0093 - Mord in der Mumiengruft
seine Uhr. »Endlich. Ich dachte schon, ihr hättet verschlafen.«
Gelassen stellte ich den Koffer ab. »Du weißt doch, ein Beamter verschläft nie.«
»Wenigstens nicht seinen Feierabend«, schränkte Bill ein.
Während wir zur Kontrolle gingen, berichtete ich meinem Freund, was geschehen war.
Bill stieß einen Pfiff aus. »Deshalb also.«
»Genau, die Verspätung war von uns aus nicht eingeplant.«
»Da scheint ja einiges auf uns zuzukommen«, meinte der Reporter. »Ich hoffe nur, daß es sich in Grenzen hält.«
Ein Beamter hielt uns auf. Nicht weit von ihm entfernt stand ein bewaffneter Posten. Die MPi hatte er sich über seine Schulter gehängt.
Ich präsentierte meinen Sonderausweis, der es mir ermöglichte, auch ohne Kontrolle die Sperre zu passieren. Bill und Suko folgten.
Ein Zubringerbus fuhr uns zur Maschine. Wir waren die letzten, die einstiegen. Das Handgepäck hatte ich bei mir behalten. Es war der Einsatzkoffer.
Der Bus war schlecht gefedert, und ebenso schlecht war die Luft in seinem Innern. Ich stand eingequetscht zwischen zwei dicken Touristinnen, die ihren Reiseführer fast auswendig gelernt hatten, denn sie schwatzten ununterbrochen nur von Mexiko und den Schönheiten des Landes.
Ein frischer Wind fegte über das Rollfeld und brachte feinen Sprühregen mit. Ich hatte meinen Mantel mitgenommen, obwohl es in Yucatan heiß werden würde.
Wir nahmen unsere Plätze ein. Bill Conolly saß neben mir. Suko drei Sitze dahinter.
Wir mußten uns anschnallen, die übliche Durchsage des Flugkapitäns erfolgte, dann kam der Start.
Ruhig rollte die Maschine an, hob ab, und London verschwand unter uns im grauen Dezemberdunst.
Ich nahm mir die Akte vor, während Bill Conolly die Augen schloß, um ein wenig zu entspannen.
Sam Kettering war ein gewissenhafter Mann gewesen. Er hatte einiges herausgefunden und auch niedergeschrieben. Vor allen Dingen über diese geheimnisvolle Pyramide.
Da gab es eine Legende, die besagte, daß es vor langer Zeit drei Priester gegeben hätte, die sich nicht nur dem Studium der Götter widmeten, sondern auch der Schwarzen oder bösen Magie. Sie forschten auf Gebieten nach, die sich mit der Unsterblichkeit befaßten und auch mit der Struktur des Geisterreiches. Irgendwie mußte es ihnen auch gelungen sein, einen Erfolg zu erzielen, denn die drei Priester wurden zu Königen gewählt. Dann geschah etwas typisch Menschliches. Die drei verfeindeten sich. Jeder wollte immer mehr als der andere. Es kam zu Spannungen, weil man sich nicht einigen konnte, wer nun an der Spitze stand.
Wo drei sich stritten, freute sich ein vierter. Ein Mann namens Huaxapetl nutzte die Gelegenheit aus, stürmte mit seinem Heer den Tempel und nahm die drei Priester gefangen, um deren Schreckensherrschaft zu brechen.
Das gelang ihm auch.
Die Priester wurden getötet. Und zwar saugte man ihnen das Blut aus, um sie anschließend als Mumien zu begraben, tief unter der Pyramide in einer extra für diese Zwecke angelegten Gruft. All die Schätze, die diese drei Herrscher während ihrer Regentschaft zusammengetragen hatten, packte man mit in die Gräber.
Das war vor allen Dingen Gold. Gold hat schon seit jeher die Massen fasziniert. Für Gold tat man alles, da beging man Morde, da wurden Verbrechen verübt. So war es auch bei den Mayas. Viele Stämme jagten hinter dem gelben Metall her, doch keinem gelang es, jeweils auch nur einen Becher oder ein Gefäß aus der Gruft zu stehlen. Wer es versuchte, der erlitt ein grauenhaftes Schicksal. Der Tod traf ihn noch vor dem Erreichen der Gruft.
So war der Fluch, den die drei Mumien ausgesprochen hatten, Wirklichkeit geworden.
Und die Legende hielt sich. Sie wurde sogar noch weiter ausgebaut. Man sprach bald von der Pyramide der grausamen Priester. Immer mehr Menschen starben, da das Gold sie anlockte. Eines Tages geriet auch diese Pyramide in Vergessenheit. Die Mayas starben aus oder vermischten sich mit anderen Volksgruppen. Geschichten und Legenden wurden erzählt, und darin tauchte die Pyramide der grausamen Priester immer wieder auf.
Die Zeit war inzwischen weiter fortgeschritten. Die Wissenschaft und Technik setzte sich immer mehr durch. Der Mensch benutzte sie für seine Forschungen. Es kam die Zeit, da wurde das alte Volk der Mayas wiederentdeckt.
Jetzt stürzten sich Historiker und Völkerkundler auf dieses Volk und durchleuchteten sie. Chichen Itzä wurde entdeckt. Und damit eine Kultur aus dem tiefen Graben der Vergangenheit geholt. Natürlich
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