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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Stelle saß.
    »Was kann ich für sie tun, Mr. Cotton«, sagte ein kleines Männchen hinter einem überdimensionalen Schreibtisch mit fünf Telefonen.
    »In der Zeit zwischen dem 1. und 13. September dieses Jahres«, erwiderte ich, »wurde ein-Telegramm nach Hawaii aufgegeben an eine gewisse Miss Susan Marr. Und zwar von New-York oder Umgebung aus, vermutlich Lyons Farms oder Middleville, Orange Heights. Genauso gut möglich, dass es in der City aufgegeben wurde. Den Inhalt möchte ich gerne wissen.«
    Das Männchen telefonierte mit jemand, dieser mit einem anderen und so fort. Nach knapp 20 Minuten stürzte ein junger Mann herein und überreichte seinem Chef ein Telegramm. Das Männchen gab es mir, Und ich las:
    KOMME SOFORT STOP ICH WEISS MIR KEINEN RAT MEHR STOP NUR DU BIST IN DER LAGE SCHLIMMES ZU VERHÜTEN STOP ICH BIN FEST ENTSCHLOSSEN WAHR ZU MACHEN WAS ICH ANGEDROHT HABE STOP ZEIGE R DIE KALTE SCHULTER DANN SOLL ES ZWISCHEN UNS WIEDER WERDEN WIE FRÜHER STOP JANA Ich schob die Kopie in meine Brieftasche, sagte »Danke schön« und verschwand.
    Um einen Leerlauf zu vermeiden, rief ich schnell in der Stadtwohnung des Anwalts an. Harker befand sich im Büro. Also fuhr ich in die East End Avenue.
    Können denn diese Knaben, dachte ich, auch dann das Dollarmachen nicht für vierundzwanzig Stunden an den Nagel hängen, wenn ihre Frauen tot sind? Noch dazu, wenn der frisch gebackene Witwer des Glaubens war, es sei seine Ehehälfte, die so scheußlich zugerichtet in einer Mulde im Leichenkeller von Middleville lag?
    Um diese Zeit war der Verkehr sehr rege. Ein Überholen war unmöglich. Nur auf der langen Seitenstraße zum East River hinunter konnte ich fester auf das Gaspedal treten.
    Den Wagen ließ ich am Cracie Square, in dessen Höhe sich das Haus 100 East End Avenue befand, stehen. Zweifellos war es ein teurer Kasten mit einem rostbraunen Baldachin über dem Portal und einem Portier in rostbrauner Livree davor.
    Ganz automatisch musterte ich zuerst die Gegend, wie immer, wenn ich etwas vorhatte. Mein Blick glitt über das Haus, von Stockwerk zu Stockwerk, bis zum 23. Geschoss, wo Robert Harker sein Anwaltsbüro hatte.
    Ich stieg in einen der beiden Lifts und fuhr nach oben. Ein Clerk fragte mich nach meinen Wünschen.
    »Ich möchte Mr. Harker sprechen«, sagte ich.
    »Mr. Harker verhandelt augenblicklich mit einem Küenten. Wollen Sie bitte solange Platz nehmen, mein Herr. Wen darf ich melden?«
    »Wer ich bin, sage ich Ihrem Chef persönlich«, sagte ich.
    Der Jüngling starrte mich an wie einen Verrückten und verschwand im Nebenraum.
    Ich schaute mich um. Hochmoderne Möbel, ein echter Perser am Boden, surrealistische Bilder und so. Das Geschäft schien zu florieren Donkey-Marrs Dollar mussten gute Zinsen tragen.
    Ich rauchte eine Zigarette und marschierte auf und ab. Ein Kerl kam herein. Ein Bulle von Kerl. Sattelnase und zerschlagene Ohren ließen den ehemaligen Berufsboxer erraten. Er steckte in einem Maßanzug und tat vornehm. »Ich bin Angestellter von Mr. Harker«, grunzte er. »Der Chef lässt Sie nach Namen und Wünschen fragen. Sein Beruf - Sie werden das verstehen - zwingt ihn zur Vorsicht. Ein Anwalt hat naturgemäß im Kampf gegen das Unrecht Feinde.«
    Natürlich hätte ich dem Burschen meinen Ausweis unter die Nase halten können. Aber mich ritt der Teufel.
    »Wer ich bin und was ich will, sage ich Ihrem Brötchengeber selbst. Gehen Sie und sehen Sie nach, ob Mr. Harker endlich allein ist.«
    »Aha, also so einer bist du. Verschwinde schleunigst, sonst mache ich dir Beine, du Würstchen.«
    Er griff meinen Arm, was er besser nicht getan hätte.
    Meine Rechte landete in seiner Herzgrube, und er ließ mich los. Ich setzte einen Haken an seine Kinnspitze, und er legte sich sanft auf den Perserteppich.
    Ich ging in einen der Büroräume und sagte: »Meine Herrschaften, kümmern Sie sich bitte ein wenig um Ihren Rausschmeißer. Ihm ist nicht ganz wohl.« Dann stiefelte ich schnurstracks zur Tür mit dem Schild; Chefbüro. Eintritt nur nach vorheriger Anmeldung. Die Vorzimmerdame mit Intelligenzbrille und engem Pulli fuhr wütend hoch. Jetzt sagte ich erst: »FBI, meine Dame, ich muss zum Chef.« Und drin war ich. Natürlich war Robert Harker allein. Die Behauptung, er verhandele mit einem Klienten, beruhte auf Vorspiegelung falscher Tatsachen.
    »Wer erlaubt Ihnen…«
    »Ich heiße Jerry Cotton und bin Beamter des Federal Bureau of Investigation, District New-York. Sie gestatten wohl, Mr. Harker,

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