0092 - Das Testament des Detektivs
sehr erleichtert.
»Wie haben Sie denn das fertig gebracht? Ich kenne das Schloß seit Jahren und stand hilflos davor.«
Phil atmete auf. »Es muß sich jemand an dem Schloß zu schaffen gemacht haben. Ein kleiner Haken an der Drehscheibe war verbogen, deshalb kam die richtige Einstellung nicht zustande.«
Buckley war entsetzt. »Miss Pearson«, rief er nach seiner Sekretärin, die aus dem Nebenraum herbeieilte.
»Jemand hat heimlich versucht, den Safe zu öffnen, Miss Pearson«, sagte Buckley.
Seine Stimme war so scharf, daß Miss Pearson sofort verlegen wurde und zu Boden sah.
»Ich glaube, wir sind hier auf der Spur, die wir suchen«, sagte ich. »Man wollte Ihnen das Testament entwenden, aber anscheinend ist die Öffnung des Safes nicht gelungen« Buckley nickte eifrig.
»Hier sehen Sie —« er langte in den Safe und zog aus dem Stoß von Akten und nach kurzem Suchen ein Schriftstück heraus — »hier ist das Testament von Mr. Sattleboock!«
»Halten Sie es für möglich, daß einer Ihrer Kunden oder Angestellten versucht hat, den Safe zu öffnen?« erkundigte ich mich eindringlich.
»Möglich ist alles«, erwiderte Buckley, »aber ich halte es für unwahrscheinlich. Ohne mein Wissen kann niemand diesen Raum betreten.«
»Auch Miss Pearson nicht?«
»Nein, auch Miss Pearson nicht.« Ich hatte die Sekretärin beobachtet, wie sie einen Augenblick lang ängstlich auf uns blickte und dann befreit lächelte.
»Dann müssen wir untersuchen, ob ein Fremder in die Wohnung eingedrungen ist.« Ich ging zum Fenster und besah mir Scheiben und Rahmen.
»Aber das ist doch ausgeschlossen«, erwiderte Buckley. »Wie sollte ein Mensch hier eindringen. Fenster und Läden waren die Nacht über geschlossen und sind unversehrt.«
»Wieviel Räume hat Ihre Kanzlei?« Ich ging zur Tür.
»Den Vorraum, den Arbeits'raum, hier den Raum mit dem Safe, in dem ich auch hie und da ausspanne auf dem Sofa, ferner die Toilette und eine kleine Kammer.«
»Gehen Sie bitte voraus und führen uns durch die Räume, Mr. Buckley.«
Der Anwalt gehorchte ohne Widerspruch. Die Toilette lag hinter seinem Arbeitszimmer, besaß aber zwei Türen, sodaß sie auch vom Vorraum aus von den wartenden Klienten benutzt werden konnte. Ich untersuchte das ziemlich kleine Fenster, das gut als Einstieg dienen konnte, aber unversehrt war. Auch im Arbeitszimmer fanden wir nichts, was auf einen gewaltsamen Eindringling hinwies.
»Ist das Türschloß in Ordnung?« Buckley bejahte, aber sicherheitshalber besahen wir uns das Schloß.
»Ich hätte es bestimmt heute früh bemerkt, als ich die Kanzlei betrat«, beteuerte er. Nun blieb nur noch die Kammer.
Ein kleiner Raum, der als Abstellraum dienite. Ein alter Schrank, der nirgendwo mehr hingehörte, ausgediente Akten, eine schmale Kochplatte, eine Wärmeflasche und sonstiges altes Zeug. Hier war der Laden, noch von der Nacht geschlossen.
»öffnen Sie hier nie den Laden?«
»Selten«, gab Buckley zu. »Eigentlich nur, wenn Großputz im Haus ist, und das ist alle Jahre einmal.«
Mehr als zwei Leute hatten vor dem schmalen Fenster gar nicht Platz. Ein Blick auf die Scharniere genügte, um festzustellen, daß dieses Fenster gewaltsam geöffnet worden war.
»Wann haben Sie zum letzten Mal mit Bewußtsein dieses Fenster betrachtet?«
Buckley lächelte. »Was Sie nicht alles wissen wollen. Mit Bewußtsein habe ich es vielleicht noch nie betrachtet.« Er sah hin und erschrak.
»Mein Gott«, flüsterte er. »Die Scharniere sind 'ja aufgebrochen.« Er sah uns ängstlich an »Glauben Sie, daß hier jemand eingedrungen ist und sich an den Safe gemacht hat?«
»Wir glauben es nicht nur, wir sind davon überzeugt. Das Fenster ist aufgedrückt, der Laden ist nur angelehnt, wir können uns sparen, auch ihn noch genauer zu untersuchen. Sind die Türen Ihrer Kanzilei nachts verschlossen, Mr. Buckley?«
»Nein, natürlich nicht«, murmelte Budtley.
»So daß man ohne Schwierigkeiten von einem Raum in den anderen gelangen kann«, stellte ich fest. »Das genügt. Ich schlage vor; wir begeben uns wieder in Ihr Arbeitszimmer.« Wir verließen die kleine Kammer, durch die der Henker oder einer seiner Gehilfen in die Kanzlei eingedrungen sein mußte.
»Aber die Eindringlinge sind unverrichteter Dinge wieder abgezogen«, überlegte Buckley.
»Sie haben keinen so sicheren Safe vermutet und waren ohne geeignetes Werkzeug erschienen«, sagte ich.
»Dann weiden sie wiederkommen?«
»Das 'ist nicht ausgeschlossen. Aber das
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