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009 - Mordaugen

009 - Mordaugen

Titel: 009 - Mordaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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am Schrank vorbei war
so eng, daß zwei Personen gleichzeitig nicht nebeneinander gehen konnten.
    »Wohnen Sie
allein im Haus?«
    »Ja.«
    Sie hatte
keine Scheu, ihm dies zu bestätigen. Der Gedanke, daß er möglicherweise mit
ganz anderen Absichten gekommen sei, daß er ihre Lebenssituation kannte, schien
ihr überhaupt nicht zu kommen.
    Alte Leute,
zumal wenn sie allein lebten, waren von Natur aus mißtrauisch.
    Mrs. Link
schien ein solches Mißtrauen nicht zu kennen. Oder - sie fühlte sich sicher...
    Die Frau
erschien ihm um so rätselhafter, je länger er sich in ihrem Haus aufhielt.
    »Es ist sehr
nett von Ihnen, daß Sie mir die Möglichkeit bieten, anzurufen. Ich hoffe, daß
alles klappen wird.«
    »Rufen Sie
bei Jim an«, warf Mrs. Link ein. Sie drückte die angelehnte Tür ganz auf. Im
dahinterliegenden Raum standen englische Stilmöbel. Es brannte eine
dreiflammige Stehlampe. Auf dem Schirm aus vergilbtem Pergament war eine
Reiterszene abgebildet.
    »Wer ist
Jim?«
    »Er besitzt
die kleine Tankstelle, etwa 12 Meilen von hier entfernt. Nebenbei macht er auch
Reparaturen.«
    »Ob mir damit
gedient ist, wage ich zu bezweifeln, Missis Link. Ich brauche einen Fachmann,
der weiß, wo’s langgeht. Mein Auto ist nicht mehr das jüngste.«
    »Jim ist -
Tüftler. Schwierige Probleme sind seine Spezialität... Moment, ich such Ihnen
die Nummer heraus. Ich glaube, daß Sie auf diese Weise am schnellsten zum Ziel
kommen.«
    »Vielen Dank!
Sie sind sehr nett, Missis Link.«
    Die Frau
winkte ab und lief mit kleinen Schritten zu dem flachen, runden Tisch, auf dem
das Telefon stand. Auf einer Ablage darunter stapelten sich Zeitungen,
Versandhauskataloge und Telefonbücher. Während die Alte in einem Telefonbuch
blätterte, sah sich Pokins um. Eine antike englische Standuhr tickte dumpf und
monoton und erfüllte mit ihren Schlägen das stille, einsame Haus. Die Schatten
in den Ecken des Raumes schienen zu atmen...
    Ronald Pokins
war alles andere als ein feinfühliger, nerviger Mensch, doch er empfand die
Atmosphäre des Hauses bedrückend. Eine Erklärung dafür hatte er nicht.
    Alte Bilder
hingen an den Wänden, sie zeigten ausschließlich Reit- und Jagdmotive.
    »Stammt Ihre
Familie aus Großbritannien?« fragte Ronald Pokins, während er auf die Nummer wartete.
    »Nein. Aber
die meines Mannes. - Seine Vorfahren stammten aus der Gegend um Devonshire.«
    »Die berühmte
Moor- und Nebelgegend.«
    »Richtig. Ich
sehe, Sie kennen sich aus.«
    »Nur ein
wenig. Ich bin ein Freund englischer Krimis. Durch die Lektüre habe ich einiges
über Land und Leute erfahren.«
    »Ah, da ist
Jims Telefonnummer«, rief Mrs. Link aus, ohne auf seine Erwiderung einzugehen.
»Kommen Sie, ich wähle Jim an, empfehle Sie ihm, und dann können Sie selbst mit
ihm sprechen... «
    Die
Freundlichkeit der Alten verwirrte ihn nicht mehr. Die Frau war eben so! Er
gewann den Eindruck, daß Mrs. Link ihn absichtlich aufhielt. Sie lebte allein,
sprach wahrscheinlich nach langer Zeit mal wieder mit jemand und...
    Das Geräusch
ging parallel mit dem Wählen am Telefon.
    Leise
Schritte!
    Da war noch
jemand im Haus!
    Aber Mrs.
Link hatte doch ausdrücklich erwähnt, daß sie allein lebe...
    Pokins
wirbelte herum. Er starrte in zwei Augen, die ihn durchdringend musterten.
    Es ging alles
so schnell, daß er in dieser einzigen Sekunde, die ihm zum Erkennen noch blieb,
nichts mehr vom Aussehen dieser seltsamen Augen mitbekam.
    Eine
rätselhafte Kraft bannte ihn, und Pokins glaubte, in einen gleißenden, wild
sich drehenden Strudel zu blicken.
    Pokins’ Hände
kamen noch in die Höhe. Er wollte sie vor das Gesicht schlagen, riß dabei den
Mund auf, und ein gellender Schrei kam über seine Lippen, der durch das
nächtliche Haus hallte.
    Ronald Pokins
sah ein feuriges Gleißen, das sich wie ein Bohrer in seine Augen fraß.
    Er meinte, in
dem ungeheuren Schmerz zu vergehen.
     
    ●
     
    Der weiße
Ford Mustang glitt wie ein Pfeil über die Ausfallstraße, die in westlicher
Richtung von New York wegführte.
    In dem
Fahrzeug saßen zwei Männer.
    Einer war
dunkelhaarig, jung, von hagerer Gestalt.
    Das war Bony.
Der treue Begleiter David Galluns.
    X-RAY-1 saß
auf dem Hintersitz. Es sah aus, als würde der grauhaarige Mann mit der
Blindenbrille schlafen. Völlig entspannt und ruhig wirkte er.
    Doch in
Wirklichkeit waren seine Sinne aufs äußerste gespannt, in erster Linie sein
Sondersinn, den er sich nach seinem lebensgefährlichen Unfall auf ungeklärte
Weise

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