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0092 - Das Testament des Detektivs

0092 - Das Testament des Detektivs

Titel: 0092 - Das Testament des Detektivs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Testament des Detektivs
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Augen waren abwesend auf etwas gerichtet, was sich nicht im Raum befand. Mit den Händen machte er eigenartig krampfhafte Bewegungen!. Dieser Mann, dachte ich, ist nicht nur betrunken. Entweder ist er vergiftet oder einfach schwer nervenkrank. Der Wirt machte mit dem Kopf ein Zeichen auf ihn hin.
    »Soll ich ihn rauswerfen?«
    Ich verneinte.
    Jetzt ging eine Veränderung mit dem Mann vor. Unversehens wurden seine Augen ' weit, seinem Muod entrang sich ein tierhafter Schrei, und sein ganzer Körper lehnte sich in starrem Krampf gegen die Wand.
    »Sie holen mich, sie holen mich, sie holen mich«, wiederholte er in einem atemlosen Rhythmus. Er machte abwehrende Bewegungen nach allen Seiten.
    Ich blickte auf die Männer, die aus den Büschen kamen. Sie standen für eine Weile zusammen, und es sah aus, als beratschlagten sie.
    Wieder fiel das Benehmen wie eine Maske von dem Betrunkenen. Ich begann mich für ihn zu interessieren. Schien er gerade noch von Angst gepeinigt, so veränderte er seine Miene mit einem Schlag, und er lächelte sonnig und heiter, alis erlebe er soeben seinen ersten Frühlingstag. Ich lächelte zurück, und er kam langsam auf mich zu.
    »Geld?« sagte er lauernd und ich spürte Gier in seiner Stimme.
    »Ja«, sagte ich einfach und suchte vorsichtshalber ein paar Münzen heraus und legte sie auf den Tisch. Aber ich hatte ihn falsch verstanden.
    »Geld, Geld, Geld!« schrie er wütend, zog ein Papier aus der Tasche, eine alte Serviette, ein Taschentuch und knallte es auf den Tisch. Ich sah ihm in die Augen und sagte ruhig: »Hundert Dollar. Ich bekomme immer nur hundert Dollar. Hundert Dollar.« Dabei nahm ich die Serviette, die er aus der Tasche gezogen hatte, faltete sie zusammen auf die Größe einer Hundert-Dollar-Note und gab sie ihm zurück.
    Er betrachtete sie, aber es schien ihm schwer zu fallen, sich zu konzentrieren.
    »Das sind hundert Dollar?« Er blickte mich unsicher an.
    »Nein, es sind .fünfzig Dollar, und ich bekomme hundert Dollar.« Ich sagte es ruhig und sehr bestimmt. Wenn ich ehrlich bin, muß ich bekennen, daß es mich reizte, mit dem Irren zu spielen. Daß es sich um einen Irren handeln mußte, stand jetzt für mich fest.
    »Wenn es wirklich nur fünfzig sind, dann bekommst du zwei«, entschied er, langte auf den Nebentisch, holte sich eine Serviette, faltete sie wie meine, wollte sie mir geben, behielt sie aber im letzten Augenblick. Er kramte in den Taschen, zog einen kümmerlichen Stift heraus und begann auf die Serviette zu malen… Ich sah maßlos erstaunt zu, »Sie sind gleich da«, schaltete sich Phil ein. »Sie haben noch nichts gefunden.«
    Der Irre unterbrach seine Zeichnung, seine Augen öffneten sich weit. Er begann zu schreien, taumelte zur Wand und stand verkrampft und zitternd an die Mauer gelehnt. Angstschweiß 'trat auf seine Stirn.
    Mit einer groben Bewegung packte der Wirt ihn beim Arm und zog ihn vor die Tür.
    Ich warf einen Dollar auf den Tisch und stand langsam auf. Der Wirt war wieder zurückgekehrt und machte sich an der Theke zu schaffen. Ich stand mit Phil im Türrahmen, als der erste der drei Männer aus den Büschen auftauchte und auf die Straße blickte. Der Irre torkelte an der Hausmauer entlang und gab unartikulierte Laute von sich.
    Alis der erste der Männer ihn erblickte, brach er in einen Ruf ans. Er winkte den beiden anderen und lief auf den Irren zu.
    Alles ging in Sekunden. Ich packte den Kranken mit festem Griff und zog ihn in den Fond des Wagens. Da hörte ich den ersten Schuß.
    Phil feuerte zurück und warf sich neben mir in den Wagen. Eine Serie von Schüssen zersplitterte das Heckfenster, ohne uns etwas anzuhaben. Ich gab rücksichtslos Gas. Wir hörten die Pistolen uns nadibellen, aber sie konnten uns nichts mehr anhaben. Wir waren im Nu außerhalb ihrer Reichweite.
    »Sie hatten keinen Wagen dabei. Bis sie einen geholt haben, sind wir in Sicherheit.«
    Phil schüttelte den Kopf. Nicht, weil er anderer Meinung war als ich, sondern weil dies altes über seinen Verstand ging, Ich muß gestehen, auch ich begriff meine Handlungsweise nicht. Aber es gibt Situationen, da handeilt man nadi Zusammenhängen, die man niemanden beweisen könnte, und doch schwört man auf sie.
    Zum Beispiel der Irre, der hinten bei uns im Wagen lag und schwer atmete. Ich hatte urplötzlich begriffen, daß er es war, den die Männer suchten. Konnte ich es beweisen? Niemals. Niemals auch konnte ich sagen, warum ich davon überzeugt war, daß die drei zu den

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