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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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wir nicht, daß dieser Drachendämon halb Brasilien auffrißt, oder?«
    Bill drückte es in seiner legeren Art aus. Die Gefahr war aber tatsächlich riesengroß, daß Cumbacho unermeßliches Unheil anrichtete. Zamorra wollte das kleine Zimmer als erster verlassen. Da gab es im Korridor einen Tumult. Eine Frau schrie, und dann krachten mehrere Revolverschüsse. Ein Mann fluchte.
    Eben hatte Zamorra sich noch müde gefühlt. Jetzt flutete Energie wie ein Stromstoß durch seinen Körper. Er riß die Tür auf. Auf der ändern Seite des Korridors stand eine Zimmertür offen. Maria Cabral, deren Mann nach dem Genuß des heimlich verabreichten Liebestranks vom Wahnsinn gepackt worden war, stand in der Tür und schrie gellend.
    Castelo Kubitsehek, der Assistent und Diener des Macumba-Oberpriesters da Costa, hatte mit dem Revolver gefeuert. Auf zwei der grünen Henker. Sie kamen langsam den Korridor entlang. Ihre Skeletthände waren vorgestreckt, unter den Kapuzen schauten Totenschädel hervor.
    Kubitscheks Revolverkugeln hatten Löcher in ihre Umhänge gerissen, aber sonst keinen Schaden angerichtet. Kubitschek senkte die rauchende Waffe. Seine Knie zitterten.
    Der Schlag einer Skelettfaust traf ihn und schleuderte ihn auf den von einem Kokosläufer bedeckten Boden. Reglos blieb er liegen. Ein dünner Blutfaden rann aus seinem Mundwinkel. Eusebio Peraz, der große Neger, rannte um die Korridorecke. Er hielt einen silbernen Dolch in der massigen Faust.
    »Im Namen Oguns, Baras und Jaras!« schrie er auf Portugiesisch. »Sterbt, ihr grünen Henker des Cumbacho, Verräter und Erzfeinde der Macumba!«
    Er ging auf die Skelette mit den dunkelgrünen Umhängen los, ebenso dumm wie tapfer. Der silberne Dolch zuckte vor und bohrte sich zwischen fleischlose Rippen. Der Knochenmann riß Peraz den Dolch aus der Faust, der gewiß auf magische Weise beschworen war. Doch jetzt nutzte diese Magie nichts, denn die Götter, von denen sie ihre Kraft bezog, waren all ihrer Macht beraubt und jämmerlich gefangen.
    Der Knochenmann verwundete Peraz an der Schulter. Zamorra zog den Neger zurück und stieß ihn weg. Er riß sein Hemd auf und nahm das Amulett in die Faust. Der Knochenmann stieß mit dem Silberdolch nach seiner Kehle.
    Aber Zamorra duckte sich unter dem Stich weg. Er schlug zweimal zu. Ein mal auf die Rippen, dorthin, wo bei einem Menschen das Herz gesessen hätte. Und einmal ins Gesicht des Skeletts. Es krachte, ein dumpfer Schrei gellte. Rauch stieg auf, der Knochenmann im dunkelgrünen Umhang ließ den Silberdolch fallen.
    In seinem Totenschädel klaffte ein großes gezacktes Loch. Vor Zamorras Augen und denen der anderen Zuschauer fing er an zu zerbröseln. Seine Knochen wurden zu Mehl, der grüne Umhang löste sich auf. Wirbel entstanden.
    Eiskalte Luft und ein stechender, schwefliger Gestank drangen in den Korridor im ersten Stock von Joao da Costas Villa. Um den Knochenmann entstand eine dunkle Sphäre. Sie verschlang ihn und verschwand, als wäre sie nie gewesen.
    Der grüne Henker gehörte nicht auf diese Welt. Seine Überreste — Knochenmehl und ein paar Stoffetzen — waren in die Dimensionen der Finsternis zurückgekehrt. Das andere Skelett aber drehte sich um und eile davon. Seine Knochen klapperten nicht, und seine Schritte waren nicht zu hören.
    Zamorra wollte ihn verfolgen. Doch als er die Korridorecke erreichte, war von dem Skelett nichts mehr zu sehen. Der grüne Henker war so spurlos verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst.
    Zamorra kehrte um. Maria Cabral hatte aufgehört zu schreien. Mit bleichem Gesicht wankte sie in ihr Zimmer zurück.
    »Einen hast du erledigt«, sagte Bill Fleming. »Glaubst du, sie waren zufällig hier?«
    »Nein. Alonzo Gonzeiras und Cumbacho wissen, daß wir uns hier aufhalten. Entweder der verräterische Macumba-Priester oder der Drachendämon haben uns die grünen Henker auf den Hals geschickt. In der Villa können wir nicht mehr bleiben.«
    ***
    Nicole Duval räkelte sich am Copacabana-Strand. Sie trug einen schwarzen Tanga, einen jener winzigen Mini-Bikinis, die nur aus vier Stoffdreiecken bestanden. Der Tanga zeigte eine Menge von Nicoles gutgewachsenem Körper und trieb den Blutdruck der Männer in der Nähe in die Höhe.
    Am Nachmittag war der Strand belebt. Männer und Frauen lagen unter pilzförmigen Sonnenschirmen auf Liegestühlen oder auf bunten Decken. Viele Badegäste saßen unter den Sonnendächern vor den Verkaufsbuden. Badeschönheiten in allen

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