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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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längst verschwunden, der Karren holperte auffallend schnell über die gepflasterte Straße. Der Blutstau in Zamorras Gliedmaßen war zu einer Schmerzorgie geworden, und ihm war klar, daß bald sein Kreislauf einen Kollaps erleben würde, wenn ihm die Fesseln nicht gelockert werden würden.
    Plötzlich begann sich sein Amulett auf der Brust zu erwärmen.
    Das Pferd hatte seine Gangart verlangsamt.
    Die beiden schwarzen Sklaven auf dem primitiven Kutschbock flüsterten miteinander. Der Professor konnte jedoch nichts verstehen. Ruckartig hielt der Karren. Zamorra fühlte, wie heiß die Sonne vom Himmel brannte. Er verdrehte den Kopf und versuchte, zum Kutschbock zu blicken. Das schaffte er nicht. Aber er spürte, wie beide Sklaven rechts und links absprangen, und dann hörte er sie auch schon davonlaufen.
    Der Professor wäre keineswegs beunruhigt gewesen, wäre das Amulett in den letzten dreißig Sekunden nicht noch heißer geworden.
    Kräfte der Finsternis griffen nach ihm!
    Das Amulett mit seiner unerklärlichen Wirkung verriet es ihm.
    Er war fassungslos und bestürzt, als er den gellenden Aufschrei einer Frau hörte, und diese Frau kam immer neue Schreie ausstoßend seinem Karren näher.
    Ihr Näherkommen erhitzte sein Amulett noch mehr. Es drohte, ihm unter seinem Hemd die Brust zu verbrennen. Er begann, seine Lage zu verfluchen, die ihn daran hinderte, den Kopf zu heben.
    Am Klang der Schritte entdeckte er, daß dieses so schrecklich schreiende Weib nicht allein war. Drei oder vier andere Personen befanden sich in ihrer Begleitung.
    »Schlagt ihm den Schädel ein!« verstand er.
    Zamorra bekam nicht einmal Zeit, Angst zu empfinden.
    Von dem Hieb, der seinen Kopf traf, nahm er nicht viel wahr. Auch nicht von der Tatsache, daß man ihm die Lederriemen durchschnitt.
    Er konnte nicht in das hexenhafte Gesicht eines alten Weibes blicken, das ihn aus kohledunklen Augen wie eine Wahnsinnige anstarrte. Er hörte auch nicht ihre im Flüsterton gestellte Frage: »Mit welchen Dämonen der Unterwelt wollen uns die Luciferen denn jetzt schon wieder angreifen? Lebt dieses Ungeheuer aus dem Orkus noch oder ist es tot?«
    »Das Ungeheuer lebt, Mater-Domina, denn Blut fließt aus seinem Kopf.«
    »Schafft ihn auf mein Landgut, aber laßt mich nicht zu lange auf ihn warten. Und achtet darauf, daß euch die Luciferen die Beute nicht wieder abnehmen.«
    Ihr Schritt verklang.
    Blut rann aus Zamorras Schädel.
    Das Pferd zog an, und der Karren rollte auf der gepflasterten Straße weiter.
    Vom wolkenlos blauen Himmel brannte die Sonne. Irgendwo stand der gute, alte Vesuv und schaute sich das alles ungerührt an.
    Er hatte schon so viel gesehen. Was war es denn schon, wenn man einem Menschen den Schädel einschlug?
    ***
    Carabiniere Luigi Mente rieb sich schon wieder die Augen, mit denen einiges nicht stimmte.
    Verdammt noch mal, dachte er, ich liege doch auf dem Bauch und sitze in keinem Freilichtkino und schaue mir einen historischen Film an. Ich mag diese alten Schinken sowieso nicht.
    Nur brachte ihm das Fluchen nichts ein.
    Er sah Historie und nicht wenig davon. Von der Kante des nackten Felsplateaus, auf dem er und sein Kumpel Brigadiere Arturo Trifallini lagen, blickte er auf den Marktplatz eines Dorfes herunter. Auf dem bewegten sich Menschen und Fahrzeuge.
    Stöhnend richtete sich Trifallini auf, blickte auch auf das Dorf und seinen Marktplatz herab, schüttelte den schmerzenden Kopf und fragte: »Waren wir eben nicht in der Via dell'Aretino, Luigi?«
    »Kannst du mir ein einziges Auto zeigen?« kam Mente mit der Gegenfrage. »Wir sind auf einem Filmgelände gelandet.«
    Trifallini drehte sich um, riß seine Augen weit auf und starrte den Vesuv an. Der qualmte prächtig. Die schwarze Wolke aus der Krateröffnung machte sich gut vor dem kitschigblauen Himmel.
    Gerade als er Luigi auf den Vulkan aufmerksam machen wollte, hustete der Vesuv kräftig, und durch den warmen, klaren Tag Kampaniens rollte das dumpfe Grollen eines übelgelaunten qualmenden Berges.
    Deshalb hörten die beiden nicht, wie sich sieben Soldaten des Castells XXXII unter der Führung von Quintus Horus auf sie stürzten. Schattengleich waren sie hinter den dichten Büschen aufgetaucht, die Kurzschwerter schlagklar in der Hand, warfen sie sich über die beiden Beamten der Polizia stradale, die nicht wußten, wie ihnen geschah.
    »Seid ihr bescheuert?« schrie ihnen Mente zu, der immer noch an eine historische Filmszene glaubte. Und er glaubte, die Kurzschwerter

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