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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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waren. Sie erzählten dem Professor nichts, aber die Körpergröße der beiden Niedergeschlagenen ließ Zamorra aufmerken, und das zwang ihn zum Niederknien.
    Einer rührte sich, bewegte den Kopf, dann die Lippen, und unwillkürlich hielt Zamorra den Atem an, denn nun hatte er einwandfrei den Unbekannten die unfeine Bemerkung sagen hören: »Oh, questi porci…!«
    Wer mit den »Schweinen« gemeint war, konnte sich der Professor denken. »Holt Wasser, handwarmes Wasser und bringt Tücher mit!« befahl er.
    Drei Männer kamen mit den gewünschten Dingen. In der Zwischenzeit hatte Zamorra mit Brigadiere Trifallini ein Gespräch begonnen. Der Name Florenz fiel, die Via dell'Aretino wurde erwähnt und ein Alfa, der gegen die Hauswand eines ehrwürdigen Palazzos gekracht war.
    »Mio dio!« stieß Trifallini fassungslos aus. »Dann waren Sie das, der bewußtlos hinter dem Steuer lag, Signore Professore?«
    Sie unterhielten sich im feinsten toskanischen Italienisch. Luigi Mente, inzwischen auch wieder ein wenig fit, hörte zu und begriff nichts, aber es war auch ihm ein Trost, daß er und Arturo nicht allein in diesem verdammten Imperium Romanum herumstrolchten und nicht wußten, wie sie wieder in ihre Zeit nach Hause kommen konnten. Wovon sprach dieser Professor?
    Von der berühmtesten Seherin der römischen Zeit, von einer Sibylle von Cumae, und die hauste in einer Grotte an einem alten Kratersee und sollte auf alte Schriftrollen aufpassen?
    »Si«, sagte dann auch Luigi Mente, »natürlich reiten wir mit zu dieser Hexe. Was bleibt uns denn anderes übrig?«
    Ganz wohl fühlte sich der Parapsychologe nicht in seiner Haut, denn was zuerst nach einer Verstärkung seiner Lage ausgesehen hatte, war bei näherem Betrachten mehr oder weniger Belastung. Wie sollte er den beiden Beamten von der Straßenpolizei glaubhaft erklären, daß er einen verzweifelten Kampf gegen höllische Kräfte der Finsternis führte und sie drei es diesen Mächten zu verdanken hatten, in die Zeit des alten römischen Weltreiches geschleudert worden zu sein?
    Wenn er ihnen damit kam, würden sie ihn glatt auslachen und ihn für einen ausgewachsenen Spinner halten.
    Was aber sollte er, Zamorra, tun, wenn er und diese beiden Italiener plötzlich mit den Dämonen und Bestien der Finsternis konfrontiert wurden? Dann war ihre Hilflosigkeit für ihn der berüchtigte Klotz am Bein, der ihnen das Leben kosten konnte.
    Aber sich von ihnen zu trennen, ließ Zamorras Ehrgefühl nicht zu. Er hatte in diesen sauren Apfel zu beißen, und er biß kräftig hinein.
    Schnell waren zwei weitere Pferde gesattelt, und dann ritt die zehnköpfige Gruppe in Richtung des Averner Sees durch die warme kampanische Nacht.
    Das Amulett auf Professor Zamorras Brust war und blieb kalt.
    Noch…
    ***
    Sibylle, die als Seherin von Cumae in die Geschichte eingehen sollte, starrte ihren Sohn Domdonar an, als sei er ein Ungeheuer von einer anderen Welt. In den alten, knöchernen Händen hielt sie eine Schriftrolle. Durch die Grotte, deren Decke bei dem spärlichen Licht nicht zu erkennen war, zog eiskalter Lufthauch, aber sie verspürte ihn nicht.
    Ihre strichdünnen, blassen Lippen zuckten, und Geifer lief über ihr langgestrecktes, häßlich anzusehendes Kinn. Sie atmete erregt, strich über ihr strähniges Haar und schüttelte den Kopf.
    »Er… er soll Gefahr für mich sein? Für mich, die Seherin? Für mich…?« Dämonische Gluten loderten in ihren dunklen Augen auf, die erschreckende Ähnlichkeit mit Mater-Dominas kohledunklen Augen besaßen. Stärker als zuvor zuckten ihre Lippen. Sie zog die Schriftrolle ein Stück weiter auf. Gierig verschlang ihr Blick die Zeilen.
    »Du wirst kommen, um hier zu sterben! Die Dämonen der ewigen Finsternis werden dich zerfleischen und deinen Geist vernichten, denn sie sind stärker, als du es bist. Hier steht es geschrieben. Hier…«, und wie eine Fahne bewegte sie vor Domdonar, der alles mit ausdruckslosem Gesicht verfolgt hatte, die Schriftrolle, und ihr hexenhaftes Lachen erfüllte die Tiefe der Grotte, in der es eiskalt wehte und in der es trotzdem nach Schwefel und Phosphor roch.
    Tückisch war ihr Grinsen und diabolisch ihre Freude. Die Freude, den »Drei Krallen der Finsternis« bei der Vernichtung jenes Feindes zu helfen, der den Luciferen ein Hindernis sein wollte.
    Sie mordete doch so gern… sie, Sibylle von Cumae.
    »Unterschätze diesen Mann nicht!« warnte Domdonar, der sie weder mit Mutter ansprach noch mit ihrem Namen. Etwas

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