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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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aus und gab sich ganz als Weltmann, Er trug einen maßgeschneiderten hellen Anzug mit eingewebten dunklen Streifen, ein Seidenhemd und eine rote Krawatte mit Brillantnadel.
    Sein Teint war gebräunt, seine Hände lang und schlank. Sein Gesicht glich etwas dem des Filmschauspielers Omar Sharif. Alonzo Gonzeiras hatte schwarzes Haar, ein Oberlippenbärtchen, dunkle Augen und blendendweiße Zähne. Wenn er lächelte, schlug Nicole Duvals Herz schneller.
    Gonzeiras’ Wirkung auf Frauen war enorm. Auf dem Tisch mit der Marmorplatte standen zwei exotische Drinks in hochstieligen Gläsern, mit Strohhalmen und einer Mangoscheibe am Glasrand. Gonzeira bot Nicole Duval eine Zigarette an.
    »Sie gefallen mir«, sagte er unverblümt. »Ich habe Sie schon früher in meinem magischen Spiegel beobachtet, und Sie haben mich sehr beeindruckt. Ich suche schon lange eine würdige Gefährtin, eine Königin der Finsternis. Sie haben Format, vielleicht sind Sie die Richtige.«
    Nicole antwortete nicht. Sie nippte an ihrem Glas und rauchte.
    »Was kann Ihnen dieser Zamorra denn schon bieten?« fragte Gonzeiras. »Dieser Wurm, der ohnehin zertreten wird. Ich aber, ich werde bald ein Gott sein. Ich werde die ganze Macht Oguns, Baras und Jaras in mir vereinen. Als meiner Gefährtin würde Ihnen die Welt zu Füßen liegen, Nicole. Alle Reichtümer und Freuden, Ewige Jugend, Gesundheit und Glück. Können Sie sich Schöneres denken? Das Leben des Menschen ist Mühsal und Plage. Sie würden zu einer Halbgöttin und könnten noch weiter aufsteigen.«
    Gonzeiras hatte sich in Begeisterung geredet. Seine Augen blitzten, mit der rechten Hand beschrieb er weitausholende Gebärden. Nicole Duvals Herz klopfte rasch. Gonzeiras mochte ein menschliches Ungeheuer sein, das mit den Mächten der Finsternis paktierte.
    Aber es geschah nicht oft, daß ein Mann einer Frau soviel bot wie er. Die Versuchung war groß.
    »Das kommt alles sehr überraschend«, sagte Nicole Duval.
    »Gewiß«, gab Gonzeiras zu. »Sie haben bisher auf der anderen Seite gestanden. Aber was heißt das schon? Sie können Ihren Standpunkt ändern. Es gibt auf der Welt kaum eine Hand voll Frauen, die die nötigen Voraussetzungen mitbringen, um eine Königin der Finsternis zu werden. Ich glaube, daß Sie eine von diesen Frauen sein könnten, Nicole.«
    »Sie sind nicht sicher?«
    »Nicht völlig. Es wird sich herausstellen, und es hängt hauptsächlich von Ihnen selbst ab. Wenn Sie es wollen, können Sie es schaffen.«
    Alonzo Gonzeiras verschlang Nicole Duvals schönen Körper mit seinen Blicken. Nicole schätzte ihn auf Mitte bis Ende Dreißig. Er war ohne Zweifel ein besonderer Mann, ein Übermensch schon. Nicole hätte keine Frau sein dürfen, wenn sie sich nicht von seinem Interesse geschmeichelt gefühlt hätte.
    Doch dann dachte sie an Zamorra, und das war wie eine kalte Dusche für sie.
    »Ich sehe, Sie zögern, mir eine Antwort zu geben?« sagte Gonzeiras, »So schnell kann ich das nicht«, antwortete Nicole. »Ich muß alles erst durchdenken. Was würden Sie von mir denken, wenn ich mich Ihnen an den Hals werfen würde, Monsieur Gonzeiras?«
    »Nichts Gutes«, sagte der Macumba-Oberpriester. »Dann hätten Sie nicht das Format, das ich von Ihnen erwarte. Das war die erste Prüfung, Sie haben sie bestanden.«
    Nicole lächelte. In ihren Wangen bildeten sich Grübchen, und goldene Funken tanzten in ihren Augen. Es war ein uraltes Spiel, das sie da spielte. Der Einsatz war hoch. Ihr Leben, vielleicht auch das von Zamorra und Bill Fleming. Wenn sie Alonzo Gonzeiras hinhielt, konnte sie vielleicht einen Weg finden, Zamorra zu helfen.
    Oder würde Gonzeiras Zamorra vielleicht verschonen, wenn sie ihn darum bat? Wenn sie ihm ihre Zuneigung gab?
    »Wenn ich verspreche, alles zu tun, um Ihre Erwartungen zu erfüllen und eine würdige Königin der Finsternis zu werden, sind Sie dann bereit, Professor Zamorra und Bill Fleming gehen zu lassen?«
    Gonzeiras schüttelte den Kopf.
    »Dieser Zamorra ist mir zu gefährlich. Er muß weg. Sie müssen schon zwischen mir und ihm wählen, Mademoiselle Duval, und die Entscheidung dürfte wohl nicht schwerfallen, meine ich. Aber Sie sind nur ein Mensch, Sie müssen sich noch weiterentwickeln und kleinliche Skrupel überwinden und Hemmungen abstreifen. Das braucht seine Zeit. Wenn Zamorra nicht mehr lebt, wird es leichter für Sie sein. Ich erwarte Ihre Antwort morgen abend. Bis dahin sind Sie Gast in meinem Palast, den Sie natürlich nicht verlassen

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