009 - Dämonen-Duell
gehen.
»Machen Sie sich einen schönen Nachmittag mit Ihrer Frau«, sagte sein Chef. »Gehen Sie mit ihr ins Kino – oder so.«
»Sie hat heute Waschtag«, gab St. John zurück. »Danach ist sie meistens zu nichts mehr zu gebrauchen, aber uns wird schon irgend etwas einfallen.«
»Davon bin ich überzeugt. Ihr habt ja erst zwei Kinder.«
St. John lachte. »Dabei wollen wir es auch belassen.«
Sein Chef schlug auf das Wagendach. »Grüßen Sie Vera von mir.«
»Mach’ ich.«
»Sagen Sie ihr, daß ich beim nächsten Betriebsfest wieder mit ihr rechne. Sie ist eine hervorragende Tänzerin.«
»Hab’ ich ihr beigebracht.«
Der Chef grinste. »Sollte man nicht für möglich halten.«
»Ich war nicht immer so ein Schwergewicht wie heute.«
»Das weiß ich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Sie bei uns angefangen haben.« Der Chef schlug noch einmal auf das Dach des Fahrzeugs. »Also, schöne Grüße zu Hause.«
Georg St. John fuhr los. Wenn Vera mit dem Waschen noch nicht fertig war, würde er ihr helfen, und dann würden sie einen netten, unbeschwerten Nachmittag zusammen verbringen. Von morgen an würden sie einander längere Zeit nicht sehen. Geplant waren vierzehn Tage, aber wenn es Schwierigkeiten in Liverpool gab, konnten auch drei Wochen daraus werden.
Er überquerte auf der Lambeth Bridge die Themse, fuhr die Lambeth Road bis zur Borough Road hoch und war wenig später zu Hause. Er stellte seinen Wagen, einen silbermetallicfarbenen Datsun Stanza, auf dem gemieteten Parkplatz ab und fuhr mit dem Lift zum siebten Stock hinauf.
Auf sein Läuten wurde ihm nicht geöffnet. Er schloß auf. Vera konnte auch im Bad sein. Oder unter der Trockenhaube. Nach dem Wächewaschen drehte sie sich fast immer die Haare ein.
Stille in der Wohnung.
»Vera! Bist du da?«
Keine Antwort.
George St. John warf in alle Räume einen Blick. In der Küche spielte das Radio so leise, daß man es nicht hörte, wenn die Tür geschlossen war. Deshalb mußte Vera auch vergessen haben, es abzustellen. Irgendwo im Haus fing eine Schlagbohrmaschine zu dröhnen an. St. John drehte das Radio ab, verließ die Wohnung, ließ die Tür hinter sich zuklappen. Jemand schnappte ihm den Lift weg.
Also lief er die sieben Stockwerke zu Fuß hinunter.
Erdgeschoß.
Keller.
Waschküche.
George St. John öffnete die Tür, und im selben Moment prallte er entsetzt zurück…
***
Mira Montero!
Ein außergewöhnliches Mädchen. Vladek Rodensky hatte den leisen Verdacht, daß mit ihr irgend etwas nicht stimmte. Sie war sehr schön. Trotzdem hatte sie nichts Anziehendes an sich. Sie schien Kälte zu verströmen. Der Brillenfabrikant dachte an die Tür, die sich plötzlich nicht mehr öffnen ließ. Zauberei. War Mira Montero dafür verantwortlich?
»Verzeihen Sie mir mein Eindringen«, sagte Vladek Rodensky, »aber ich wartete im Kundenraum, und es kam niemand.«
»Ich muß das Zeichen überhört haben«, sagte das schwarzgekleidete Mädchen. Es kam langsam näher.
Vorsicht, dachte Vladek. Sie ist gefährlich. Er spürte das mit jeder Faser seines Körpers.
»Was wünschen Sie?« fragte das Mädchen.
»Eigentlich wollte ich mit Mr. Montero sprechen.«
»Er ist im Moment nicht hier. Ich bin seine Tochter. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
Vladek kratzte sich am Kopf. Er rückte seine Brille zurecht und wurde das Gefühl nicht los, daß dieses Mädchen scharf auf sein Leben war. Er fragte sich, ob es klug war, Tony Ballards Anwesenheit zu erwähnen.
»Was führt Sie hierher, Mister…«
»Rodensky. Vladek Rodensky. Aus Wien.«
»Aha. Nun, Mr. Rodensky?«
»Sagen Sie, wieso kriege ich die Tür plötzlich nicht mehr auf?«
Mira Montero lächelte kalt. »Dafür habe ich gesorgt.«
»Sie?«
Das Mädchen nickte. »Damit wir ungestört sind.«
Mir ist alles klar! dachte der Brillenfabrikant. »Ich bin wegen des verschwundenen Leichnams hier«, sagte er. Es war ein Frontalangriff. Vladek wollte sehen, wie das Mädchen darauf reagierte.
Sie hatte sich gut unter Kontrolle, zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Wieso interessieren Sie sich dafür, Mr. Rodensky?«
»Nun, ich habe davon in der Zeitung gelesen und bin so etwas wie ein Amateurdetektiv.«
»Haben Sie schon mal einen Fall aufgeklärt, Mr. Rodensky?«
»Aber ja, einige.«
»Diesen werden Sie nicht aufklären!« sagte das Mädchen plötzlich heiser, und auf einmal begannen ihre Augen zu glühen.
***
Verstört starrte George St.John in die Waschküche. Auf dem
Weitere Kostenlose Bücher