009 - Das Geheimnis der Statue
Höhle und drangen in einen langen Gang ein. Die Luft wurde merklich stickiger und trockener, enthielt aber immer noch genug Sauerstoff, um zu atmen.
Wie schon beim ersten Mal fühlte Ken Randall sich auch diesmal wie lebendig eingemauert. Er glaubte, das Gewicht der Gesteinsmassen, unter denen sie sich bewegten, auf seinen Schultern zu spüren. Unbewusst fürchtete er jeden Augenblick, dass die Decke dem enormen Druck nachgeben und sie unter sich begraben würde.
Während sie den Gang entlanggingen, der immer wieder durch weitere Höhlen führte, achtete er darauf, ob sich wieder das geheimnisvolle Locken in seinem Inneren spüren ließ, dass ihn beim ersten Mal befallen hatte. Damals war er dem mentalen Locken unterlegen gewesen. Wie eine willenlose Marionette hatte er dem Gefühl folgen müssen. Es war erst erloschen, nachdem er die Statue gefunden hatte und stellte ein weiteres Rätsel dar, das das Standbild umgab und das er lösen wollte.
Aber diesmal machte es sich nicht bemerkbar.
Sie brauchten rund drei Stunden, bis sie den unterirdischen Friedhof endlich erreichten. Nichts deutete darauf hin, dass die Bulowas ihre Annäherung bemerkt hatten. Zumindest wurden sie nicht ein einziges Mal behelligt und auch von Verfolgern war nichts zu bemerken.
Doch Randall wusste, dass das nicht viel zu bedeuten hatte. Die Barbaren vermochten sich mit solcher Geschicklichkeit zu bewegen, dass er sie trotz seiner Ausbildung unter Umständen nicht einmal entdecken würde, wenn sie nur wenige Meter von ihm entfernt wären.
Dann standen sie vor dem torartigen Durchgang, dessen Ränder zahlreiche primitive, in den Stein gehauene Verzierungen aufwiesen. Dahinter lag die wohl größte Höhle, die er je gesehen hatte. In symmetrischer Anordnung waren unzählige Geröllhaufen auf dem Boden aufgeschichtet, die die Gräber der Bulowas darstellten.
Der Anblick schlug ihn auch diesmal wieder in seinen Bann und Tanya Genada, die zwar von der Höhle gehört, sie aber noch nie gesehen hatte, war noch mehr beeindruckt. Nur für Pieto stellte der Anblick nichts Besonderes dar. Er war schon oft hier gewesen.
Sie traten zwischen den Grabreihen weiter vor. Das Licht der Scheinwerfer riss die humanoid geformte Statue erst aus der Dunkelheit, als sie bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten. Das unbekannte, licht schluckende Material hob sich kaum gegen den dunklen Hintergrund ab. Die Statue schien aus purer manifester Finsternis geschaffen zu sein. Im Gegensatz zu normalem Gestein, reflektierte sie das Licht nicht im Geringsten, sondern schien es vielmehr in sich aufzusaugen.
Plötzlich trat ein Schatten hinter der Statue hervor. Tanya Genada und Pieto keuchten erschrocken auf, als das Licht ihrer Taschenlampen das Gesicht des Fremden aus dem Dunkel riss.
Ken Randall war nicht einmal dazu fähig. Wie gebannt starrte er die Gestalt an. Sie bot einen Anblick, der ihm so vertraut wie kein anderer war. Seine Gedanken überschlugen sich, ohne dass er in der Lage war, einen einzigen bewusst zu Ende zu denken.
Was er vor sich sah war … er selbst!
*
Instinktiv duckte sich William Nolan tiefer hinter die Felsen. Es war eine sinnlose Maßnahme, da der Energiestrahl sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegte und auf diese kurze Entfernung sein Ziel bereits im Augenblick seines Entstehens traf.
Doch war der Strahl weder auf ihn, noch auf die Bulowas gezielt, sondern lediglich auf die Baumkronen über ihnen. Drei weitere Energieblitze schlugen dort ein.
Wie riesige Fackeln loderten die Bäume auf. Das Geäst verbrannte in der sengenden Glut so schnell, dass nur noch winzige Ascheflocken herabrieselten. Übrig blieben lediglich die verkohlten Baumstümpfe.
Ein blasser Lichtstrahl zuckte heran. Es handelte sich um einen Schocker-Leitstrahl.
Wirkungslos glitt er an einem Felsen ab.
Die Flugscheiben der Kyphorer hatten den Felsring inzwischen umzingelt. Sie schwebten in einer Höhe von knapp sieben Metern.
»Ergebt euch«, erklang eine durch Lautsprecher verstärkte Stimme. »Ordnet euch dem Bund von Dhuul-Kyphora unter und euch wird nichts geschehen. Wir verlangen lediglich die Herausgabe des Rebellen, der unter euch weilt.«
Damit war er gemeint, registrierte Nolan. Schon Mon-Tar hatte ihn so bezeichnet. Es sah so aus, als ob es eine Widerstandsgruppe gegen das Reich der Transmitter-Herren gab. Dadurch, dass er nicht von Phönix stammte und gegen die Kyphorer gekämpft hatte, hielt man ihn für einen der
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