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0089 - Killer, Kampf und Kugelregen

0089 - Killer, Kampf und Kugelregen

Titel: 0089 - Killer, Kampf und Kugelregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kampf und Kugelregen Killer
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holte tief Luft, dann sagte er:
    »Es handelt sich um meinen Sohn, er heißt Jack.«
    Jack Kennedy? Nie gehört. Ich sah Mr. Kennedy abwartend an.
    Es fiel ihm sichtlich schwer, die passenden Worte zu finden. Die Luft wurde ihm anscheinend zu knapp.
    »Hat er was getan?«, sagte ich, um ihm zu Hilfe zu kommen. »Hat er gestohlen, einen Einbruch begangen?«
    »Wenn’s das wäre, würde ich aufatmen, Mister Cotton« erwiderte er mit einem gequälten Lächeln und schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, Mister Cotton. Ich fürchte, es ist viel schlimmer.«
    Ich überlegte kurz und betrachtete mir den zweifellos am Ende seiner seelischen Kraft angelangten Mann näher.
    »Anscheinend wollen sie eine Aussage machen, die Ihren Sohn belastet, Mister Kennedy. Bevor Sie etwas sagen, möchte ich Sie doch lieber darauf aufmerksam machen, dass Sie zu einer derartigen Aussage nicht verpflichtet sind. Wussten Sie das, Mister Kennedy? Das Gesetzt kann Sie nicht zwingen, Ihren Sohn in irgendeiner Form zu belasten. Vielleicht tut es Ihnen später doch Leid, Ihrem Sohn Schwierigkeiten bereitet zu haben.«
    »Ich weiß Bescheid, Mister Cotton. Ja, Sie haben Recht, ich möchte tatsächlich eine Aussage machen, die meinen Sohn schwer belasten wird, sehr schwer sogar. Es handelt sich um den Mord an Percy Parker.«
    Phil und ich blickten uns gespannt an.
    Ich reichte Mr. Kennedy meine Zigarettenpackung. Er bediente sich, und Phil gab im Feuer. Mr. Kennedy rauchte hastig.
    Dann richtete er sich entschlossen auf. »Ich hatte heute eine Auseinandersetzung mit meinem Sohn« sagte er.
    Daher also das geschwollene Gesicht und die aufgeschlagenen Lippen, dachte ich, sagte aber nichts.
    »Wir haben uns geprügelt«, sagte er. Und seine Stimme zitterte. »Aber aus diesem Grunde bin ich nicht hier. Ich will nicht Rache üben. Er wird es schon noch von selbst bereuen, dass er seinen Vater wie ein Stück Vieh zusammengeschlagen hat.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis uns Mr. Kennedy alles erzählt hatte. Dann gab er uns ein Bild seines Sohnes. Jack Kennedy war im Profil zu sehen. Kein Zweifel, es war Jack Kennedy, der in der vergangenen Nacht den beiden Cops in die Arme gelaufen war. Die Beschreibung stimmte haargenau mit dem Foto überein. Da waren der große Leberfleck auf der rechten Wange, das kleine Muttermal am Kinn und die deformierten Ohrläppchen.
    Nach den Angaben des Vaters war Jack gegen vier Uhr morgens erst nach Hause gekommen. Der Besitz des Geldes, die Auseinandersetzung des Vaters mit seinem Sohn heute-Vormittag, Jacks merkwürdige Fragen bezüglich Todesstrafe usw. - ja, das waren alles Punkte, die Jack schwer belasteten.
    Schließlich erzählte Mr. Kennedy noch, dass sein Sohn schon seit Wochen ohne Arbeit wäre. Jack sei zwar jeden Morgen zur gewohnten Zeit losgegangen, habe jede Woche sein Kostgeld abgegeben, könne sich aber nur herumgetrieben haben. Vor einer Stunde erst hatte sein Vater mit dem Chef der »Snyder, Son & Cie.« gesprochen. Der Bauunternehmer Snyder hatte persönlich in seinen Büchern nachgesehen und festgestellt, dass der Hilfsarbeiter Jack Kennedy schon vor sechs Wochen 32 fristlos wegen ungebührlichen Benehmens entlassen wurde.
    Ich unterrichtete Mr. Kennedy nicht davon, dass Jack jetzt im dringenden Verdacht stand, an der Ermordung Percy Parkers beteiligt zu sein. Ich verabschiedete ihn und sagte, man müsse abwarten. Schließlich war sein Sohn ja noch lange nicht als Mörder überführt.
    Wenig später wurde der Fahndungsbefehl über Fernschreiber und Funk an alle Polizeidienststellen, Streifenwagen usw. durchgegeben. Plakate wurden gedruckt.
    Und die Fernschreiber tickten:
    »Gesucht wird Jack Kennedy - neunzehn Jahre alt…«
    ***
    »Hallo, Jackieboy«, rief Rudy Fisher jovial, als er Jack in der Espresso-Diele am Thalia-Theater begrüßte. Jack Kennedy saß auf einem Barhocker neben der Espresso-Maschine, Sie zogen sich in eine Nische zurück, wo sie ungestört waren und den Raum gut übersehen konnten.
    Sie tranken eine Tasse Kaffee.
    »Du machst ja schöne Sachen«, lächelte Fisher. »Mir so einen Schreck einzujagen.«
    Jacks Mut, den er vorhin am Telefon bewiesen hatte, war in Fishers Gegenwart zusammengeschmolzen wie ein Stück Eis unter einem Infrarot-Strahler.
    Er war jetzt wieder der hilflose kleine Junge, der sich vor seinem Lehrmeister fürchtete.
    »Ich schwebe ja schließlich in höchster Gefahr«, sagte er zwar immer noch ein klein wenig trotzig, aber es klang doch schon recht kleinlaut.

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