0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder
Brighton Beach gefunden. Weiter: Evelyne Rutherford, 30, Donnerstag, 18. September, Ocean P'way und W 8th Street; Ellen Watling, 26, Freitag, 3. Oktober, 183rd St. — Fordham Rd.; Mary Edwards, 34 Jahre alt, ermordet am Freitag, 28. November, zwischen Buhre Ave. und Pelham Bay Pk., Tatzeit gegen 11 Uhr 40 p. m.; Laura Arledge, 27, Mittwoch, 24. Dezember, Kingsbridge Rd. — Bedford Pk. Blvd.; Grace Shelton, 28, Freitag 0 Uhr 15, es war der 23. Januar, passiert zwischen New Lots Avenue und Van Sielen Avenue.«
Ich machte eine Atempause. Ed Bakewell standen feine Schweißperlen auf der Stirn.
»Haben Sie das alles mitbekommen?« fragte ich ihn.
Er gab keine Antwort, sondern starrte nur auf den Stadtplan und bewegte lautlos die Lippen.
»Haben Sie besonders für diese Tage ein einwandfreies Alibi, Bakewell?« fragte ich.
»Ich weiß nicht…«
»Falls Ihnen was einfällt zu Ihrer Entlastung«, meinte Phil, »dann verschonen Sie uns aber gefälligst mit Kinobesuchen und ähnlichem Kram!«
»Das ist alles so schwer«, schnaufte der Verbrecher.
»Ich lese Ihnen nochmal die Daten vor, Bakewell!« sagte ich. »Also: 7. September, 18. September, 3. Oktober, 28. November, 24. Dezember…«
»Halt!« unterbrach er mich aufgeregt. »24. Dezember, das war doch Heiligabend!«
»Ja, natürlich!«
Er war ganz aus dem Häuschen. »Aber am — am Heiligabend, da war ich doch zu Hause!«
»Aber Bakewell« sagte ich zornig. »Das ist doch kein Alibi! Wer soll denn bezeugen, daß Sie am Heiligen Abend zu Hause waren? Ihre Frau vielleicht?«
»Nein!«
»Na also! Dann lassen Sie lieber den Unsinn!«
»Aber wir hatten doch Besuch an diesem Abend! Gewiß, äh, meine Frau ist ja nun — tot, ja, das stimmt, aber unser Besuch wird das wissen. Natürlich können Sie das feststellen. Wir hatten ja sechs Personen zu Besuch. Die werden das alle bezeugen können. Und was haben Sie noch gesagt, Mister Cotton? Im November ist auch was passiert?«
»Ja, am 28. November!«
»Gott sei Dank!« stöhnte Ed Bakewell. »Ich war von Mitte November bis Ende des Monats oder sogar Anfang Dezember im Krankenhaus. Natürlich, bis zum dritten Dezember genau. Da hat ja mein Bruder Geburtstag. Den haben wir zusammen gefeiert. Ich weiß jetzt wieder: es war mein erster Tag nach der Zeit im Krankenhaus. Vormittags bin ich entlassen worden, und abends haben wir gefeiert.«
»Wir werden das alles nachprüfen«, sagte Phil. »Sie wissen, die Sache mit dem Kino haben wir Ihnen auch widerlegt.«
Ed Bakewell strahlte beinahe.
»Das können Sie nachprüfen, Gents! Sie werden sehen, das es stimmt!«
Wir würden selbstverständlich Bakewells Angaben so rasch wie möglich überprüfen, aber ich war schon jetzt einigermaßen überzeugt, daß seine Aussage auf Wahrheit beruhte. Phil schien auch dieses Gefühl zu haben, nur war er mehr verblüfft als ich.
Viertel nach elf ließen wir Bakewell abführen. Kaum hatten die Beamten ihn in ihre Mitte genommen, als wir die Meldung erhielten: Mord in der U-Bahn!
***
Genau acht Minuten später trafen wir und die Mordkommission fast gleichzeitig am Tatort ein. Well, der neue Mord war in unserer allernächsten Nähe verübt worden, und dieser Umstand ging uns besonders an die Nerven.
Cops wiesen uns den Weg. Wir rannten den Bahnsteig auf der Station 42nd Street entlang. Wir hasteten die schmale Eisentreppe hinunter, die in den dunklen Schacht führte. Weit brauchten wir nicht zu gehen. Nur 20 Yard entfernt lag die Leiche. Streckenwärter-Lampen und die starken Stableuchten der Cops sorgten für Helligkeit.
Der Polizeiarzt zuckte hilflos die Achseln, als wir an ihn herantraten.
»Wie üblich, Mister Cotton!« murmelte er. »Erwürgt und dann aus dem fahrenden Zug geworfen! Die Frau war vermutlich schon vor dem Sturz tot.«
Ich nickte und wandte mich an einen Sergeant der Stadtpolizei.
»Irgendwas gefunden?«
»No, Sir!« erwiderte er bedauernd. »Wir wissen nicht, wer die Frau ist.«
»Haben Sie in ihren Manteltaschen nachgesehen?«
»Yes, Sir! Sie hatte nur ein Taschentuch bei sich!«
Zum Henker, jetzt waren wir wieder bei dem Motiv der Tat angelangt, und hier paßte etwas nicht zueinander. Die ersten sechs Opfer des U-Bahn-Mörders waren nicht ausgeraubt worden. Raubmord schied da mit Sicherheit aus. Sollte es sich in diesem Falle anders verhalten?
Ein furchtbarer Gedanke peinigte mich: Hatte der U-Bahn-Mörder etwa Nachahmer gefunden? Ed Bakewell schien sowieso zu dieser Sorte zu gehören. Aber diesen
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