Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0096 - Asmodinas Reich

0096 - Asmodinas Reich

Titel: 0096 - Asmodinas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
raste mit mir, dem unfreiwilligen Kutscher, mitten hinein.
    Zu spät, um noch abzuspringen!
    Auf einmal umhüllte mich die rabenschwarze Finsternis, in der ich nicht die Hand vor Augen sehen konnte. Und Sekunden später hatte ich das Gefühl zu schweben.
    Nein, es war nicht nur das Gefühl, ich schwebe wirklich.
    Die Kutsche hob vom Boden ab!
    Eingehüllt in die schwarze Wolke, jagte sie dem Himmel entgegen. Raum und Zeit vermischten sich. Ihr Gefüge wurde auseinandergerissen. Ich spürte einen ungeheuren Druck auf meinem Kopf, glaubte für Bruchteile von Sekunden in die unendliche Leere des Alls hineinzuschauen. Dann wußte ich nichts mehr.
    ***
    Als ich aufwachte, war der Druck auf meinem Kopf verschwunden. Ich atmete befreit auf.
    Kalte Luft drang in meine Lungen. Langsam öffnete ich die Augen und schaute mich um.
    Ich saß noch immer auf dem Kutschbock und hielt in der linken Hand einen Zügel.
    Die beiden Pferde standen wie Denkmäler. Sie hatten die Köpfe gesenkt, mit den schwarzen Federbüschen spielte der Wind.
    Er blies hier stärker als in der Nähe des Schlosses, und ich vernahm auch noch ein anderes Geräusch.
    Ein Rauschen, das sich mit der Monotonie einer Maschine immer wiederholte.
    Rauschen?
    Natürlich, so unbekannt war mir dieses Geräusch nun doch nicht. Ich hatte mich oft genug am Meer aufgehalten und zugesehen, wenn die Brandung gegen die Klippen und Felsen klatschte.
    So war es auch hier.
    Ich befand mich in Nähe des Meeres.
    Erinnerungsfetzen blühten in meinem Gehirn auf. Wie die Teile eines Puzzles setzten sie sich zu einem Bild zusammen.
    Asmodinas Leichenhaus! Das war der erste Begriff. Ihr Reich sollte auf einer Insel im Norden liegen. Und eine Insel ist vom Wasser umgeben. Deshalb das Rauschen.
    Jetzt wußte ich, wo mich die Reise hingeführt hatte. Direkt in die Höhle des Löwen.
    Keine besonders angenehme Vorstellung.
    Ich stellte mich hin. Hochgereckt blieb ich auf dem Kutschbock stehen und ließ meinen Blick wandern.
    Es war noch immer dunkel. Anhand der Sterne konnte ich mich orientieren, und ich sah im Norden etwas blitzen. Es waren die gewaltigen Brandungswellen, die, von den Felsen gebrochen, hoch in die Luft geschleudert wurden und zu zahlreichen kleinen Wassertröpfchen zerfielen, in denen sich das Mondlicht brach.
    Mit zitternden Knien stieg ich vom Kutschbock und war erst einmal froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Eine Wohltat nach solch einer langen Zeit.
    Dann streifte ich die Handschuhe aus und lud meine Beretta nach. Ein Ersatzmagazin trug ich immer bei mir.
    Kugel für Kugel steckte ich in das Magazin, während ich zwischendurch die Umgebung beobachtete.
    Es blieb alles ruhig. Niemand griff mich an. Auf dem Boden wuchs hartes, borstiges Gras, das auch den Unbillen dieser herben Witterung trotzte.
    Ich steckte die nachgeladene Pistole in die Manteltasche.
    Dann schlich ich um die Kutsche herum, denn ich hatte nicht vergessen, daß sich darin noch ein weiblicher Fahrgast befand.
    Das bleichhäutige Wesen!
    Neben dem offenen Schlag blieb ich stehen. Meine rechte Hand befand sich in der Tasche, die Finger umklammerten den Griff der Beretta, als ich in die Kutsche hineinpeilte.
    Das Innere war leer.
    Tief atmete ich aus. Während ich geistig noch weggetreten war, mußte das bleichhäutige Wesen die Kutsche verlassen haben.
    Ich ließ meinen Blick in die Runde schweifen.
    Viel zu sehen war nicht. Eine hügelige Landschaft, durchsetzt mit Büschen und großen Felsbrocken, die so lagen, als hätte eine gewaltige Hand sie willkürlich über die Insel verteilt.
    Von Asmodinas Leichenhaus keine Spur.
    Hatte man mich reingelegt, geleimt? War dieses Leichenhaus, das man Asmodinas Reich nannte, nur ein perfekt aufgebauter Bluff?
    Nein, das glaubte ich nicht. Dann hätte man sich nicht soviel Mühe zu machen brauchen. Bestimmt barg die Insel ein Geheimnis. Und wer sagte mir, daß ihr Leichenhaus nicht unter der Erde lag?
    Auf jeden Fall mußte ich mir die Insel einmal näher anschauen und machte mich sofort auf den Weg.
    Ich wollte erst einmal zum Strand, mir dort einen Markierungspunkt setzen und von dieser Stelle aus weiterwandern.
    In London war es kälter. Hier pfiff der Wind zwar stärker, doch die Temperaturen lagen um einige Grade höher.
    Ein Tiefdruckgebiet näherte sich vom westlichen Atlantik der Insel zu.
    Das konnte Schneefall bedeuten.
    Zunächst stieg das Gelände an. Meine Füße knickten das Gras, der Wind raschelte in den Büschen und spielte

Weitere Kostenlose Bücher