß doch feststellen können, wo in der letzten Zeit ungewöhnlich viel Petroleum gekauft worden ist!«
»Richtig«, sagte ich. »Dieser Spur werden wir nachgehen. Weiter, Stevens!«
»Vom Fuß der Treppe führt ein fünfzehn Yard langer Gang direkt zum Heizungskeller. Rechts und links liegen Werkräume und ein paar Verließe, die man für Abstellzwecke verwendet hat. In ihnen ist nichts Auffälliges festzustellen. Aber der Heizungskeller hat es in sich.«
Wir sahen gespannt auf. Er deutete mit dem Bleistift auf einen großen Raum, der sich nach hinten an den Heizungskeller anschloß und fensterlos war, wenn die Skizze genau war.
»Hier drinnen lagerten ungefähr fünfundzwanzig Tonnen Koks. Auch die waren mit Petroleum übergossen, aber nicht in dem starken Maß wie der Koksberg vorn an der Treppe. Um überall m Keller für die Sauerstoffzufuhr des euers zu sorgen, sind diese und diese ’enster zertrümmert worden. Hinterher ind diese drei restlichen vom Feuer geplatzt.«
Ich stutzte.
»Kann man denn nachträglich fest-'tellen, ob eine Glasscheibe vor Glut geborsten ist oder ob sie eingeschlagen vurde?«
»Mit einiger Wahrscheinlichkeit — ja. Fenster, die eingeschlagen werden, .plittern anders als berstende Scheiben. Fenster, die infolge von Glut oder gleichmäßiger Druckwellen — etwa bei einer starken Explosion — zerspringen, haben einen ganz unregelmäßigen Verlauf der Sprünge.«
»Wenn man das alles so hört, kann man jedenfalls nur sagen, daß die Brandstifter außerordentlich gründlich zu Werke gegangen sind«, sagte ich. Stevens nickte.
»O ja, das kann man bestimmt sagen.«
Er beugte sich wieder über seine Skizze.
»Hier ist die Tür zwischen Heizungskeller und Flur«, sagte er. »Diese Tür war von außen abgeschlossen! Der Schlüssel stak im Schloß, das Schloß ragte aus der Tür heraus, wie es eben der Fall ist, wenn man eine Tür abschließt.«
»Pedantische Brandstifter«, murmelte Phil. »Erst haben sie
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