0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
sie nun wirklich nach Hause?«
»Es mag ungefähr ein Uhr gewesen sein. Wenn man die richtige U-Bahn erwischt, braucht man keine Viertelstunde von Wards Island bis zu diesem Haus.«
»Sie haben sie nicht begleitet?«
»Nein, ich blieb zu Hause.«
Das Mädchen weinte leise vor sich hin. Ich richtete meine Fragen wieder an sie.
»Nehmen wir also an, dass Sie tatsächlich um ein Uhr in der Wohnung waren. Sie haben uns beim ersten Verhör erzählt, dass Sie unter Schlaflosigkeit leiden. War das gelogen?«
»Nein, nein«, versicherte sie. »Ich nahm auch an diesem Abend Tabletten. Ich erinnere mich genau, dass ich sie schon in der U-Bahn schluckte. Ich… ich schlief gleich ein, als ich in meinem Bett lag.«
Ich überlegte lange, bevor ich meine nächste Frage formulierte.
»Miss Besby, Sie wissen, dass der Hund vergiftet worden ist. Gewisse Anzeichen deuten darauf hin, dass ihm das Fleisch mit dem Gift nicht zugeworfen wurde, sondern dass es ihm von einer vertrauten Hand gereicht worden ist. Sie, Miss Besby, waren die einzige Person im Hause, die ungefähr zur Tatzeit auf den Beinen war und den Hund vergiftet haben kann.«
»Nein«, mischte sich Holster ein. »Miss Besby war die einzige Person, die es nicht getan haben kann, denn sie war die Einzige, von der sich der Hund nicht anfassen ließ. Man muss sagen, dass er sie hasste und ihr aus dem Wege ging, seitdem er sie einmal angefallen hatte und dafür hart bestraft worden ist.«
»Warum mochte er sie nicht?«, fragte ich überrascht.
Holster zuckte die Achseln. »Wir wissen es nicht. Er hatte eine Abneigung gegen Miss Besby.«
»Er hat einmal gesehen, wie ich Charlie wegen eines Versehens geschlagen habe«, sagte die Erzieherin leise. »Damals sprang er mich an.«
»Ich habe nie gehört, dass Sie meinen Jungen geschlagen haben, Miss Besby!«, rief Holster und stand auf.
»Ich beschwor Charlie, nichts zu erzählen, weil ich sonst entlassen würde«, flüsterte sie, ohne den Kopf zu heben. »Es ist nie wieder vorgekommen.«
»Sie scheinen einen großen Einfluss auf das Kind gehabt zu haben«, bemerkte ich.
Das Telefon läutete. Holster hob ab und meldete sich.
»Für Sie, Agent Cotton«, sagte er dann und reichte mir den Hörer.
Phil war am Apparat.
»Jerry, Greg MacLaw ist in der Bronx gesehen worden. In der Telsby Street. Ich bin unterwegs dorthin. Die Absperrung des Viertels läuft bereits an.«
»Okay, ich komme sofort.«
Ich legte auf und wandte mich an Holster, Spider und die Frau.
»Ich werde abgerufen. Miss Besby, ich bitte Sie, sich weiter zu unserer Verfügung zu halten. Wahrscheinlich werden wir unser Gespräch fortsetzen müssen.«
***
Ich raste mit dem Jaguar in die Bronx, überholte unterwegs zwei Streifenwagen, die mit heulenden Sirenen ebenfalls in Richtung Bronx brausten. Fast eine Meile vor der Telsby Street wurde ich von der ersten Straßensperre gestoppt, genauer gesagt, durch eine lange Autoschlange, die sich davor gebildet hatte, aber die Cops hatten die Sache glänzend organisiert, sodass für mich eine Durchfahrt an den wartenden Wagen vorbei blieb.
Ich hielt dem Kontrollcop meinen Ausweis unter die Nase. Er gab mir den Weg frei.
Phil entdeckte ich, wie er an einem Streifenwagen des FBI mitten auf der Straße stand und über Funk telefonierte. Ich stoppte den Jaguar kurz dahinter.
Phil gab dem Fahrer den Hörer zurück.
»Hallo«, begrüßte er mich. »Ich glaube nicht, dass er aus der Falle entkommt. Sie ist schon weitgehend geschlossen.«
»Wer erkannte ihn?«
»Ein Verkehrspolizist. Er wollte ihn fassen, aber MacLaw merkte es zu früh und verschwand drüben in dem Warenhaus. Der Polizist gab Alarm. Wir haben das ganze Viertel umstellt. Die Straßensperren überwachen den Autoverkehr, und an jeder Sperre halten Beamte die Fußgänger im Auge. Ich habe noch zwei Hundertschaften angefordert. Sobald sie eingetroffen sind, fangen wir an, die Häuser zu durchkämmen.«
»Okay, aber es kann eine langwierige Sache werden.«
Die angeforderten Beamten kamen in zehn Lastwagen. In Gruppen zu fünf Mann wurden sie auf die Häuser verteilt. Jede zweite Gruppe war mit einem Sprechgerät ausgerüstet.
Selbstverständlich ergab das alles einen ziemlichen Wirbel. Die Telsby Street und ihre Umgebung ist zwar kein sehr lebhaftes Viertel, aber zehn- oder zwanzigtausend Menschen mochten sich doch darin aufhalten, den Durchgangsverkehr nicht gerechnet. Es kam zu Verkehrsstauungen, zur Ansammlung von Neugierigen, auch zu Krach in den
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