0091 - Götzen und gelbe Gangster
betraten, indem er wohnen sollte, stießen wir auf eine Leiche. Der Beschreibung nach konnte es unser Mann gewesen sein. Er wurde mit einer dünnen Schnur erdrosselt. Wir mussten uns fluchtartig zurückziehen, denn ich hörte das typische Geräusch einer brennenden Zündschnur. Eine Sekunde nach unserem übereilten Rückzug flog die ganze Bude in die Luft. Wir haben zum Glück nichts abbekommen.«
»Was soll unternommen werden?«
»Ich brauche Verstärkung. Der Einsatzleiter vom Dienst soll alle Leute herschicken, die er nur erübrigen kann. Er weiß, in welcher Gegend wir zu finden sind.«
»Nachricht an den Einsatzleiter vom Dienst: Alle verfügbaren Kräfte zu Robson von der Mordkommission. Einsatzort ist dem Einsatzleiter bekannt.«
»Ja.«
»Wird sofort veranlasst, Sir.«
Robson kaute ein knappes »Thanks« zwischen den Zähnen hervor und legte den Hörer zurück auf die Gabel. Er suchte sich seine Pfeife hervor und stopfte sie. Er konnte immer am besten denken, wenn er den kurzen Stiel seiner Pfeife zwischen den Zähnen hatte.
Was war nun eigentlich geschehen? Er hatte seinen Leuten den Auftrag gegeben, diesen eigenartigen Weißen aus dem Chinesenviertel zu holen, der bei Chenang arbeitete. Dieser Mann hatte sich als der gesuchte Mörder Dooscamp erwiesen und etwas von der Sekte erwähnt, die Liu Fang zufolge mit den Morden in Verbindung stehen sollte. Ein Mann war von ihm namhaft gemacht worden, der zu dieser Sekte gehören sollte.
Er war aufgebrochen, um sich diesen Mann sofort zu kaufen. Zwischen dem Abholen Dooscamps und ihrem Erscheinen vor Chenangs Wäscherei konnten nicht mehr als höchstens zwei Stunden vergangen sein.
Trotzdem war der Mann bereits tot, als man kam. Und eine Himmelfahrt für die G-men war auch schon vorbereitet gewesen. Das konnte ja nur bedeuten, dass die Gegenseite mit seinem Erscheinen gerechnet hatte. Nun, sie wussten wahrscheinlich, dass Dooscamp seinen Mund aufmachen und auf den Arbeiter verweisen würde, der angeblich in der Waschni-Sekte war. Also musste dieser Arbeiter schnellstens beseitigt werden.
Die Gegenseite hatte verdammt schnell geschaltet, das ließ sich nicht bestreiten. Sie mussten sehr schnell für die Ermordung des Mannes gesorgt haben und nebenbei auch noch in aller Eile ein Sprengstoffpaket mit Zündschnur verlegen. Und dann musste einer von ihnen in der Nähe geblieben sein, der die Zündschnur im richtigen Augenblick angezündet hatte.
Diesen Mann galt es zu finden. Wer die Zündschnur angezündet hatte, musste wissen, von wem er den Auftrag dazu erhalten hatte. Und mit den Auftraggebern verlangte es Robson sehr, ein Wörtchen reden zu können.
Er stieg aus und paffte kleine blaue Wolken vor sich hin. Irgendwo in der Ferne ertönten Polizeisirenen. Natürlich hatte man den Knall der Explosion ziemlich weit hören können. Wahrscheinlich waren bereits die ersten Streifenwagen der Stadtpolizei zu ihnen unterwegs.
Gelassen stiefelte Robson hinüber zu der Stelle, wo das Haus gewesen war. Es gab jetzt nur eine Ruine mit eingestürztem Dach. Dafür brannte die ganze Bescherung lichterloh. Robson überlegte, ob er nicht auch noch die Feuerwehr alarmieren müsste, aber in diesem Augenblick hörte er bereits von fern das gellende Klingeln einer heranbrausenden Wehr.
Im Nu war die Straße der Schauplatz jener erregenden Szenerie, die man immer bei einer Brandbekämpfung beobachten kann. Robson hielt sich mit seinen Leuten zurück, um die Feuerwehrleute nicht in ihrer Tätigkeit zu behindern. Er beobachtete emst die emsig beschäftigten Männer, die Schlauchanschlüsse ineinander schraubten, Leitungen legten und die Nachbarhäuser abschirmten, damit der Brand nicht um sich greifen konnte.
Inzwischen waren auch einige Wagen der Stadtpolizei gekommen, und die Cops sperrten die Straße ab, damit die Neugierigen sich nicht zu weit vorwagten. In dass Prasseln der Flammen, das Rauschen der Wasserstrahlen aus den Spritzen und das Brüllen der Brandmeister hinein hörte Robson plötzlich eine weinerliche Stimme.
Er drehte sich um und sah ein junges Chinesenmädchen, das immer wieder zu ihm hinzeigte und vergeblich versuchte, an einem Polizisten der City Police vorbei die Absperrung zu durchbrechen.
Raschen Schrittes ging er hin.
»Was ist denn los?«
Der Polizist salutierte.
»Das Mädchen ist verrückt, Sir. Sie will unbedingt mit Ihnen sprechen. Der Teufel mag wissen, was sie Ihnen vorjammem wird, Sir. Ich werde sie schon abwimmeln.«
Robson sah auf das
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