Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
dürfen.«
    Alonzo Gonzeiras war sehr von sich eingenommen. Logischerweise, nachdem es ihm sogar gelungen war, die Macumba-Götter zu überlisten. Aber diese Überheblichkeit war eine Schwäche, die Nicole Duval vielleicht für sich ausnutzen konnte.
    Sie spielte die Verwirrte.
    »Zeigen Sie mir Ihren Palast«, bat sie. »So ein prächtiges Haus habe ich noch nie gesehen. Lassen Sie mich ein wenig von der Macht wissen, die Sie haben.«
    Nicole wollte soviel wie möglich herausfinden.. Gonzeiras lächelte geschmeichelt.
    »Warum nicht. Allzu viel Zeit habe ich allerdings nicht. Doch eine Stunde kann ich Ihnen noch widmen. Ich will Ihnen aber etwas zum Anziehen bringen lassen, Nicole, so reizvoll ihr Anblick im Tanga auch ist.«
    Nicole lächelte charmant. Gonzeiras zog an der Klingelschnur. Ein großer Neger in blauer Livree erschien. Er hatte einen stumpfen Blick. Wie alle Bediensteten in Gonzeiras’ Palast war er in einen Bann geschlagen, der ihm ein selbständiges Handeln unmöglich machte.
    Er brachte Nicole zu den beiden Zimmern im zweiten Stock der Palast-Villa, die für sie vorgesehen waren. Eine Duena, eine Hausangestellte, zeigte Nicole zwei Einbauschränke voller Kleider und Kassetten mit Schmuck.
    Sie entschied sich für ein Kleid aus rotem Chiffon, der ihre nackte Haut durcbschimmern ließ. Dazu trug sie eine Korallenkette und hochhackige Schuhe. Nicole konnte es nicht unterlassen, ihre Frisur zu richten. Fransen ihres derzeit blonden Haares fielen ihr in die Stirn.
    Er war auf dem Korridor im ersten Stock in der Nähe der Treppe damit beschäftigt, zwei Knochenmännern mit dunkelgrünen Kapuzenumhängen Anweisungen zu geben. Nicole sah, daß er die rechte Hand hochhielt, an der er einen schweren silbernen Ring mit kunstvollen Hieroglyphen in der Oberfläche trug. Er drehte den Ring, und die beiden Knochenmänner verschwanden spurlos.
    Nicole trat zwei Treppenstufen zurück. Sie wartete einen Moment, dann kam sie die Treppe herunter und tat, als hätte sie nichts gesehen. Alonzo Gonzeiras musterte sie und war sichtlich zufrieden.
    »Sie sind so schön wie der Sternenhimmel, Nicole«, sagte er, und Nicole Duval quittierte das Kompliment mit einem artigen Knicks.
    Dabei konnte Gonzeiras in ihren Ausschnitt sehen. Er bot Nicole seinen Arm.
    »Kommen Sie, wir müssen uns beeilen, wenn wir alles anschauen wollen.«
    Zuerst zeigte er Nicole die Wohn- und Repräsentationsräume. Sie wären eines, Kaisers würdig gewesen. Nicole betrat auch den großen Bankettsaal, in dem Alonzo Gonzeiras die Macumba-Götter überlistet hatte. Ein Fahrstuhl brachte sie hinunter in die Kellergeschosse.
    Nicole sah düstere Gänge und schwere Stahltüren. Gonzeiras besaß einen Universalschlüssel. Wenn er ihn im Schloß gedreht hatte, legte er die Rechte mit dem Ring gegen die Tür, und sie schwang lautlos auf. Nicole, die sich gebührend beeindruckt gab, beobachtete alles genau.
    Sie sah drei Knochenmänner in den Kellergewölben und ein Dutzend menschliche Diener, die alle durch ihren stumpfen Blick auffielen. Gonzeiras führte Nicole Duval in ein riesiges Kellergewölbe, das wie eine Mischung von modernem Forschungslabor und Hexenküche aussah.
    Labortische standen unter der Felsendecke in langen Reihen. In großen Glaskolben, die zu Versuchsanordnungen gehörten, brodelten geheimnisvolle Flüssigkeiten. Zombie-Laboranten, einige davon in grünen Kitteln, schlurften durch die Gänge.
    »Zaubertränke und all das Zeug«, sagte Gonzeiras mit wegwerfender Handbewegung. »Nebenan zeige ich Ihnen etwas wirklich Interessantes.«
    Im Nebenraum war eine Mulattin auf einen Tisch geschnallt, der mitten in einem in den Boden eingehauenen Pentagramm stand. Die Frau trug eine weiße Kombination. Das Pentagramm, das magische Sechseck, zeigte seltsame Symbole und Figuren. Auf der einen Seite des Zimmers standen mit Nägeln gespickte Statuen Oguns, Baras und Jaras und ein aus Ton geformtes Cumbacho-Bildnis. Auf der ändern waren technische Apparaturen aufgebaut, von denen Kabel und Schnüre zu Elektroden führten, die am Kopf, in der Herzgegend und an den Gelenken der Gefesselten befestigt waren.
    Zwei Diener saßen bei ihr. Der eine, ein Weißer, war durch eine Silberschnur mit der Gefesselten verbunden. Er hielt einen toten schwarzen Hahn in den Händen. Mit monotoner Stimme, manchmal stockend, diktierte er einem in der Ecke am Schreibpult sitzenden Mulatten, der Seite um Seite einer dicken Kladde vollschrieb. Beide Diener trugen schwarze

Weitere Kostenlose Bücher