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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Toilette«, gab er bekannt.
    »Die andere auch noch«, forderte ihn der Professor auf.
    Bill überprüfte die Tür.
    »Abgeschlossen«, stellte er fest. »Die wird zum Nachbarzimmer führen.« Er ging in die Knie, blickte durch das Schlüsselloch. »Alles dunkel«, verkündete er anschließend. »Und so still wie auf einem Friedhof.«
    »Hoffen wir, dass es so bleibt«, sagte Zamorra. Grimmig blickte er den Tibeter an, der reglos an der Wand lehnte. »So, mein Freund, kommen wir zur Sache!«
    Der Tibeter reagierte nicht auf seine Worte, jedenfalls nicht so, wie man es hätte erwarten sollen. Er schloss die Augen, als ob er einschlafen wolle. Aber das sah nur so aus.
    »Vorsicht, Zamorra!«, brüllte Bill Fleming auf einmal los, »Hinter dir!«
    Der Professor fuhr blitzartig herum.
    Hinter ihm, steil und drohend aufgerichtet, züngelte eine Schlange.
    Eine Kobra!, schoss es ihm durch den Kopf.
    Instinktiv ruckte seine Revolverhand hoch. Er feuerte auf das Reptil. Krachend entlud sich der Schuss, so laut, dass vermutlich jeder Schlafende im Hotel wach wurde.
    Zamorra war sich ganz sicher, dass er die Schlange getroffen hatte. Dennoch war diese völlig unversehrt. Bösartig züngelte sie weiter, griff aber überraschenderweise nicht an.
    Und plötzlich wusste der Professor, was los war. Das Brennen auf seiner Brust sagte es ihm. Das Amulett hatte angesprochen. Es warnte ihn und entwickelte gleichzeitig Abwehrkräfte - Abwehrkräfte gegen dieses züngelnde Geschöpf, das keine normale Schlange war, sondern seine Existenz schwarzer Magie verdankte.
    Diese Erkenntnis bestimmte Zamorras Vorgehen.
    »Bill«, rief er, »fang auf!« Er warf dem Freund seinen Revolver zu, den dieser auch reaktionsschnell aus der Luft schnappte. Dann fuhr die rechte Hand des Professors zum Hals, griff nach der Kette, an der das Amulett hing, und zog den Talisman über den Kopf.
    Strahlender Silberglanz durchzuckte das Hotelzimmer.
    Kühl bis ins Mark näherte Zamorra seine Hand mit dem leuchtenden Amulett dem züngelnden Reptil, dessen unheilige Lebensenergie aus der Dimension des Jenseitigen stammte.
    Der hin- und herpendelnde tückische Kopf der Schlange wich zurück. Die kalten, ausdruckslosen Augen der kriechenden Bestie trübten sich.
    Unerbittlich setzte der Professor nach, berührte schließlich mit dem Talisman den schleimigen Körper der Schlange.
    Ein Lichtblitz flammte auf. Gleichzeitig wurde ein -Knall hörbar, ähnlich dem einer platzenden Papiertüte. Ein scharfer, beißender Geruch machte sich bemerkbar.
    Die Schlange war verschwunden. Der strahlende Glanz des Amuletts hatte sich verflüchtigt. Es bestand keine Gefahr mehr.
    Der Pulsschlag des Professors hatte sich kaum erhöht. Die magische Kraft des Reptils war nur gering gewesen, hatte ihn nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen können.
    Erneut wandte er sich dem jungen Tibeter zu. Seine Miene war unterdessen noch grimmiger geworden.
    »Und nun endlich zur Sache, mein unseliger Freund…«
    ***
    Erwartungsgemäß hatte der Schuss das Hotel rebellisch gemacht, Draußen auf dem Flur wurden Stimmen laut. Irgend jemand klopfte gegen die Tür. Bill Fleming presste dem Tibeter Zamorras Revolver in die Rippen.
    »Geh hin und sag Ihnen, dass alles in bester Ordnung ist«, zischte er dem Mann zu.
    Die Widerstandskraft des Asiaten schien gebrochen zu sein. Die Art und Weise, in der Zamorra sein magisches Geschöpf vernichtet hatte, war wie lähmendes Gift für ihn gewesen. Während sich Bill und Zamorra in den toten Winkel drückten, ging er widerstandslos zur Tür, öffnete sie und ließ die Leute dort draußen wissen, dass kein Anlass zur Besorgnis bestand. Es blieb zwar ein gewisses Misstrauen bestehen, aber die Männer zogen trotzdem wieder ab.
    Dann drängte Bill den Tibeter zum Bett und wies ihn an, sich hinzusetzen. Er selbst und Zamorra blieben stehen, jederzeit darauf gefasst, dass der Kerl wieder mit einer Heimtücke kam. Aber danach sah es eigentlich nicht aus. Wie ein Häufchen Unglück hockte der Asiate auf der Bettkante, ein Bild stiller Resignation.
    »Tötet mich, Werkzeuge des Bon-po«, sagte er leise. »Macht ein Ende.«
    Bon-po… Werkzeuge des Bon-po? Der Professor runzelte die Stirn.
    Bon war die ursprüngliche Religion der Tibeter gewesen, bevor der Buddhismus nach Tibet kam und in seiner Form als Lamaismus die geistige und weltliche Herrschaft antrat. Bon, eine Religion mit Geister- und Dämonenverehrung, blutigen Opferriten und schamanistischen Praktiken, hatte

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