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0096 - Der Anti

Titel: 0096 - Der Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der fernen Erde hatte ich mich seit vielen Jahrhunderten daran gewöhnt, bei geöffneten Fenstern zu schlafen. Ein auf Arkon Heimischer wäre nie auf die Idee gekommen, seine Klimaanlage nach der von mir vorgenommenen Art umzuschalten. Die Frischluft wurde zwar von außen angesaugt, aber anschließend von vorzüglichen Robotkontrollen gereinigt und auf schädliche Bestandteile analysiert.
    Jetzt erkannte ich deutlich, daß ich tatsächlich kein wirklicher Arkonide mehr war. Ich hatte zu sehr die Gewohnheiten der Menschen angenommen.
    Ich überlegte weiter. Jemand, der mit meiner Vergangenheit vertraut war und sie folgerichtig auszuwerten wußte, hatte das Gas in die Ansaugöffnungen einströmen lassen und mich damit betäubt.
    Das war also klar, auch wenn ich nicht ahnte, wen ich dafür verantwortlich machen konnte. Die primäre Frage war, warum man es getan hatte! Außerdem bewies Marshalls Verletzung eindeutig, daß unwillkommene Besucher in mein Arbeitszimmer eingedrungen waren. Weshalb aber?
    Mordbuben konnten es nicht gewesen sein, andernfalls ich zu diesen Überlegungen nicht mehr fähig gewesen wäre.
    Waren es Diebe gewesen? Ich blickte mich ratlos um. Was gab es hier schon zu stehlen! Außerdem war der Lebensstandard auf der Kristallwelt so hoch, daß es seit vielen Jahrhunderten keine Diebstähle mehr gegeben hatte. Der Gedanke daran war müßig und unsachgemäß.
    Was hatte man mit meiner Betäubung beabsichtigt? Marshalls Stöhnen weckte mich aus meiner Lethargie. Damit schüttelte ich die letzten Spuren der Gasnarkose von mir ab. Auch das Hämmern in meinem Kopf ließ nach.
    Ich riß den versengten Kunststoff über Johns Schultergelenk auseinander. Die Verletzung war harmloser, als ich angenommen hatte. Anscheinend war die Armkugel von einem haarfeinen Thermo-Nadelschuß nur gestreift worden.
    Oberhalb meines Schalttisches entdeckte ich schließlich den Einschlag. Ein wertvoller Wandbehang war verbrannt. In der dahinterliegenden Mauer klaffte ein faustgroßes, glasiert wirkendes Loch.
    Ich wartete, bis Marshalls Blick klar wurde. Anschließend richtete er sich ebenso spontan auf, wie ich es vorher getan hatte. Stöhnend sank er zurück.
    Ich bettete seinen Kopf in meine Arme und sprach beruhigend auf ihn ein.
    „Okay, John, es ist alles okay. Können Sie mich verstehen? Wir sind noch einmal mit heiler Haut davongekommen. Ihre Schulterwunde wird in vierundzwanzig Stunden verheilt sein. Hallo, John, kommen Sie zu sich. Wenn Sie sich übergeben müssen, haben Sie nur keine Hemmungen. Wir sind offenbar durch Gas betäubt worden. Hallo, John ...!"
    Nach einigen Augenblicken begann sein Gehirn zu arbeiten. Ich sah in seine hellen Augen. Mühevoll stammelte er: „Atlan ... ich ... ich kam zu spät. Es waren zwei Männer in weiten Umhängen. Ich erwachte durch die Gehirnimpulse der Burschen, aber als ich die Tür aufriß, hatte ich schon zuviel von dem Gas eingeatmet. Ich ... Atlan, was war los?"
    Ich lächelte ihm beruhigend zu und richtete seinen Oberkörper auf. Dabei kam sein Kopf an meiner Brust zu liegen. Ich trug nur die weiten, faltigen Nachtgewänder nach arkonidischer Sitte. Ich wurde erst unruhig, als sein Gesichtsausdruck sich änderte. Langsam drehte er den Kopf. Ich blickte in seine aufgerissenen Augen.
    „Was ist denn?" erkundigte ich mich alarmiert.
    „Sir, wo ... wo ist Ihr Zellaktivator?"
    Ich stieß ihn von mir, um an meine Brust greifen zu können. Dort, wo sonst mein eiförmiger Aktivator hing, war nichts mehr zu fühlen. Da wußte ich, weshalb man das Gas in die Ansaugstutzen eingeblasen hatte.
    Ich glaubte, in einem Abgrund versinken zu müssen. Plötzlich war wieder die Übelkeit da. Schwach und hilflos, nicht mehr Herr über meine Sinne, übergab ich mich.
    Ich lag so lange auf dem leuchtenden Bodenmosaik, bis ich Johns Hand auf meiner Schulter fühlte. In mir schien jedes Gefühl erstorben zu sein. Ich wollte nicht begreifen, daß das für mich lebenswichtige Gerät verschwunden war.
    „Nicht die Fassung verlieren, Sir", vernahm ich die Stimme des terranischen Freundes. „Beruhigen Sie sich, Sir. Wir werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um den Aktivator wiederzufinden. Weit können die Verbrecher noch nicht sein. Rufen Sie sofort das Robotgehirn an und erkundigen Sie sich, welche Raumschiffe in den letzten Stunden gestartet sind. Wir waren etwa drei Stunden besinnungslos. Ehe ich verwundet wurde, erhaschte ich noch einen Blick auf die Uhr. Demnach kann ich die Zeit des

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