009 - Dämonen-Duell
überrascht zu werden.
Schritte draußen vor dem Haus.
Zapor Xant sprang auf. Er eilte zum Fenster und erhaschte gerade noch einen Blick auf den breiten Rücken seines Bruders Cula.
Die Eingangstür knallte. Augenblicke später betrat Cula den Raum, der mit alten, schäbigen Möbeln und Kisten eingerichtet war.
Hände und Mund waren blutverschmiert. Cula machte einen satten, zufriedenen Eindruck. Er setzte sich grinsend.
»Wo warst du?« wollte Zapor Xant wissen.
»Drüben«, sagte Cula und wies mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.
Zapor Xant warf einen beunruhigten Blick zu dem achtstöckigen Haus hinüber. Dann durchbohrten seine Augen den Bruder. »Hast du dort drüben einen Menschen umgebracht?«
»Eine Frau«, sagte Cula grinsend.
»In ihrer Wohnung?«
»In der Waschküche. Sie war allein. Ich habe sie überrascht.«
Cula lachte. »Meine Güte, hatte die Angst.«
»Verdammt, habe ich euch nicht ausdrücklich gesagt, in unserer unmittelbaren Umgebung wird so etwas nicht getan? Wieso hältst du dich nicht dran?«
»Ich hatte Hunger. Der Mordtrieb war zu stark, er hat mich überwältigt.«
»Weißt du nicht, in was für Schwierigkeiten du uns damit bringen kannst?«
Cula winkte ab. »Niemand kann uns etwas anhaben. Wir sind Dämonen.«
»Es gibt Dämonenjäger.«
»Mit denen werden wir fertig.«
»Nimm bloß den Mund nicht so voll. Wir können keinen Zweifrontenkrieg gebrauchen. Wir müssen uns auf die Monteros konzentrieren, geht das in deinen blöden Schädel nicht rein?«
»Was hat es jetzt noch für einen Sinn, zu schreien?« gab Cula ärgerlich zurück. »An dem, was ich getan habe, ist nichts mehr zu ändern. Niemand kann die Frau wieder lebendig machen!«
»Liegt sie noch in der Waschküche?«
»Ja.«
»Da darf sie nicht liegenbleiben«, sagte Zapor Xant. »Wenn man sie findet, wird die Polizei alarmiert. Dann kommen die Bullen auch zu uns.«
»Wenn schon, die müssen sich vor uns in Acht nehmen.«
Zapor Xant schüttelte zornig den Kopf. »Du begreifst nichts, aber auch gar nichts. Wir wollen uns hier im Verborgenen auf einen Schlag gegen die Monteros vorbereiten, und du tust so etwas Un- überlegtes. Ich hätte Lust, dich dafür hart zu bestrafen!«
Cula erschrak. Er streckte abwehrend die langen Arme aus. »Das wirst du doch nicht tun, Zapor Xant. Ich bin dein Bruder!«
»Du bist ein hirnloses Geschöpf!« knurrte Zapor Xant.
»Du brauchst mich, wenn es gegen die Monteros geht!«
»Ja, leider. Das ist der einzige Grund, weshalb ich dich verschone.«
Die Haustür fiel wieder zu. Josin trat ein. Er sah sowohl Zapor Xant als auch Cula ähnlich. Ihm fiel sofort auf, daß die Atmosphäre gespannt war. Er sah das Blut an den Händen und im Gesicht seines Bruders und glaubte zu wissen, was geschehen war. Dennoch fragte er.
»Er war drüben, hat eine Frau getötet«, sagte Zapor Xant grimmig.
»Die Versuchung ist ja auch wirklich sehr groß«, meinte Josin.
»Ständig hat man diesen Wohnkasten vor Augen, weiß, daß dort viele Menschen wohnen und darf sich keinen holen.«
»Sag bloß, du hast Verständnis für das, was Cula getan hat!« fuhr Zapor Xant seinen Bruder an. »Dann bist du genauso blöd wie er.«
Josin gab keine Antwort.
Er wollte nicht Stellung beziehen. Weder auf Culas noch Zapor Xants Seite.
Denn in beiden Fällen hätte er einen Bruder gegen sich gehabt. Er setzte sich auf eine Kiste.
Heute war es seine Aufgabe gewesen, sich um die Monteros zu kümmern.
»Was hast du zu berichten?« fragte Zapor Xant. Cula würdigte er keines weiteren Blickes mehr.
»Mort Montero machte mit Poll und Faku eine Fahrt ins Grüne. Ich bin ihnen gefolgt. Mira blieb im Bestattungsinstitut.«
»Die Gelegenheit wäre günstig gewesen, sie anzugreifen«, sagte Zapor Xant.
»Ich konnte nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen«, erwiderte Josin. »Ich mußte mich rasch entscheiden, und ich denke, es war gut, daß ich Mort Montero und seine Freunde verfolgt habe.«
»War es keine harmlose Fahrt aus der Stadt?«
»Ganz und gar nicht. Sperr deine Ohren auf, Bruder. Was glaubt du, wohin sich die drei begeben haben?«
»Komm schon, mach’s nicht so spannend«, sagte Zapor Xant unwirsch.
»Schon mal von einer Burg namens Death Stone gehört?«
»Selbstverständlich. Sie wurde auf einem Felsen errichtet, den man den Todesstein nannte, weil dort viele Menschen ihr Leben verloren. Heute ist die Burg nur noch eine Ruine.«
»Als die Burg noch in Ordnung war, wer wohnte da in
Weitere Kostenlose Bücher