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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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sich auch in der Nähe des Einganges zur Unterwelt - dort, wo Lucifers Reich begann.
    Und da kam Angst über Zamorra. Nackte, kreatürliche Angst. Der Handschweiß machte sich bemerkbar. Schweiß perlte von seiner Stirn. Sein Atem flog, als ob er einen gewaltigen Endspurt hinter sich gebracht hätte. Und dann wurde die Nacht lebendig.
    Von allen Seiten kamen sie heran. Ganz langsam. Ganz schwach leuchtend. Die unbeschreiblichen Dämonen der ewigen Tiefe und die mörderischen Geister der eiskalten Hölle. Und je näher sie kamen, um so körperlicher wurden sie, um so kompakter, stabiler.
    Er hörte die Bestien atmen.
    Er roch ihren fauligen Atem.
    Er hielt ihnen sein Amulett mit ausgestreckter Hand entgegen, aber sie schienen es nicht zu sehen, oder es hatte in diesem Augenblick keine Wirkung mehr.
    Sie hatten ihn umzingelt und kamen Schritt um Schritt näher. Auch die Dämonen. Nichts schwebte. Alle Höllenkreaturen waren eins mit dem Boden. Und der Boden begann, unter dem vielfachen Schritt zu dröhnen. Als ob eine Armee heranmarschierte. Ein Meer von gräßlich anzusehenden Ungeheuern in den schillerndsten, heimtückischsten Farben, angefangen vom schmutzigen Rot über fahles Gelb bis zum satanischen Kobaltblau. Teuflisch das Langsame der Übermacht. Als wollte sie ihm ihre Unbesiegbarkeit demonstrieren.
    Zamorra zitterte am ganzen Körper. Er wußte, daß sein magisches Schutzfeld nicht stark genug war, um dieser Macht zu widerstehen. Da kam etwas aus der nachtdunklen Höhe herab.
    Das Gesicht einer Hexe über ihm wurde immer deutlicher, immer brutaler in seinem Ausdruck. Dämonische Gluten aus dunklen Augen loderten ihn an, der nur noch Blick für dieses alte Weib hatte. Und Zamorra wußte, wer sie war: Sibylle, die geweihte Seherin und Hüterin der Bücher der Hölle. Ihre blassen, strichdünnen Lippen zuckten, und Geifer lief über ihr langgestrecktes, häßliches Kinn.
    Zamorra heißt du! verstand er mit seinen Sinnen, um von einem grellen Blitz geblendet die Augen zu schließen.
    Als er sie wieder öffnete, war er allein.
    Das Gesicht der Seherin über ihm war verschwunden und mit ihr die Bestien und Dämonen, die von schwarzen Höllenkräften hinauf auf die Erde und zu ihm geschickt worden waren. Aber nach wie vor brannte das Amulett in seiner Hand, und nach wie vor peitschte ihn unbeherrschbare Angst.
    »Merlin Maximus«, flüsterten seine trockenen Lippen, aber der größte aller Magier gab sich ihm nicht zu erkennen.
    Langsam setzte Zamorra sich in Richtung auf die Grotte wieder in Bewegung.
    Achte auf die Bücher der Hölle! schrie die Warnung in ihm. Achte darauf…
    ***
    Die sieben Römer und die beiden Italiener zitterten am ganzen Leib. Jeder hatte diese gräßlichen Bestien und Dämonen, aber auch das Gesicht einer alten Hexe gesehen, und wiederum war es Sextus, der dieses Gesicht kannte.
    »Ihr Götter!« stieß er aus. »Die geweihte Seherin wird den Gast unserer Mater-Domina vernichten. Sie, nur sie, kann mit den Zaubersprüchen aus den wahrhaftigen Büchern die Mächte der Unterwelt gerufen haben…«
    »Luigi«, flüsterte der geschockte Brigadiere Trifallini, »wenn ich nicht wüßte, daß wir tatsächlich im alten Kampanien wären, ich würde an einen blöden Horrorfilm glauben, den man vor uns hat ablaufen lassen. Mann, Luigi, Florenz und diesen Professore sehen wir nie mehr wieder. Merda!«
    Ihre Lage war wirklich bescheiden.
    Sextus gab leise seine Befehle. Er zog es vor, sich mit seinen Männern und den beiden Fremden weiter von der Grotte abzusetzen. Für ihn gab es diesen Gast seiner Herrin nicht mehr. Er hatte ihn abgeschrieben. Die Reiter nahmen ihre Pferde herum, Sextus rief den Italienern auf lateinisch zu: »Kommt mit!«, aber dann hatte er mit ihrem Protest nicht gerechnet. Was sie ihm an den Kopf warfen, verstand er zwar nicht, aber daß es keine Liebenswürdigkeiten waren, die er zu hören bekam, begriff der römische Haudegen schnell. Und Mente wie Trifallini hatten keine Makulatur gesprochen, sondern diesem siebenköpfigen Haufen an den Kopf geworfen, eine feige, hinterhältige Bande zu sein, die schamlos einen Menschen in seiner größten Not im Stich ließe.
    Wut und Zorn wollten in Sextus Überhand nehmen. Am liebsten hätte er diese Fremden in sein zweischneidiges Kurzschwert laufen lassen. Dann siegte bei ihm doch die Vernunft, und, gegen sich selbst ehrlich, gestand er sich, daß er tatsächlich bereit gewesen war, den Gast seiner Herrin im Stich zu lassen.
    Wenn bloß

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