0089 - Die Werwolf-Insel
hintergehen?« fragte er tonlos.
»Es war keine Unverfrorenheit«, erwiderte der Reporter, »sondern eine Anordnung von höchster Stelle!«
Jetzt schluckte der Commander. »Wenn das so ist, dann habe ich in meinem Camp nichts mehr zu sagen!«
»Hätten wir Sie einweihen sollen?«
»Ja.«
Bill lächelte. »Hätten Sie uns auch geglaubt?«
Schweigen.
»Sehen Sie«, sagte der Reporter. »Sie hätten uns sicherlich Schwierigkeiten gemacht. Um denen aus dem Weg zu gehen, haben wir den Fall von einer anderen Seite her aufgerollt.«
»Trotzdem hätte ich informiert werden müssen«, beharrte Stafford. »Die Sache wird noch ein Nachspiel haben.«
»Meinetwegen«, erwiderte Bill schnell. »Nur tun Sie mir jetzt den Gefallen und arbeiten Sie mit uns zusammen. Es ist wirklich besser. Springen Sie einmal über Ihren eigenen Schatten?«
Die Männer schauten sich an. Bill glaubte zu sehen, wie die Gedanken, des Commanders hinter seiner hohen Stirn rotierten. Für ihn war in den letzten Minuten eine Welt zusammengebrochen. Hinter seinem Rücken war etwas geschehen, von dem er nichts wußte. Unmöglich, so etwas. Andererseits konnte dieser Reporter unter Umständen recht haben. Schließlich war auch dem Commander schon das etwas seltsame Benehmen des First Lieutenant aufgefallen, und dieser Sinclair als auch der Reporter schienen wirklich Rückendeckung von oberster Stelle zu besitzen, sonst wären sie niemals in dieses Camp hineingekommen. Außerdem war Conolly Journalist. Wenn er tatsächlich einen Bericht schrieb, wollte der Commander nicht als Trottel dastehen, der nichts gewußt hatte und sich außerdem noch wenig kooperationsbereit zeigte. Das alles wog Stafford ab, bevor er sich zu einer Entscheidung durchrang.
»Gut, Mr. Conolly«, sagte er, »arbeiten wir zusammen. Sie kennen sich besser aus, was schlagen Sie vor?«
»Ich möchte, daß van Cleef Farbe bekennt«, sagte der Reporter.
»Einverstanden, dann lasse ich ihn holen.«
Der Commander gab seinem Adjutanten Bescheid, und der verschwand. Wenig später schon war er wieder zurück. »Der First Lieutenant van Cleef ist nicht in seinem Zimmer«, meldete er.
»Haben Sie ihn suchen lassen?«
»Nein, Sir.«
»Dann machen Sie es jetzt.«
»Moment noch!« mischte Bill Conolly sich ein. »Können Sie nicht zuvor den Soldaten Sinclair holen?«
Der Adjutant schaute den Commander an, und Stafford nickte.
Aber auch John Sinclair war nicht aufzufinden.
Jetzt wurde Bill nervös. »Mir scheint, die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren!«
Der Commander schickte seinen Adjutanten hinaus, bevor er fragte: »Soll ich meine Leute mobil machen?«
»Alarm?«
»Ja.«
Der Reporter überlegte. Er entschied sich innerhalb von Sekunden. »Nein, Sir, keinen Alarm. Wenn die andere Seite merkt, daß wir ihr auf der Spur sind, kann es Ärger geben. Das heißt, ich gebe dann für John Sinclairs Leben nicht mehr viel. Ich werde es allein versuchen, wenn Sie gestatten.«
Der Commander schüttelte den Kopf. »Das gestatte ich nicht, Mr. Conolly. Ich bleibe bei Ihnen.«
Bill lächelte. »Okay, Commander!« Der Reporter war im Prinzip froh, denn Stafford kannte sich auf der Insel gut aus.
»Und was ist mit Miß Howard?« fragte er plötzlich.
Bill schluckte. »Verflixt, daran habe ich gar nicht mehr gedacht.«
Stafford war ein Mann schneller Entschlüsse. »Schauen wir bei ihr nach«, sagte er.
Bill war einverstanden.
Drei Minuten später standen sie vor Susan Howards Zimmer, doch das Girl meldete sich nicht.
»Ich glaube fast, daß wir zu spät gekommen sind«, sagte Bill Conolly rauh.
***
Der Werwolf lauschte Susans Stimme nach. Seine Haltung hatte sich gespannt, er war geschockt.
Was sollte er tun? Wie reagierte man in einer solchen Situation? Susan ahnte, daß mit ihm etwas nicht stimmte, aber sie wußte nicht, daß die Metamorphose schon so weit fortgeschritten war. Aber wegschicken konnte er sie auch nicht.
Su klopfte abermals.
Und da hatte sich van Cleef bereits entschlossen. Ja, er würde sie einlassen. Susan sollte sowieso der letzte Trumpf in seiner Hand sein, falls etwas schieflaufen sollte.
»Öffne doch!«
»Ja, ja.« Der Werwolf bemühte sich, seiner Stimme einen normalen Klang zu geben.
Er sah schrecklich aus, als er auf die Tür zuschritt. Sein Maul war geöffnet, und er war auch bereit, zuzubeißen.
Van Cleef stellte sich im toten Winkel der Tür auf, streckte seinen Arm so weit es ging nach vorn und drückte mit seiner Pranke die Klinke
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