0092 - Das Testament des Detektivs
Testament werden sie nicht mehr finden. Ich hoffe, Sie übergeben es uns zu treuen Händen, Mr. Buckley.«
Buckley wagte nicht mehr zu widersprechen. Wir hatten wieder in seinem Arbeitszimmer Platz genommen. Er überreichte mir das Testament.
»Dann wäre unsere Aufgabe hier erledigt«, sagte ich. »Ich möchte Sie aber doch von dem Inhalt des Testaments in Kenntnis setzen.«
Buckley wehrte entsetzt ab. »Ich möchte gar nichts davon wissen. Am Ende erscheine ich diesen Gangstern auch nodi als Mitwisser und werde gehängt.«
»Es ist besser, wenn außer uns beiden« — ich deutete auf Phil und mich — »noch jemand vom Inhalt des Testaments in Kenntnis gesetzt wird. Ich darf also beginnen.«
Ich öffnete das Kuvert und las dann das innenliegende Schriftstück vor, und ich habe selbst wohl selten mehr Aufmerksamkeit auf ein Dokument verwandt, als auf Sattieboocks Testament. Aber wir wurden enttäuscht. Nach einigen einleitenden Sätzen, denen nichts zu entnehmen war, befaßte sich das Testament ausschließlich mit der Aufteilung Sattieboocks Besitzes nach seinem Tode. Nur etwas überraschte mich.
»Ich wußte nicht, daß Sattleboock einen Sohn hat?« wandte ich mich an Buckley.
»Ich kann Ihnen auch nicht Auskunft darüber geben. Es war ein dunkler Punkt seines Lebens. Soviel ich weiß, hatte er einen Sohn, den Gangster eines Tages entführten, um ihn zu erpressen. Obwohl der Sohn kaum mehr am Leben sein dürfte, glaubte Sattlebooks bis zuletzt fest daran, ihn wiederzusehen.«
»Das ist interessant«, murmelte ich und mußte an das Tonband denken, »hat er zu Ihnen darüber gesprochen?« Buckley machte eine ungewisse Bewegung mit der Hand.
»Nur in Andeutungen.«
»Und er war überzeugt davon, daß sein Sohn lebend zu ihm zurückkehren würde?« fragte Phil.
»Ja, er sprach davon.«
Ich las das Testament noch einmal durch, bevor ich es einsteckte.
»Haben Sie eine Abschrift davon in Ihrem Besitz, Mr. Buckley?«
Buckley bejahte. »Aber ich bin gerne bereit, sie Ihnen mitzugeben, ich möchte nicht, daß man sie hier sucht.«
Wir nahmen auch das Duplikat mit. Ich steckte beide Exemplare in die schwarze Aktentasche, die wir eigens für diesen Zweck mitgenommen hatten. Dann verabschiedeten wir uns von Buckley.
»Seien Sie vorsichtig!« warnte ich ihn. »Falls Sie irgendetwas Verdächtiges beobachten, sei es, daß man Ihnen folgt, oder daß Sie Anrufe bekommen, die Ihnen etwas auftragen, benachrichtigen Sie uns, bevor Sie selbst handeln. Wir sitzen immer am längeren Hebel, Mr. Buckley.« Der Anwalt lachte und drückte uns die Hand. »Wenn ich einmal mit einer Rechtsauskunft dienen kann, stehe ich Ihnen zur Verfügung.« Er machte einen erleichterten Eindruck, als wir ihn verließen. Die Gefahr, in der er sich befunden hafte, schien für ihn mit dem Testament wieder aus seinem Gesichtskreis zu verschwinden, Wir fuhren den Lift hinab.
Ich hatte noch nicht einen Schritt vor das Haus gesetzt, als ich einen Schag von der Seite an mein Kinn bekam. Ich fühlte, wie man mir meine Aktentasche wegriß, ohne daß ich eingreifen konnte. Auch Phil hatte einen Schlag abbekommen und taumelte. Ich war ein wenig groggy, und es dauerte eine Weite, bis ich begriff und die zwei Burschen sah, die mit der Mappe in einem dunklen Wagen verschwanden. Dann erblickte ich auch die Maschinenpistole, die aus dem Wagenfenster geschoben wurde, brüllte Phil zu, Deckung zu nehmen und lag im gleichen Moment flach.
Eine Feuergarbe strich über uns hinweg, während der Wagen mit aufheulendem Motor abbrauste. Ich hetzte in wenigen Sprüngen zu unserem Lincoln und erreichte ihn zur gleichen Zeit wie Phil, der sofort zum Sprechfunkgerät griff, während ich den Wagen startete.
Wenn wir um eine Ecke bogen, wußten wir nie, ob wir noch auf den Fersen der Gangster waren. Manchmal sahen wir gerade noch dais Heck des schwarzen Chevrolets um eine Kurve verschwinden. Aber es gibt ein Mittel, einem soilchen Wagen zu folgen: Er verrät sich stets durch seine Geschwindigkeit. Hätte er sich mit gemütlichen 25 Meilen in den bürgerlichen Strom der tausend Wagen eingeordnet, so wären wir ihm kaum auf die Spur gekommen.
»Gesuchter Wagen auf der Georg-Washington Bridge gesichtet« kam die Meldung.
»Danke, bitte weiter beobachten, aber nicht stellen«, gab Phil zurück. Ich drehte mitten auf der Straße, und wir jagten über die Brücke.
»Bin dem gesuchten Wagen ähnlicher in hoher Geschwindigkeit in Ridgefield gesichtet«, wurde uns
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