0089 - Killer, Kampf und Kugelregen
sagen. Nehmen Sie doch bitte im Arbeitszimmer Platz.«
Mrs. Sanders dirigierte uns in das geschmackvoll ausgestattete Zimmer ihres Mannes. Wir setzten uns an einen Klubtisch, um den einige schwere Sessel gruppiert waren, in denen man fast versank.
Wenig später trat der Hausherr ein.
»Behalten Sie Platz, meine Herren«, sagte er konziliant.
Wir standen selbstverständlich dennoch auf und stellten uns nochmals vor.
Der dicke Chefredakteur lud uns wieder zum Sitzen ein, während er sich an der Hausbar zu schaffen machte und einen Drink mixte. Dann brachte er das Tablett mit den Gläsern und stellte es auf dem Klubtisch ab. Es war ein Manhattan, den er uns anbot.
Wir tranken, und ich zerkaute genussvoll die Olive.
Dann eröffnete ich das Gespräch.
»Wir hatten uns ja schon kurz telefonisch unterhalten. Mister Sanders.«, sagte ich einleitend. »Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns jede Kleinigkeit mitteilen würden, die uns auf die Spur der Gangster bringen könnte. Ich denke, wir sind da völlig einer Meinung, dass der Mord an Percy Parker das Werk einer Clique ist, die es verstanden hat, in einigen industriellen Betrieben einen gewissen Einfluss zu erhalten. Ich brauche Ihnen wahrscheinlich nicht erst zu erzählen, dass man nur sehr schwer an die Leute herankommt. Denken sie an die skrupellose Geschäftemacherei mit der Arbeitskraft von New Yorker Hafenarbeitern, die eine kleine Bande als gewerkschaftliche Arbeit zu verbrämen suchte. Das gleiche erlebten wir bei New Yorks Taxifahrern. Und jetzt versuchen einige Gangster in verschiedenen Textilfirmen ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. Im letzten Jahrzehnt wurden gewiss viele Erfolge der City Police und der State Police verbucht, aber immer wieder bildeten sich Gangs, die in die Betriebe einsickerten und mit brutaler Gewalt die Macht an sich rissen. Wer nicht spurte, nun - wir wissen alle, was mit diesen Leuten geschah. Dem einen fiel eine schwere Kiste auf den Kopf, dem anderen zertrümmerte ein Ladehaken die Schädeldecke…«
»…dem einen wurde in einer dunklen Straße auf gelauert«, mischte sich Phil ein, »und er wurde derart verprügelt, dass ihm die Lust verging, aufzumucken. Oder die Verbrecher gingen zur Erpressung über. Sie drohten den Leuten, die Widerstand leisten wollten, ihren Kindern, wenn sie noch klein waren, was anzutun. Die Skala reichte vom direkten Mord oder von einem als ›Arbeitsunfall‹ kaschierten Mord über Prügel bis zur gemeinsten Erpressung.«
»Und das Ausland verallgemeinert dann solche Vorkommnisse, womit es dann zu ganz falschen Schlüssen kommt«, sagte Robert Sanders bitter. »Die Gewerkschaften werden in Dinge hereingezogen, mit denen sie nichts zu tun haben.«
»Das Ausland soll sich an die eigene Nase fassen. Soll jeder erst mal den Dreck vor der eigenen Tür wegkehren, bevor er andere kritisiert«, erwiderte ich mit Nachdruck.
»Hoffen wir unabhängig davon, dass sich bald kein Gangster mehr in unseren Betrieben breit machen kann«, bemerkte Mr. Sanders.
»Das ist unsere Aufgabe, und dafür werden wir bezahlt«, sagte ich. »Außerdem wissen Sie ja, Mister Sanders, dass unser höchster Chef in Washington brennend an der Lösung dieses Problems interessiert ist. Wir sind es übrigens auch«, fügte ich hinzu.
Phil bekräftigte meine Worte mit einem nachdrücklichen Kopfnicken.
»Nun zur Sache«, fuhr ich fort. »Aus dem Material, das Parker beschaffte und das Sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben, konnten wir entnehmen, dass die Spuren auf die so genannte ›Textilunion‹ hinweisen, die ihren Sitz in Brooklyn hat. Die Häupter dieser Gruppe, die sich bisher vergeblich um die Aufnahme in einen Gewerkschaftsverband bemühte, sind Samuel Fitzgerald, Clark Ellington, Richard Donlevy und Manuel Tarsini. Der Boss ist Fitzgerald, die Gruppe wird daher seit langem offiziell als Fitzgerald-Gruppe bezeichnet. Vor einem halben Jahr standen auf Grund der Ermittlungen Parkers diese vier ›Arbeiterführer‹ vor einem Untersuchungsausschuss des Senats, vor dem sie sich verantworten mussten. Leider reichte das Material nicht aus, die Bosse hatten auch zu gute Rechtsanwälte, und die vier Gentlemen konnten weiter ihr schmutziges Handwerk ausüben. Parker hat weitere Nachforschungen angestellt. Er machte sich an zwei Arbeiter heran, die bereit waren, auszusagen. Sie haben auch ausgesagt, aber leider nicht vor der Öffentlichkeit, denn bevor sie noch dazu kamen, wurde Parker vor ihren Augen
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