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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Partner Dean Flint lachte. »Den normalen Weg haben wir nicht genommen, weil ich nicht will, daß man uns jetzt schon sieht. Es reicht, wenn wir mit dem Laster anrollen und das komische Schloß ausräumen.«
    »Du hast Nerven!« keuchte Harry Salem. »Und das bei der verdammten Kälte. Wieder Ich.«
    »Gelobt sei, was hart macht«, erwiderte Dean und stieg weiter. Ihn nannte man auch Dean the Nose. Dean, die Nase. Die Nase deshalb, weil er immer einen Riecher für besonders gute Geschäfte hatte. Und die bezogen sich auf Antiquitäten. Er und sein Partner raubten leerstehende Schlösser und Burgen aus. Die Tips bekamen sie aus der Bevölkerung, denn die beiden waren immer unterwegs. Zudem hatten sie Abnehmer, die auf die Ware lauerten und gute Preise zahlten.
    Salem und Flint stiegen zum Schloß hoch. Und das war sehr mühsam. Trotz ihrer dicken Winterkleidung schwitzten sie. Es war so kalt, daß ihnen der Atem fast vor den Lippen gefror. In Salems Oberlippenbart hatten sich kleine Eisstücke abgesetzt. Da er keinen Gesichtsschutz trug, war seine Nase schon blau angelaufen.
    Die Hände steckten in dicken Handschuhen, und die beiden Männer trugen Bergsteigerstiefel an den Füßen. Die geriffelten Sohlen gaben ihnen die Gewähr, nicht so leicht abzurutschen, denn das steinige Gelände führte ziemlich steil bergan.
    Hier oben spürten sie auch den Wind, der wie mit beißenden Zangen durch ihre Kleidung zu dringen versuchte.
    Harry und Dean froren.
    Und immer höher kletterten sie.
    Mehr als die Hälfte der Strecke lag bereits hinter ihnen. Im Westen lag eine Hügelkette, von der sie nicht einmal den Namen wußten. Nur das Schloß mußte ausgerechnet auf einem hohen Berg stehen, den eine Laune der Natur in die sonst flache Landschaft gestellt hatte.
    Sie quälten sich wirklich.
    Mehr als einmal in der Minute warfen sie einen Blick zu dem Gemäuer hoch. Es schien kaum näherzurücken. Harry Salem wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. Außerdem hatte sein Partner noch immer die komischen Sprüche parat, die ihn auch aufregten. Wenn er bei Dean nicht soviel Geld verdienen würde, hätte er den Kram schon längst hingeschmissen. So aber machte er weiter und quälte sich Yard für Yard voran. Er trug auch die beiden leeren Rucksäcke auf dem Buckel, denn wenn sie etwas fanden, was leicht zu transportieren war, konnten sie es direkt in den Säcken verstauen.
    Dean, der vorging, blieb plötzlich stehen.
    »Was ist?« keuchte Harry.
    »Ein Weg. Ich habe einen Weg entdeckt. Du wirst es kaum glauben, alter Meckerkopf.«
    »Kann ich auch nicht.«
    Wenig später stand Harry Salem neben seinem Kumpel. Und tatsächlich auf einem schmalen Weg.
    Mit den Blicken verfolgte er ihn. In Serpentinen führte er dem Schloß entgegen. Allerdings entdeckten sie keine Stelle, die anzeigte, daß der Weg breiter wurde. Das machte auch nichts. Es war jedenfalls bequemer zu laufen, als der Aufstieg über Geröll und Steine auf dem direkten Kurs zu versuchen.
    »Pause?« fragte Harry Salem und schaute seinen Partner fragend an.
    »Nein, weiter.«
    »Shit.«
    »Stell dich nicht an wie ein Weib. Wir sind gleich da. Und wenn du erst einmal die Schätze siehst, werden dir die Augen schon übergehen.«
    »Darf ich mal lachen. Ich wollte, ich hätte sie schon und wäre damit weg.«
    »Ohne Fleiß kein Preis«, sagte Dean Flint wieder einmal eines seiner beliebten Sprichwörter auf.
    »Ach, leck mich.«
    Flint lachte und ging weiter. Harry blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Irgendwie mochte Harry Salem dieses Schloß nicht. Nicht weil der Weg so anstrengend war, das hatte er schon öfter mitgemacht, sondern weil die Leute im Ort ihn gewarnt hatten.
    »Geht nicht dort hinauf. Da wohnte der Höllengraf!«
    Die Worte klangen immer wieder in Harry Salems Ohren nach. Dean Flint hatte darüber gelacht. Er, der schon länger im Geschäft war, meinte nur: »Das kenne ich. Was meinst du, wie oft ich schon gewarnt worden bin. Hätte ich immer darauf gehört, so würde ich jetzt betteln gehen.«
    Nun, er ging nicht betteln und hatte bereits ein erkleckliches Vermögen zusammengerafft.
    Der Weg wurde ein wenig breiter.
    Noch eine Kehre, dann hatten sie es geschafft.
    Von Osten blies der Wind, fuhr gegen ihre mit Watte gefütterten Jacken und fuhr ihnen in den Nacken.
    Harry Salem atmete auf. Er spürte seine Füße schon nicht mehr. Das Leben der letzten Wochen hatte praktisch nur aus Wein, Weib und Gesang bestanden.
    Bald standen sie vor der hohen

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