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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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seien aus dem Filmfundus. Als ihm die scharfe Klinge den linken Ärmel seiner Uniform aufschnitt und ihn leicht verletzte, überfiel ihn die Ahnung, vielleicht doch nicht auf einem Studiogelände zu sein.
    Aber…?
    Weiter kam er in seinen Überlegungen nicht. Er wurde herumgeschleudert. Drei Männer in der Tracht römischer Soldaten warfen sich auf ihn. Er ließ sich das nicht bieten und drosch mit nackten Fäusten drauflos, brachte auch zwei Treffer an, aber dann war es für ihn vorbei, und er bezog die schlimmsten Prügel seines Lebens.
    Neben ihm schrie Trifallini. Von seinem Kameraden bekam er nichts zu sehen, denn er lag unter einem Trommelfeuer von gnadenlosen Schlägen. Mit dem Knauf der Kurzschwerter behandelten sie ihn auch. Er hörte Kommandos in einer Sprache, die ihm irgendwie vertraut klang, ohne zu begreifen, sie jeden Sonntag in der Kirche beim Hochamt vom Altar her zu hören, wenn er die Messe nicht schon wieder einmal schwänzte.
    Man fesselte ihn. Er lag auf dem Bauch und kaute Sand und Gras. Er konnte nichts dagegen tun, daß man ihn ausplünderte. Mit dem Armbandverschluß seiner Uhr kam man nicht klar. Als man das Armband abriß, kugelte man ihm beinahe den Arm aus.
    Er schrie wie ein Tier. Und er hörte Trifallini schreien.
    Dem erging es keinen Deut besser als ihm, nur sprangen die Burschen in den antiken Uniformen mit ihm noch brutaler um. Man riß ihm die Uniform vom Leib. Man trat ihm in die Seiten. Er blutete aus Nase und Mund. Erst ein barscher Befehl machte dieser Qual ein Ende. Jemand schnauzte ihn in einer Sprache an, die er nicht kannte. Ein Schlag in sein Gesicht trieb ihm die Tränen aus den Augen. Man riß ihn hoch und stellte ihn auf die Beine. Er trug nur noch seinen Slip.
    Wie egal ihm das war.
    Er wollte nur nicht länger geschlagen und getreten werden.
    Und - er wollte weiterleben.
    Ein höllischer Spaziergang nahm seinen Anfang. Mente erlebte das gleiche Schicksal, aber dem hatten die Ungeheuer wenigstens die Hose belassen, doch ebenfalls die Schuhe mit den stabilen Plastiksohlen ausgezogen.
    Der Marsch zum Castell XXXII war eine Tortur.
    »Luigi, verstehst du…?« Weiter kam Arturo Trifallini nicht. Ein Hieb mit dem Schwertknauf schlug ihm zwei der unteren Vorderzähne aus. Als die Schmerzen langsam abklangen, blickte er in grinsende Gesichter von Kerlen, die Kettenpanzerhemden trugen und deren kleine, kreisrunde Schilde im Sonnenlicht glänzten. Ober- und Unterschenkel waren durch metallene Schutzschienen vor Verletzungen abgesichert, aber primitiv waren die Sandalen und die Flechtriemen, die unter dem Wadenbeginn geknotet waren.
    Diese Sandalen weckten in ihm Erinnerungen.
    Römische Sandalen!
    Sandalen, wie sie im alten Rom getragen wurden!
    Aber wie kam er denn ins alte Rom? Er war eben doch noch in Florenz in der Via dell'Aretino gewesen.
    Als sie um die Ecke bogen, dieses Paradies an blühenden Sträuchern und Bäumen verließen und sie vor sich die Palisaden eines römischen Castells erkannten, zweifelten sie an ihrem Verstand. Gleichzeitig begriffen beide, daß ihre Bewacher sich in lateinischer Sprache unterhielten, in demselben Latein, das ihnen ihr Don Fortunato jeden Sonntag in der Kirche beim Hochamt zu hören gab.
    Sie betraten torkelnd den Innenhof des Castells. Ihre Fußsohlen bluteten, die Zehenspitzen auch. Ihr Gesicht war geschwollen, und sie konnten kaum noch aus den Augen sehen. Kräftige Fäuste packten sie. Man stieß sie durch einen niedrigen Torbogen. Sie mußten den Kopf einziehen, um nicht anzustoßen, und dann standen sie vor drei Männern, deren Uniform zu sehen eine Lust gewesen wäre - in einem historischen Film.
    Jener Römer, der seinen sieben Soldaten Befehle erteilt hatte, machte den drei anderen Meldung - offensichtlich Offiziere. Mit angehaltenem Atem verfolgten Mente und Trifallini alles. Begreifen konnten sie überhaupt nichts. Wenn die Schmerzen nicht gewesen wären, sie hätten geschworen, miserabel zu träumen.
    Ihre gesamte Habe wurde vor den drei Offizieren ausgebreitet. Als einer die Uhr mit dem zerrissenen Armband betrachtete, zufällig auf den Knopf der Quarzuhr drückte und fast gleichzeitig die Leuchtzahlen aufflammten, ließ er sie mit einem Aufschrei des Entsetzens fallen. Fluchtartig wich er bis zur Wand zurück, stammelte seinen beiden Kameraden etwas zu, was die Polizeibeamten von der italienischen Straßenpolizei nicht verstanden, und dann verwandelte sich der erbärmlich ausgestattete, fast kahle Raum zu einem

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