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0096 - Asmodinas Reich

0096 - Asmodinas Reich

Titel: 0096 - Asmodinas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit meinen Haaren. Wohl fühlte ich mich in dieser Umgebung nicht, denn ich vermißte mein Kreuz.
    Auf einer ziemlich hochgelegenen Stelle blieb ich erst einmal stehen.
    Von hier aus konnte ich bis zum Strand hinunterblicken. Strand war eigentlich zuviel gesagt, das wilde Wasser schäumte gegen die Klippen, wurde gebrochen und wirbelte zu weißen Schaumbergen hoch, die wie lange Finger an den blankgewaschenen Felsen hochkletterten, zerfielen, den gleichen Weg wieder hinabrannen, um das ewige Spiel von neuem zu beginnen.
    Erste Wolken zogen am Nachthimmel auf. Noch waren sie nicht so fest und gewaltig, so daß ich den fahlen Mond erkennen konnte. Das Klima hier war rauh, und die Menschen hatten sich den Gegebenheiten der Natur angepaßt.
    Aber Menschen würde ich auf dieser Insel wohl kaum finden. Daran konnte ich einfach nicht glauben.
    Von Asmodinas Leichenhaus sah ich auch von dieser Stelle aus nichts. Es war zu dunkel.
    Ich rutschte den Hügel hinab und näherte mich den Klippen. Der Boden wurde felsiger. Es wuchs kaum noch Gras und wenn, dann schaute es aus tiefen Spalten und Rissen im Gestein hervor.
    Das Gehen wurde schwieriger. Manchmal mußte ich sogar balancieren, und rutschte dann über eine schräge, vom Wind blank gefegte Felsplatte tiefer.
    Die Klippen und kleineren Felsen boten ein bizarres Zickzackmuster. Die höheren von ihnen brachen das anrollende Wasser, die anderen, flacheren wurden von den Wellen überspült.
    Gischtkämme entstanden, und weiter draußen verschmolz die dunkle See mit dem schwarzen Horizont.
    Ein romantisches Bild, von dem ich mich sekundenlang gefangennehmen ließ.
    Dann aber fiel mir etwas auf.
    Zwischen zwei hohen Klippen hatte sich etwas festgehakt. Es wurde von den Wellen hin- und herbewegt, und wenn es dabei an eine bestimmte Stelle geriet, sah ich einen roten Schimmer. Das konnte ich mir nicht erklären.
    Vorsichtig stieg ich einige Schrittlängen dem Ufer zu. Ich balancierte über die Steine, blieb breitbeinig stehen, mit jedem Fuß auf einem anderen Felsen. So besaß ich einen guten Halt.
    Und ich erkannte, was sich dort zwischen den Felsen festgeklemmt hatte.
    Ein Boot!
    Das Rote war ein abgeknicktes Segel. Der Mast war gebrochen und lag im Wasser.
    Unwillkürlich wurde ich an ein Abenteuer erinnert, das noch gar nicht lange zurücklag. Damals hatte ich auf einer Insel um mein Leben kämpfen müssen, denn zahlreiche Werwölfe hatten vorgehabt, mich zu töten. [4]
    Hier hatte ich bisher keine Menschenseele entdeckt.
    Unter mir gurgelte und schmatzte das Wasser, wenn es zwischen die Felsen strömte und von der ablaufenden See wieder herausgerissen wurde. Schaum wirbelte auf der Oberfläche. Das Wasser schien zu kochen.
    Ich hatte mich inzwischen an die mich umgebenden Geräusche gewöhnt, so daß mir der dünne jammernde Ton sofort auffiel.
    Ich stutzte.
    War es der Wind, der diesen Laut verursachte? Kaum vorstellbar, denn das hörte sich anders an. Das neue Geräusch drang von rechts an meine Ohren, wo das Wasser ein wenig flacher war und nicht so große Felsen den Weg verbauten.
    Ich drehte meinen Körper nach rechts und verließ vorsichtig meinen Platz.
    Über mehrere Steine sprang ich hinweg, landete auf einem flachen, schrägen Felsen, konnte von dort aufs Trockene springen und näherte mich der Quelle des jammernden Geräuschs.
    Etwa zwei Schritte vor mir saß jemand mit dem Rücken an einen rauhen Felsen gelehnt.
    Ich glaubte, mich geirrt zu haben, doch es stimmte. Dieser Jemand war ein kleines Kind!
    ***
    Langsam ging ich näher.
    Das Kind weinte, und ich konnte noch nicht erkennen, ob es ein Junge oder Mädchen war.
    Neben der kleinen Person ging ich in die Hocke.
    Da hob das Kind den Kopf.
    Es war ein Junge.
    Aus großen, braunen, verweinten Augen schaute er mich an. Ich sah die kleinen Pausbacken, die winzige Stupsnase und das dunkelblonde lockige Haar.
    Im ersten Moment wußte ich nicht, was ich sagen sollte. Noch immer stand ich unter dem Überraschungsschock.
    Der Kleine sprach. Seine Stimme klang dünn und ängstlich. »Du bist nicht mein Daddy?«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein, ich bin nicht dein Daddy.«
    »Bist du ein böser Mann?«
    Ich nahm ihn in die Arme. »Nein, mein Schatz, das bin ich auch nicht.« Er preßte seine Wange fest gegen die meine, und ich merkte, wie er zitterte.
    Einige Minuten blieben wir so hocken, und ich vergaß in diesen Augenblicken den Schrecken dieser Welt. All die Dämonen, all die Grausamkeiten und das Elend,

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