0093 - Mord in der Mumiengruft
sprudelte vor mir das Wasser, und Suko tauchte auf.
Er und Bill waren natürlich auch wieder in die Gegenwart zurückversetzt worden, und sie griffen in den Kampf mit ein.
Suko sah mich und schwamm sofort auf den schmalen Uferstreifen in der Grotte zu.
»Hast du eine Machete?« brüllte ich.
Der Chinese riß sich das Mundstück heraus und schrie: »Ja!«
Hastig kletterte er an Land.
Da waren die Mumien heran.
Ihre Augen glühten in einem düsteren Rot. Eine unheilige Magie hielt sie am Leben. Diejenige Mumie, die von meiner Kugel getroffen worden war, lief an der Spitze.
Sie griff mich auch als erste an.
Suko kam nicht so rasch aus dem Wasser, ich mußte mich mit bloßen Fäusten verteidigen.
»Johnnn!«
Der Chinese schrie meinen Namen, und seine Stimme hallte in der Grotte wider.
Ich drehte den Kopf, sah aus den Augenwinkeln Bill Conolly aus dem Wasser klettern und bemerkte auch die Machete, die Suko mir zuwarf.
Ich griff daneben.
Die Machete fiel zu Boden.
Die Mumie wußte, was ihr blühte, wollte sich auf die Waffe stürzen, doch ich kickte sie weg.
Dann hechtete ich zu Boden, bekam die Machete an der richtigen Stelle zu fassen, riß sie hoch und schlug aus der Drehung und noch im Liegen damit zu.
Die Schneide pfiff durch die Luft.
Das Monster befand sich mitten im Sprung, hatte die krallenbewehrten Hände ausgestreckt, um sie mir in den Hals zu stoßen.
Die Machete war schneller.
Wie damals im Sumpf reichte ein Schlag, um das Monster auszuschalten.
Sofort sprang ich wieder hoch.
Suko kämpfte gegen die zweite Mumie, während Bill soeben aufs Trockene kletterte.
Der Chinese hielt das Monster von hinten umklammert. Er sah, daß ich freie Bahn hatte, und warf mir die Mumie zu.
»Los, John!« brüllte er.
Ich setzte den Schlag schräg an, und es gelang mir tatsächlich, mit einem Streich das Höllenwesen zu töten.
Der Kopf rollte zu Boden. Der Torso zuckte noch einmal und kippte zur Seite.
Er fiel genau ins Wasser.
Geschafft.
»Was ist mit der Frau?« fragte Bill Conolly.
»Sie ist tot«, sagte ich. »Die ist reich gestorben, inmitten eines Goldberges, aber sie war doch so arm.«
***
Wir gingen in die mit Gold gefüllte Höhle. Juana Alvarez konnte niemand mehr helfen. Sie war auch in ihrem zweiten Leben auf eine schreckliche Art und Weise umgekommen. Und ihre Mörder waren dieselben gewesen.
Ein unbegreifliches Phänomen, doch war die Schwarze Magie wirklich zu begreifen?
Ich glaube kaum.
Selbst ich hatte bisher nur den Bruchteil ihrer Geheimnisse entdeckt. In diesem Fall war ich wieder um einiges schlauer geworden. So wertvoll mein Kreuz auch für mich war, gegen eine fremde, nichtchristliche und unerforschte Magie half es nicht. Da brauchte ich andere Waffen. Doch ich war davon überzeugt, daß ich sie im Laufe der Zeit bekommen würde.
»Dann haben wir also nicht geträumt?« fragte Bill Conolly.
Ich wußte, was er meinte. »Nein, wir sind wirklich in die Vergangenheit geschleppt worden.«
»Das glaubt uns keiner«, flüsterte der Reporter. Ich sah, wie ihm eine Gänsehaut über das Gesicht lief.
»Braucht auch niemand«, erwiderte ich. »Die Menschheit ist längst noch nicht reif genug, alle Geheimnisse zu erfahren.«
»Und was geschieht mit dem Gold?« fragte der Reporter.
»Die mexikanische Regierung wird sich freuen. Ihr steht es schließlich zu.«
Die Tote nahmen wir mit, als wir die Höhle verließen. Wir tauchten wieder auf, und als wir den Dschungel erreicht hatten, lärmten die Vögel und kreischten die Affen.
Ein Fluch war genommen, die Natur und auch die Menschen konnten wieder aufatmen.
Wir aber sehnten uns nach dem weihnachtlichen, feuchten, kalten London, denn der Dschungel war nichts für uns…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 29 »Die Rückkehr des Rächers«
Weitere Kostenlose Bücher