0092 - Einsatz der Todesrocker
der drei Höllensöhne nichts entgegenzusetzen, während ihr Boß unter seine Jacke griff und den Revolver hervorholte.
»Weg mit euch!« brüllte er.
Die anderen stürzten zur Seite.
Ich kam nicht vom Boden hoch, denn das drohende Loch der Mündung wies genau auf meine Brust.
Starr blieb ich liegen.
Sharingo aber lachte böse. »Dir ist doch klar, du Anfänger, daß ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lasse!« zischte er und krümmte bereits den rechten Zeigefinger…
***
Wie eine Trutzburg aus uralten Tagen lag das St.-Patrick-Kloster auf der felsigen Bergspitze. Die Mauern waren für eine Ewigkeit gebaut worden. Weder die Gewalten der Natur, noch die Kriege der Menschen hatten diesem Kloster je etwas anhaben können.
Seit jeher war es ein Hort des Guten. Die Mönche, die dort lebten, verteidigten ihren Glauben und waren sich einig in der Bekämpfung des Bösen.
Der Nachtwind heulte um die dicken Ecken der Klostermauern, fuhr in die kleinsten Spalten und Ritzen hinein, rüttelte an dem Kreuz auf der Kirchturmspitze und brachte die Kälte des Dezembers mit.
Vom Tal her führte ein schmaler Weg zum Kloster hoch, der nicht asphaltiert oder ausgebaut war und sich in Serpentinen der Trutzburg entgegenwand.
Die hier lebenden Mönche gestalteten ihr Dasein wie Einsiedler. Sie durften das Kloster nie verlassen, außer es lag ein triftiger Grund vor.
Und einer dieser Gründe war der Tod eines Elternteils. Sonst blieben sie in dieser Festung.
Sie ernährten sich von dem, was der kleine Garten innerhalb des Klosterhofes hergab. Da das Klima sehr rauh war, wuchs nur wenig, aber die Ansprüche der Mönche waren sehr bescheiden.
Sie tranken Wasser, das aus einer kristallklaren Quelle im Innenhof des Klosters sprudelte.
Und hier befand sich auch die Schmiede, in der Father Ignatius arbeitete, ein Mönch, dem man kaum ansah, welch ein Leben er führte. Von der Gestalt her erinnerte er mehr an den Schauspieler Bud Spencer. Er war für die handwerklichen Arbeiten verantwortlich.
Es gab nur wenige Menschen, die dem Kloster einen Besuch abstatten durften. Meist waren es kirchliche Würdenträger.
Für mich wurde eine Ausnahme gemacht.
Normalerweise war es in der Nacht ruhig innerhalb des gewaltigen Komplexes, aber in dieser bewußten Nacht schien das Kloster von Unruhe befallen zu sein.
Etwas stimmte nicht. Der Friede wurde durch irgendein Ereignis gestört.
Es begann damit, daß Father Ignatius zum Abt des Kloster gerufen wurde.
Ignatius verließ seinen kargen Raum hinter der Schmiede, stieg eine wendelförmige Steintreppe hoch, erreichte den breiten Kreuzgang und blieb vor einer hohen zweiflügeligen Eichentür stehen, um vorsichtig anzuklopfen.
Er wurde hereingebeten.
Der Raum dahinter verdiente den Namen Saal. Er war vollgestopft mit Büchern. Sämtliche Werke der Weltliteratur gaben sich hier ein Stelldichein; bis zur hohen Decke reichten die prall gefüllten Regale.
In der Mitte des Raumes stand ein einfacher, aber sehr großer Holzschreibtisch, hinter dem der Abt saß.
»Tritt näher, Bruder Ignatius«, sagte der Vorsteher des Bergklosters.
Der Schmied nickte.
Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich. Der Abt hatte einen schneeweißen Haarkranz, der wie ein Ring um seinen runden Kopf lag. Die Gesichtshaut besaß eine frische Farbe und zeigte wenig Falten, obwohl der Mann die siebzig Jahre bereits überschritten hatte. Die Augen schauten klar und hell in die Welt.
Tief holte der Abt Atem. Es gab hier oben kein elektrisches Licht. Brennende Kerzen standen in schweren, gußeisernen Ständern und erhellten die Umgebung des Schreibtisches so, daß gerade noch in einem Buch gelesen werden konnte, ohne sich die Augen zu verderben.
Dadurch blieben natürlich zahlreiche Ecken und Nischen im Dunklen. Wenn man hier etwas sehen wollte, trug man die Kerzen oder die Petroleumlampe hin.
»Du weißt, Bruder Ignatius, daß John Sinclair zu uns kommt«, begann der Abt das Gespräch.
»Ja, das weiß ich.«
»Ist alles vorbereitet?«
»Die Kugeln sind gedreht, die Kreide ist hergestellt, das Wasser geweiht.«
»Und doch ist es anders als sonst«, sagte der Abt leise.
»Ich spüre es auch«, gab Bruder Ignatius ihm recht.
»Was ist es nur?« fragte der Abt.
»Das Böse lauert in der Nähe, das muß es sein. Finstere Gedanken dringen durch das Licht unserer Welt. Sie wollen uns ausschalten. Und John Sinclair auch. Sie haben sich bereits formiert. Ich habe es schon seit Tagen gespürt. Satan sammelt seine
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