0091 - Götzen und gelbe Gangster
ihren Fingern rauchte von allein. Sie dachte nicht daran. Robsons Pfeife lag noch immer zwischen seinen Knien. Auch er dachte nicht daran.
»O Gott«, rief das Mädchen plötzlich. »Lassen Sie uns aussteigen. Schnell, Sir. Bevor sie den Wagen sprengen. Unter dem rechten Hinterrad. Schnell.«
Sie hatte bereits die Tür auf gestoßen und kletterte hinaus. Robson folgte ihr rasch. War sie verrückt? Gingen ihr die Nerven durch? Oder was sollte dieses unerwartete Manöver.
Er stand auf der Straße. Das Mädchen sah sich um wie gehetzt. Mit einem raschen Griff packte er ihren Unterarm. Wenn sie wirklich den Waschni-Leuten entkommen war, dann sollte sie ihm jedenfalls nicht entkommen. So einen wichtigen Zeugen würde er vielleicht nie wieder bekommen.
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte Bob, der auf einmal neben ihnen stand.
Robson zögerte einen Augenblick. Dann nickte er: »Pass einen Augenblick auf die junge Dame auf, Bob.«
Er ließ das Mädchen los und ging zum Heck des Wagens. Er kniete nieder.
Vor dem rechten Hinterrad lag eine Tellermine, wie sie im Zweiten Weltkrieg gebräuchlich gewesen war. Robson wurde blass.
Bei der Abfahrt wären sie alle Mann hoch in die Luft geflogen. Er stand auf und winkte die beiden G-men heran.
»Sucht den Brandmeister«, befahl er. »Fragte ihn, ob er einen Feuerwerker unter seinen Leuten hat. Vor unserem rechten Hinterrad liegt eine Tellermine. Bei der leisesten Berührung fliegt das Ding in die Luft.«
Er winkte Bob und das Mädchen heran. Solange die Mine nicht berührt wurde, war sie ungefährlich. Ob sie daneben oder hundert Yard entfernt standen, spielte keine Rolle, solange niemand das Biest berührte.
»Wir werden uns bei mir im Office weiter unterhalten«, sagte Robson zu dem Mädchen. »Die Sache mit dem Wagen stimmt. Hinter dem rechten Hinterrad liegt tatsächlich eine Mine. Wir hätten bestimmt nicht nachgesehen bei unserer Abfahrt. Einstweilen vielen Dank, Miss. Sie haben uns allen das Leben ge…«
Er brach mitten im Satz ab. Von irgendwoher war etwas Blitzendes geflogen, das Mädchen stieß einen gellenden Schrei aus und sank nach vorn. Er konnte sie im letzten Augenblick noch auffangen.
In ihrem Rücken saß der Griff eines chinesischen Dolches.
***
Phil beobachtete genau meinen Abzug. Über die Köpfe der acht Chinesen hinweg, die mich von Phil und dem Mädchen getrennt hatten, sah er wie ich mich zur Tür hinauf schwang.
Choa Tse rief den acht Burschen unten bei Phil etwas zu. Vier von ihnen kamen mir nach. Die Tür blieb offen, und Phil hörte, wie sich die ganze Mannschaft mit meiner Wenigkeit in Bewegung setzte.
Prüfend sah er zu den vier Männern, die jetzt noch in dem Kellerverlies bei ihm zurückgeblieben waren. Es waren sehnige, kräftige Burschen, aber kein einziger von ihnen hatte eine Schusswaffe bei sich.
Phil durchdachte blitzschnell die Situation. Die Kellertür stand offen, vier Mann waren noch gegen ihn - aber er hatte seine Pistole.
Da beschloss er zu handeln. Und zugleich wusste er, dass er jetzt der Überlegene bleiben musste. Wenn sein Anschlag jetzt fehlschlug, würden sich unsere Gegner in Zukunft vorsehen. Man würde ihm die Pistole wegnehmen, uns womöglich ständig fesseln - kurz es musste gelingen, wenn es je gelingen sollte.
Er hatte mit dem Rücken an der Wand gelehnt, gegen die man ihn gedrückt hatte . Nachdem Choa Tse mit mir und einem Teil seiner Bande verschwunden war, redeten die vier Chinesen wechselseitig auf das Mädchen ein. Das Mädchen hatte sich in den hintersten Winkel des Raumes zurückgezogen und machte abwehrende Bewegungen.
Phil verstand nicht, was da gesprochen wurde. Aber nach dem Gestenspiel des Mädchens sah es so aus, als weigere sie sich, etwas zu tun. Vielleicht wollten die vier Chinesen das Mädchen auch irgendwohin bringen.
Sie sprachen nicht lange mit dem Mädchen. Anscheinend hatte man ihr kurz klargemacht, dass sie lieber freiwillig mitkommen sollte, und da das nichts half, beugten sich zwei zu dem Mädchen und ergriffen es.
Das war der günstigste Augenblick zum Handeln.
Phil schoss vor wie eine Viper. Der Lauf seiner Pistole krachte dem, der ihm am nächsten stand, auf den Schädel, noch bevor er begriffen hatte, dass man einem gefangenen, ungefesselten G-man nicht den Rücken zukehren darf.
Die beiden vordersten waren viel zu sehr mit dem Mädchen beschäftigt, das sich aus Leibeskräften dagegen sträubte, hinausgeschleppt zu werden. Nur der dritte hatte hinter sich ein
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