009 - Mordaugen
waren.
Larry erhielt
den Auftrag, in die Oak-Tree-Road zu kommen und das Haus Nr. 117 zu beobachten.
Der Fremde
mußte lückenlos überwacht werden. Von dem Moment an, da der Besucher das Haus
verließ, sollte X-RAY-3 in Erfahrung bringen, wohin er sich wandte und wer er
war.
Im Haus Nr.
117 gingen die Lichter aus...
Als eine
Stunde vergangen war und ihr Mann noch immer nicht zurückgekehrt war, wurde sie
unruhig.
Nach einer
weiteren halben Stunde, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, hielt sie nichts mehr
zurück. Wäre in diesem Moment ein Auto vorbeigekommen, sie hätte es angehalten.
Aber in der ganzen Zeit ihres Wartens hatte sich kein Fahrzeug weit und breit
gezeigt.
Linda Pokins
ließ aus Sorge um ihren Mann keine weitere Minute verstreichen. Sie band sich
ein Kopftuch um und stieg aus dem Auto. Zum Glück regnete es kaum noch.
Die frühere
Angst war wieder da.
Aber diesmal
war es eine andere.
Da war nicht
mehr das Gefühl vorherrschend, beobachtet zu werden - sondern die Furcht, daß
Ron etwas zugestoßen sein könnte.
Linda zog den
Autoschlüssel ab, sicherte den Wagen und lief los. Sie sah weder nach rechts
noch links. Linda Pokins lief mitten auf der nächtlichen, feucht glänzenden
Straße.
Wie lange es
dauerte, ehe sie den schmalen Weg erreichte, der zu dem einsam stehenden Haus
der Mrs. Link führte, wußte sie nicht.
Sie atmete
auf, als sie die beleuchteten Fenster schwach durch die Dunkelheit schimmern
sah.
Ronald hielt
sich noch immer dort auf... Was er wohl so lange zu besprechen hatte?
Vielleicht
gab es Schwierigkeiten mit dem Reparaturdienst. Offensichtlich hatte es beim
erstenmal nicht geklappt, und Ron versuchte weiterhin, eine Firma zu erreichen.
Einen Augenblick
breitete sich Erleichterung in ihrem Herzen aus.
Dann sah sie
unter dem Vorbau im Streulicht aus den Fenstern die reglose Gestalt. Sie lag
vor der untersten Treppe.
Linda Pokins’
Herzschlag stockte.
Der graue
Gummimantel! Der Hut!
»Ron...«, kam
es wie ein Hauch über ihre Lippen.
Sie stürzte
nach vorn.
Da war etwas
passiert. Ronald Pokins war überhaupt nicht am Ziel angekommen. Vor den Stufen
des Hauses war er zusammengebrochen.
Linda ging in
die Hocke und berührte den Reglosen leicht an der Schulter. »Ron«, sagte sie
tonlos.
Doch er
bewegte sich nicht. Er sagte kein Wort.
Sie drehte
ihn vorsichtig auf die Seite, denn er lag mit dem Gesicht auf dem Boden.
Der Hut
verrutschte.
Selbst im
Zwielicht unter dem Vorbau erkannte Linda Perkins das Ungeheuerliche.
Ronald
Pokins’ Gesicht war totenbleich. Darin gähnten zwei schwarze Löcher im
Durchmesser einer Billardkugel.
Ronald Pokins
- hatte keine Augen mehr!
Da, wo sie
gewesen waren, befanden sich die Löcher. Sie gingen tief in seinen Kopf, und es
sah aus, als wäre ein Bohrer von vorn eingedrungen und auf der anderen Seite
des Schädels wieder ausgetreten.
Linda Pokins
konnte in die Löcher sehen und durch sie hindurch auf den schlammigen,
aufgeweichten Trampelpfad, der auf der anderen Seite des Kopfes von Ronald Pokins
begann...
Sie hockte da
wie in Trance... grauenerfüllt.
Ein Alptraum
bewahrheitete sich.
Fragen über
Fragen stürmten auf sie ein.
Plötzlich
fiel von der Seite her ein Schatten über sie.
Linda Pokins’
Kopf flog herum. Aus dem Schatten der Hauswand löste sich eine Gestalt.
Die Frau war
im nächsten Moment auf den Beinen und handelte mechanisch, ohne darüber
nachzudenken.
Linda Pokins
ergriff die Flucht. Wie von Furien gehetzt, rannte sie davon.
Das Grauen
schnürte ihr die Kehle zu, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Der
aufgeweichte Boden schmierte unter ihren Füßen. Wasser spritzte hoch.
Hände griffen
nach ihr. Wie Klauen krallten sich die Fingernägel des Verfolgers in die groben
Maschen der Strickweste, die sie trug.
Zum erstenmal
drang ein gellender Schrei aus Linda Pokins’ Kehle. Die junge Frau wußte nicht,
woher sie die Kraft nahm, weiterzulaufen und nicht wie hypnotisiert stehen zu
bleiben.
Sie machte
einen blitzschnellen Schritt nach vorn, ohne auch nur einen einzigen Blick nach
hinten zu werfen.
Das Gesicht
ihres Mannes mit den ausgebrannten, ausgehöhlten Augen stand wie ein Fanal vor
ihrem geistigen Auge.
Ronald war
einer ungeheuerlichen, unerklärlichen Gefahr in die Arme gelaufen. Vielleicht
in der Gestalt des Fremden, der nun auch sie zurückhalten und töten wollte?!
Das Entsetzen
und die Todesangst verliehen ihr in diesen Sekunden unglaubliche Kraft.
Sie konnte
sich dem Zugriff entwinden und
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