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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Es konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, wer dieses Gerücht in Umlauf gesetzt hatte. Viele belächelten es auch, aber andere erinnerten sich dafür um so genauer an seltsame Begebenheiten im Zusammenhang mit dem Herrn von Gilding, so daß ihm nichts anderes übrigblieb, als Heidelberg fluchtartig zu verlassen. Wäre er geblieben, hätte man ihm bestimmt den Prozeß gemacht.«
    »Dieses Gerücht habe ich auch schon gehört«, erwiderte ich, »und zwar von den Neidern, die sich Mudt inzwischen hier in Konstanz geschaffen hat.«
    »Ich habe dies aber von einem Reisenden gehört, der aus Heidelberg stammte«, sagte Eustache. »Dieser Mann hatte bestimmt keinen Grund zur Eifersucht. Es war der Kanonikus von Wienloch.«
    Nun, das alles bewies noch nicht, daß Mudt ein Dämon war, aber ich beschloß, ihn mir einmal genauer vorzunehmen. Als ihn die ihn umschwärmenden Damen für einen Augenblick freigaben, war ich sofort an seiner Seite. Ich stellte mich vor und bat ihn um ein Gespräch.
    »Ihre Aussprache läßt nicht erkennen, daß Sie Franzose sind, Baron de Conde«, schmeichelte er mir. »Wußten Sie eigentlich, daß die Damen der Gesellschaft kaum ein anderes Gesprächsthema als Ihren Kampf gegen die Hexen und Vampire kennen? Sie sprechen freilich mit Schaudern, aber auch nicht ohne eine gewisse Koketterie darüber. Sind Sie gerade wieder auf Hexenjagd?«
    »Ein leidenschaftlicher Jäger wittert immer und überall Spuren und Fährten und hört nie auf, das Wild zu verfolgen«, erwiderte ich. »Im übrigen darf ich Sie berichtigen. Meine Opfer sind nicht nur Hexen und Vampire, sondern alle Dämonen.«
    »Ach ja, Sie haben ja diesen modischen Begriff erfunden«, sagte er leicht amüsiert. »Dämonen! Darunter fallen wohl auch die Wurzelweiber und wunderlichen Eremiten, oder?«
    »Sie besitzen einen eigenwilligen Humor, Herr von Gilding. Dieser war es wohl auch, der Ihnen in Heidelberg solchen Erfolg beschieden hat. Mußten Sie deshalb die Flucht ergreifen?«
    Für einen Moment blitzte es in seinen Augen auf, dann zeigte er wieder sein gewinnendes Lächeln. »Ich flüchtete vor den Frauen.«
    »Und vor den Gerüchten.«
    »Gerüchte, die Ehemänner in Umlauf brachten, die sich gehörnt wähnten.«
    »Sie faszinieren mich, Herr von Gilding«, sagte ich und hoffte, daß es aufrichtig klang. »Darf ich Sie morgen mittag zum Essen bitten? Ich würde mich freuen, Sie im Gasthof Zum heiligen khindlein zu treffen. Es kann bestimmt nicht unter Ihrer Würde sein, dort einzukehren.«
    Er lächelte noch immer, als er sagte: »Seit ich in Konstanz bin, habe ich etwas gelernt, das ich mir immer zu beachten schwor. Schlage einem Mann der Inquisition nie etwas aus, denn man weiß nicht, wann man seiner Hilfe noch bedarf. Ich werde mich pünktlich zum Verhör einfinden. Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Baron. Die Damen warten.«
    In der Tat konnten es die Damen kaum erwarten, ihn wieder unter ihre Fittiche zu nehmen.

    Am nächsten Tag ging ich gleich in aller Frühe zu August Rensacker, von dem man mir gesagt hatte, daß er der beste Kupferstecher in Konstanz sei. Er war ein verhutzeltes, ständig dienerndes Männchen mit einem Kneifer auf der Nase. Schweigend hörte er sich meinen Wunsch an und versprach, mir sein Können zur Verfügung zu stellen.
    »Ich werde mich im Gasthof Zum heiligen khindlein einfinden und an einem Tisch nahe von Euer Gnaden Platz nehmen«, wiederholte er meine Anweisung. »Euer Gnaden werden einen Gast bei sich haben. Von diesem werde ich eine Zeichnung anfertigen, die ich dann in Kupfer steche. Die Zeichnung soll naturgetreu sein. Es ist wichtig, daß der Gast nichts bemerkt. Ist es so richtig, Euer Gnaden?«
    Ich nickte und fragte: »Wann kann ich die Druckplatte abholen lassen?«
    »Gebt mir vier Tage Zeit, und ich werde mich selbst übertreffen, Euer Gnaden.«
    »Zwei Tage müssen genügen«, erklärte ich und ging.
    Daß ich mich mit Mudt ausgerechnet im Gasthof Zum heiligen khindlein traf, war als eine Art Wiedergutmachung an Equinus zu verstehen, dem gegenüber ich mich schändlich benommen hatte. Aber ich hatte auch noch einen Hintergedanken. Wenn Mudt wirklich ein Dämon war, dann würde er sich in einem Lokal, das nach einem Mitglied der Heiligen Familie benannt war, bestimmt nicht besonders wohl fühlen. Ich wollte ihn leiden sehen.
    Aber Mudt ließ sich nichts anmerken. Er aß die vorgesetzten Speisen mit großem Appetit und vergaß nicht, Brunhilde ob ihrer Kochkünste zu loben. Es

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