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0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
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Telefonzelle, die wir angezapft hatten, weil sie häufig von den Mitgliedern der Creanan-Gang benutzt wurde. Durch den Zufall, daß der geheimnisvolle Mann im Hintergrund seinen Mordbefehl überhaupt von dieser Zelle aus gab, sind wir der Sache zuerst auf die Spur gekommen. Da die Zelle unter Kontrolle stand wegen der Creanan-Gang, nahmen wir zunächst einmal an, diese Bande könnte auch in die Mordgeschichte verwickelt sein. Wir hoben die Bande aus, nahmen die Stimmen jedes Gangsters auf Tonband auf und ließen unsere Experten Vergleiche mit dem Tonband von dem Telefongespräch anstellen. Die Experten sagten: Keiner der Gangster der Creanan-Gang ist einer der beiden Gesprächspartner gewesen. Damit steht eins fest: Die Creanan-Gang scheidet für unseren Fall aus.«
    Mr. High blieb stehen.
    Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort: »Als nächstes folgte die Ermordung unseres Kollegen Billy Chester. Roy, Sie haben die Mordkommission geleitet. Berichten Sie, was Sie bisher zutage gefördert haben!«
    Roy legte seine Zigarette in die Aschenschale und preßte die Hände gegeneinander.
    »Wir haben allerhand zutage gefördert«, sagte er langsam. »Aber ich will der Reihe nach vorgehen. Billys Tod trat ein zwischen elf Uhr fünfundvierzig und zwölf Uhr zwanzig mittags. Er erhielt einen Stich in den Unterleib. Man zog ihm die Brieftasche aus dem Jackett, als er tot war. Aus Billys Taschen fehlte sonst nichts außer der Brieftasche. Er hat sie zuletzt gehabt beim Polizeipräsidenten der Stadtpolizei. Der Commissioner weiß genau, daß Billy sie wieder zurück in seinen Rock gesteckt hat. Billy besaß seine Brieftasche also noch, als er das Stadthaus verließ. Da ihn die Gangster aber unmittelbar danach in die Hände bekamen, bleibt nur die Annahme, daß die Gangster die Brieftasche haben wollten und es vielleicht sogar von vornherein darauf abgesehen hatten.«
    Roy machte einen Zug an seiner Zigarette. Er blies den Rauch aus.
    Dann fuhr er fort: »Billy wurde in einem Stall oder Ähnlichem umgebracht.« Wir fuhren auf.
    »In einem Stall?« wiederholte Mr. High.
    Roy nickte.
    »Ja. Wir fanden an seiner Kleidung, vor allem an seinen Schuhen, geringe Reste von Stroh, in dem noch minimale Spuren von Viehkot vorhanden waren. Das deutet doch auf einen Stall.«
    »Augenblick!« sagte ich und stand auf. Ich trat an die Karte von Manhattan heran, die an der linken Wand in Mr. Highs Arbeitszimmer hängt. »Um wieviel Uhr fand man Billys Leiche?«
    Roy zuckte die Achseln.
    »Auswendig weiß ich es nicht mehr auf die Minute, das steht in meinen Akten. Es war ungefähr eine halbe Stunde nach seiner Ermordung.«
    »Ich hörte doch, der Wagen hätte schon einige Zeit an der Stelle gestanden, wo ihn der Polizist dann entdeckte?«
    »Ja das stimmt. Nachbarn sagen übereinstimmend aus, daß der Wagen ungefähr zehn Minuten, bevor der Polizist nach dem Fahrer fragte, schon dort gestanden hätte. Einige behaupten sogar, es wären zwanzig Minuten seit dem Erscheinen des Wagens und dem Auf kreuzen des Polizisten vergangen.«
    »Bleiben wir in der Mitte«, schlug ich vor. »Eine halbe Stunde nach Billys Tod wurde seine Leiche im Wagen gefunden. Der Wagen stand aber bereits zirka fünfzehn Minuten. Dann ist den Mördern vom Tod Billys an bis zum Abstellen des Wagens nur eine Frist von einer knappen Viertelstunde geblieben. Meine Herren, in einer Viertelstunde kommen sie mit einem Wagen mittags zwischen zwölf und eins keine zehn Kilometer weit. Ich möchte im Gegenteil folgendes annehmen: Der Tatort liegt innerhalb dieses Kreises von nicht mehr als drei Kilometern Durchmesser, dessen Mittelpunkt der Fundort des Wagens bildet.«
    »Das scheint mir ein bißchen eng gezogen zu sein«, sagte Roy.
    »Ich will es begründen. Sie nahmen also Billy die Brieftasche ab und ermordeten ihn endgültig. Ich glaube nicht, daß sie dann sofort nichts anderes zu tun hatten, als Billys Leiche wegzubringen. Ich glaube vielmehr, daß sie erst einmal Billys Brieftasche durchgesehen haben. Dann hat man ihn in den Wagen transportiert. Dazu bedurfte es einiger Vorsicht. Man durfte ja nicht mit der Leiche gesehen werden. Ich wette, daß mindestens fünf Minuten vergangen waren seit Billys Tod, bevor der Wagen gestartet Wurde. Dann kommt hinzu, daß der Fahrer einen Platz suchen mußte, wo er aussteigen konnte, ohne sofort gesehen zu werden. Er kann nicht im Höchsttempo durch die Straßen gefahren sein, weil er die Augen hach einer einsamen Ecke aufhalten mußte.

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