0088 - Die weißen Teufel von New York
troleum übergossenes Holz. Außerden seien die Verbrennungsrückstände vor Petroleum noch nachzuweisen. Na, di' Herren müssen es ja schließlich wis sen.«
»Weiß man genau, wo das Petroleum ausgegossen wurde, Warraine? In der vierten Etage oder auf dem Dachboden? Oder auf beidem?«
Er schüttelte den Kopf.
»No. Nur auf dem Dachboden. Dort muß man aber geradezu eine Überschwemmung mit Petroleum veranstaltet haben. Alles, was an Holzresten, verkohlt oder nicht verkohlt, vom Dachboden stammt, war mit Petroleum getränkt. Wir haben soviel Stichproben chemisch untersuchen lassen, daß man diese Behauptung mit völliger Berechtigung aufstellen kann.«
»Das müssen ja dann eine Menge Kanister gewesen sein, die man hinaufgeschleppt hat!« warf Phil ein. Warraine nickte.
»Ich tippe auf zwanzig bis dreißig Kanister.«
»Das kann ein einzelner niemals geschafft haben«, gab ich zu bedenken. »Denn wahrscheinlich wurde es doch während der Nacht gemacht. Am Tage war die Gefahr einer Entdeckung doch viel zu groß.«
»Ja, das nehme ich auch an. Es muß in der Nacht gewesen sein. Um mit zwei schweren Kanistern sämtliche Treppen hinaufkommen zu können, die Kanister dort durch den kleinen Verschluß auslaufen zu lassen und wieder hinabzusteigen, braucht ein Mensch mindestens fünfzehn Minuten. Wenn man die Menge in Betracht zieht und einrechnet, daß gelegentlich kleine Verschnaufpausen hätten eingelegt werden müssen, wenn es einer allein getan hätte. Das wäre also alles in allem eine Arbeit von Stunden gewesen. Das konnte der Täter auch in der Nacht nicht riskieren.«
»Hat es ein gewisses System in der Verteilung des Petroleums gegeben?«
»Das läßt sich nicht mehr feststellen. Sicher ist nur, daß man auch die Holztreppe, die hinauf zum Boden führt, gründlich mit Petroleum getränkt hat. Vermutlich wohl in der Absicht, auf diese Weise den Brand schneller nach unten herunterzuholen.«
Er machte wieder eine Pause, denn er hatte vergessen, an seiner Zigarre zu ziehen. Jetzt war sie ausgegangen. Er gab sich Feuer und fuhr fort:
»Bei dieser Art der Verteilung des Petroleums konnte der oder konnten die Täter auch leicht die ganze Sache in Brand stecken: man braucht nur am Fuße der Treppe ein brennendes Streichholz auf die erste Stufe zu legen, schon mußte sich in Sekundenschnelle die Flamme über den ganzen Boden hinweg ausbreiten.’«
Wir schwiegen erschüttert. Es gab also einen Menschen in unserer Stadt, der mit so teuflischer Berechnung eine Schule in Brand gesteckt hatte, obgleich er wußte, daß über vierhundert Kinder in dieser Schule waren!
»Außerdem aber ist von einigen Fenstern des vierten Stockes aus Petroleum an den Hauswänden hinabgeschüttet worden. Und zwar so, daß es direkt auf der Wand entlanglief. Daraus erklärt sich meines Erachtens der ungewöhnliche Fassadenbrand. Wie mir erzählt wurde, stand ja die Hauswand in hellen Flammen…«
Phil und ich sahen uns an. Das also war des Rätsels Lösung! Nun, damit hatten wir freilich nicht gerechnet.
»Gut«, sagte ich. »Das ist saubere Arbeit. Sind sonst noch irgendwelche Dinge ermittelt worden?«
»No, das war in meiner Etage alles.«
»Sind Tote gefunden worden?«
»In meiner Etage nicht.«
Wir dankten ihm. Er ging. Eine Weile schwiegen wir. Noch einmal dachten wir an das Fürchterliche, das wir erlebt hatten. Keine Toten in der vierten Etage. Wir hatten nicht umsonst die entsetzlichsten Qualen der Hölle erlitten.
***
Stuy Veesant hieß der Kollege, der die dritte Etage mit seinen Kollegen kontrolliert hatte. Er stammte aus Frisco, und wir kannten ihn von einer früheren Gelegenheit aus Frisco her.
»Bei mir war nichts zu machen«, erklärte er. »Keinerlei Spuren dafür, daß eine Brandstiftung vorlag. Wir haben von jedem dritten Quadratmeter Boden Proben entnommen und untersuchen lassen. Nirgendwo Petroleum. Auch sonst nichts.«
Ich nickte:
»Das hatten wir nicht anders erwartet. Die dritte, zweite und erste Etage dürfte dai'in übereinstimmen. Meines Erachtens ist das Feuer im Keller und auf dem Boden angelegt worden.«
»Im Keller auch?«
»Ja. Sonst hätte das Erdgeschoß unmöglich so schnell in Flammen stehen können. Bis ein Brand sich vom Boden bis ins Erdgeschoß durchgefressen hat, vergeht eine Zeit bei einem so großen Gebäude. Aber gleich zu Beginn des Brandes standen Dachgeschoß und Erdgeschoß in hellen Flammen. Das kann nur durch eine Brandlegung im Keller und auf dem Boden erreicht worden
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