009 - Dämonen-Duell
Mund, tropften in den Sarg, auf die Leiche.
Das Glühen brannte sich in den toten Körper. Chuck Guiness’ Leib nahm dieses rätselhafte Glühen an. Er strahlte bald genauso wie die Augen der Umstehenden.
Eine gespenstische Szene.
Unheimlich hallten die fremden Worte durch den Raum. Das Glühen der vier Augenpaare nahm allmählich ab. Es erlosch schließlich, und mit diesem Erlöschen verschwand auch das Glühen im Sarg.
Jedoch nicht nur das Glühen.
Sondern auch Chuck Guiness.
Der Millionär war nicht mehr vorhanden. Der Sarg war leer.
***
Mort Montero nickte zufrieden. »Einer mehr. Es hat wieder ausgezeichnet geklappt.«
»Ich habe nicht daran gezweifelt, daß es auch diesmal gelingen würde«, meinte Mira.
Der Leichenbestatter wandte sich an seine Gehilfen. »Poll, Faku, bringt die Puppe.«
Die beiden eilten davon. Mira blickte ihren Vater lächelnd an.
»Wir werden stark und mächtig. Du wirst dich schon bald zum König der Nacht krönen können.«
»Und du wirst an meiner Seite regieren. Unsere Herrschaft wird hart und grausam sein. Wir werden alle unsere Gegner brutal vernichten.«
»Vor allem Zapor Xant«, sagte Mira haßerfüllt. »Er ist mir schon lange ein Dorn im Auge.«
»Er soll ein qualvolles Ende erleiden«, sagte Montero grimmig.
»Wir werden ihm zeigen, daß wir stärker sind als er und seine Brüder Cula und Josin. Ihre Existenz wird bald der Vergangenheit angehören. Wer sich danach nicht auf unsere Seite schlägt, wird von uns als Feind gebrandmarkt und vernichtet.«
»Ich freue mich auf den größten Tag in deinem Leben, Vater.«
Poll und Faku kehrten zurück. Sie trugen eine lebensgroße Puppe, die sie in den Sarg legten, der von ihnen auf geheimnisvolle Weise geleert worden war. Nun lag Chuck Guiness wieder an seinem Platz.
Montero grinste. »Sieht er nicht genauso aus wie der echte Tote?«
»Er sieht ihm zum Verwechseln ähnlich«, sagte Mira. »Du bist ein Künstler, Vater.«
Mort Montero legte einen Arm um seine Tochter. »Morgen werden sie ihn beerdigen. Eine Puppe. Die Ersatzleiche. Und sie werden keine Ahnung haben, wo sich der echte Tote befindet. Sie werden nicht einmal wissen, daß sie eine Attrappe zu Grabe getragen haben…«
***
Einen Vormittag lang wurde der Ebenholzsarg aufgebahrt. Viele Menschen schritten daran vorbei. Alle empfanden tiefe Trauer.
Einige weinten sogar, denn der Tod des Millionärs war ein schmerzlicher Verlust. Er war zu allen Menschen gut gewesen. Man verglich ihn manchmal mit einem verständnisvollen Vater, zu dem man mit allen Sorgen kommen konnte. Immer hatte er für seine Mitmenschen ein offenes Ohr gehabt. Er war niemals geizig gewesen, es gab zahlreiche wohltätige Stiftungen, die er geschaffen hatte, und er unterstützte auch privat arme, notleidende Familien.
Hart und unnachgiebig war er nur dann, wenn er bemerkte, daß man ihn ausnutzen wollte. Diejenigen, die das versuchten, bekamen zu spüren, daß er in seinem Zorn auch unerbittlich sein konnte.
Ein Blumenmeer umgab den Sarg.
Auf schwarzen Kranzschleifen glänzten goldene und silberne Buchstaben.
»Wir werden dich nie vergessen.« – »Du warst uns immer ein guter Freund.« – »Bitte für uns.«…
Um vierzehn Uhr nahm das Begräbnis seinen Lauf. Der Sarg, in dem jedermann die sterbliche Hülle des Millionärs vermutete, wurde aus der Kapelle getragen. Die Totenglocke wurde geläutet.
Ihr Klang begleitete Chuck Guiness auf seinem allerletzten Weg, und viele Menschen gaben ihm das letzte Geleit. Endlos lang schien der Trauerzug, der sich durch den Friedhof schlängelte.
Mort Montero, der die Zeremonie arrangiert hatte, befand sich im Gefolge. Poll und Faku trugen den Sarg mit vier anderen Männern.
Voran ging der Priester. Er hielt ein geweihtes Silberkreuz an einem langen Stab.
Montero, Poll und Faku vermieden es, dieses Kreuz anzusehen.
Sie hatten allen Grund dazu.
Eine Kapelle spielte den Trauermarsch.
Der Himmel war grau. Es hatte den Anschein, als wollte er an einem solchen Tag nicht strahlen.
Noch fünfzig Meter bis zum Grab.
Da passierte es. Einer der Sargträger stolperte. Er verlor die Balance. Der Messinggriff entglitt seiner Hand. Dadurch war die Last unverhofft ungleich verteilt. Träger Nummer zwei erschrak. Die Kettenraktion ging weiter, und ehe es zu verhindern war, knallte die Totenkiste auf den Boden. Der Deckel platzte regelrecht auf. Die Trauergäste sahen den »Leichnam«, der sich durch den Aufprall auf die Seite gedreht hatte. Jemand
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