0095 - Himmel ohne Sterne
Gehirn dringen zu lassen?
„Und Sie, Sengu? Was sehen Sie?"
Der Japaner sah ebenfalls in den Schnee, aber Rhodan wußte, daß seine Augen weiter sahen als seine eigenen. Der Blick Sengus drang durch Schnee und Felsgestein in das Innere des Planeten ein, Meter für Meter. Wie weit eigentlich? Rhodan gestand sich ein, die Leistungsgrenze Sengus nicht zu kennen. Schweigend wartete er. Endlich hob Sengu den Kopf und sah ihn an.
„Nichts, Sir. Bis in tausend Meter Tiefe nichts."
Das besagte noch gar nichts. Der Planetenantrieb, wußte Rhodan, lag in fünftausend Meter Tiefe. Aber bevor er Sengu weitersuchen ließ, wollte er sich die Oberfläche Barkons ansehen. Vom Schiff aus war das nicht möglich gewesen. Außerdem hatten sich ihre Augen auch jetzt erst an das Dämmerlicht gewöhnt.
„Gucky, wir springen. Jeweils Sätze von fünfzig Kilometer. Richtung Ost."
Gucky seufzte und nahm die beiden Männer bei der Hand. Der körperliche Kontakt bewirkte, daß nicht nur er allein, sondern auch Rhodan und Sengu teleportierten und den Sprung durch den Hyperraum unternahmen. Zwar mußte er erheblich mehr Paraenergie aufwenden, aber eine gewisse Zeit konnte er das durchhalten.
Als sie materialisierten, hatte sich die Landschaft kaum verändert. Nur die Milchstraße war ein kleines Stück weiter abgesunken.
„Hier sieht es nicht viel besser aus", kommentierte Gucky und sprang erneut. Hundert Kilometer.
Tausend Kilometer. Nichts änderte sich. Täler, Berge, Ebenen - alles war mit einer dicken Schicht Schnee überzogen, der niedergeschlagenen Atmosphäre Barkons. Sengu stellte fest, daß diese Schicht an manchen Stellen bis zu fünfzig Meter dick war, an anderen wiederum nur zwei oder drei Meter. Es hatte also früher noch Stürme gegeben, die aber mit dem Dünnerwerden der Lufthülle verschwanden.
Der Schnee war hart gefroren. Nur an der Oberfläche hielt sich eine dünne, lockere Schicht, die sich erst kürzlich niedergeschlagen haben mußte.
Sie hatten etwa den Planeten halb umrundet, und Gucky wollte gerade zu einem neuen Sprung ansetzen, als Sengu hastig rief: „Wellenimpulse! Mechanischer Natur. Ich kann sie spüren!"
Rhodan wußte noch gar nicht, daß Sengu auch Wellenimpulse feststellen konnte. Auf eine entsprechende Frage erklärte der Mutant ihm, daß die empfindlichen und mutierten Augennerven darauf ansprachen und der so entstehende Sehfehler sich deutlich bemerkbar mache.
„Was meinen Sie mit mechanischer Natur?"
„Maschinen - aber sie arbeiten nicht mehr. Ich würde sagen, es sind die letzten Ausstrahlungen stillgelegter atomarer Aggregate."
Dann konnte es noch nicht lange her sein, daß Barkons Anlagen aufgehört hatten zu arbeiten. Vielleicht lebten doch noch einige der Barkoniden in den nur langsam abkühlenden unterirdischen Räumen ...?
Rhodan überlegte. Da standen sie nun, einsam und verlassen auf einer toten Welt, deren Dörfer und Städte unter dem Schnee begraben worden waren. Hier oben würden sie nichts mehr vorfinden. Wenn es noch Leben gab, dann in den Tiefen des Planeten. Die Hauptstadt ...?
Rhodan versuchte sich zu erinnern.
„Gucky, wir ändern die Richtung und vergrößern die Sprünge. Fast nördlich jetzt - und dreitausend Kilometer."
Wieder nichts. Sengu konnte auch keine Wellenimpulse mehr feststellen. Drei weitere Sprünge. Und dann ... die große Stadt!
Rhodan erkannte sie sofort an den Umrissen, die sich deutlich unter dem Schnee abzeichneten. Einige der höchsten Gebäude ragten sogar noch über das weiße Leichentuch heraus und gaben letzte Gewißheit, daß dies die einstige Hauptstadt der Barkoniden gewesen war.
Im allgemeinen lag nicht viel Schnee. Die Durchschnittshöhe mochte fünf Meter betragen, hier und da vielleicht zehn. Wenn man in den Straßen stand, hätte man meinen können, in einer Goldgräbersiedlung Amerikas vor zwei Jahrhunderten zu weilen. Die hohen Schneewehen und die vereinzelten niedrig erscheinenden Bauten erinnerten an die entsprechenden Bilder, die jeder aus den Stereofilmen kannte.
„Gucky?"
„Nichts, absolut nichts! Hier lebt niemand mehr."
Wenn der Mausbiber keine Gedankenimpulse auffing, gab es hier auch niemand, der dachte. Und jedes lebendige Wesen dachte, wenn es halbwegs intelligent war.
Das schwarze Nichts spannte sich über der toten Stadt. Nicht nur dieser Planet, sondern das ganze Universum schien plötzlich ohne Leben zu sein. Rhodan hatte das Gefühl, nur er, Sengu und Gucky lebten.
„Sengu?"
„Keine Impulse,
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