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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Kleidung.
    Die Mulattin bäumte sich in der Fesselung auf. Eine schwarze, gespaltene Zunge zuckte aus ihrem Mund und schnellte wieder zurück. Etwas Schwarzes lief den Silberfaden entlang, durch den sie mit dem Weißen verbunden war, gelangte jedoch nicht über die Hälfte hinaus und zog sich wieder zurück Der Weiße diktierte. Der Mulatte schrieb. Beide zeigten keine Gefühlsregung.
    »Was, in Teufels Namen, ist das?« fragte Nicole Duval entsetzt, aber geistesgegenwärtig genug, eine Redewendung zu gebrauchen, die Gonzeiras nicht erzürnte.
    »Ein Experiment«, antwortete der gutaussehende Mann, ohne eine Miene zu verziehen. »Diese Frau befindet sich gleichzeitig hier und auch in den Dimensionen der Finsternis, deren Schrecken sie erlebt. Daher die schwarze Dämonenzunge. Ich könnte noch andere Symtome nennen, spare es mir aber. Sie erstattet Bericht. Auf diese Weise läßt sich manches herausfinden.«
    »Und… wenn das Experiment beendet ist? Trägt die Frau dabei Schäden davon?«
    »Schäden? Sie fällt den Dämonen anheim. Falls sie nicht schon vorher bei der Prozedur stirbt. Aber es gibt genügend Nachschub.«
    Wieder zuckte die schwarze Zunge hervor. Nicole mußte an sich halten, um Alonzo Gonzeiras nicht die Fingernägel durchs Gesicht zu ziehen und ihn anzuspucken. Sie zitterte vor Empörung. Gonzeiras beobachtete sie.
    »Es nimmt Sie mit, Sie sind so etwas nicht gewohnt«, sagte er. »Aber das gibt sich.«
    Nicole zwang sich zur Ruhe. Sie war bleich geworden. Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
    »Gehen wir weiter, Monsieur?«
    »Gut.«
    Nach diesem Schrecken zeigte Alonzo Gonzeiras Nicole Duval seine Schatzkammern. Er war unermeßlich reich. Er hatte in den Kellergewölben Gold-, Silber- und Platinbarren, Juwelen und kostbare Schmuckstücke angehäuft. Und dann sah Nicole Duval seinen größten Schatz.
    Die Machtinsignien der Macumba-Götter. Die Rüstung und die Lanze Oguns, Stab und Flügel Baras und die Strahlenkrone Jaras in einem eher unscheinbaren Gewölbe. An der Wand des Gewölbes befand sich ein schwarzer Fleck mit unregelmäßigem Rand und mehr als zwei Metern Durchmesser. Eine eisige Kälte strömte von ihm aus.
    Wispern, Raunen und seltsame Geräusche waren zu hören.
    Nicole schaute den Fleck neugierig an.
    »Bleiben Sie ihm fern«, warnte Alonzo Gonzeiras. »Sonst landen Sie im Reich Cumbachos, in den Dimensionen der Finsternis.«
    Nicole wollte die Strahlenkrone der Göttin Jara mit den Fingern berühren. Aber Gonzeiras zog sie weg.
    »Nichts für normale Sterbliche. Später können Sie sie vielleicht einmal anfassen, Nicole. Jetzt wollen wir wieder nach oben gehen. Auf mich wartet viel Arbeit.«
    Nicole stimmte zu. Der schweflige Geruch in dem Gewölbe fiel ihr auf.
    Als sie mit dem Fahrstuhl nach oben glitten, fragte Gonzeiras: »Was denken Sie, Nicole?«
    »Ich bin verwirrt«, antwortete Nicole Duval. »Zuviel ist auf mich eingestürmt.«
    Alonzo Gonzeiras brachte sie hoch in den zweiten Stock und küßte ihre Wange.
    »Ich lasse Sie jetzt allein, Nicole. Überlegen Sie sich, ob Sie meine Gefährtin und ein Geschöpf der Finsternis werden wollen.«
    Er ging. Nicole suchte ihre Gemächer auf. Aufschluchzend warf sie sich auf das Bett. Die Stelle, an der Gonzeiras Lippen ihre Wange berührt hatten, brannte wie Feuer. Nicole fühlte sich am ganzen Körper besudelt und beschmutzt.
    Wenn sie an die Mulattin dachte, mit der Gonzeiras sein furchtbares Experiment durchführte, hätte sie schreien können. Er war ein Ungeheuer, eine Bestie, kein Mensch mehr, schlechter als ein Dämon! Nicole wollte lieber sterben, als Alonzo Gonzeiras zu gehören.
    Er bedrohte Zamorras Leben. Sie mußte sofort etwas unternehmen. Nicole erhob sich und stürmte zur Tür. Sie war verschlossen, so sehr sie auch rüttelte und rief, niemand hörte darauf.
    Nicole hatte entsetzliche Angst um Professor Zamorra und Bill Fleming.
    ***
    Kurz vor Mitternacht fuhren Zamorra, Bill Fleming, Evita Arajo und Joao da Costa in einer Limousine zu dem Stadtteil Bôca do Mato. Hier, am Rand von Rio de Janeiro, abseits der beleuchteten Prachtstraßen, auf denen jetzt Leben und Trubel herrschten, stand eine Elendssiedlung aus zerbröckelnden Baracken und Wellblechhütten.
    Joao da Costa hatte einiges über den Hexenmeister und Teufelsanbeter Pedro Fonseca erzählt.
    »Das scheint mir ein ganz übler Braten zu sein, dieser Fonseca«, sagte Bill Fleming. »Wir werden ihm mal auf den faulen Stockzahn fühlen.«
    Der gute Bill

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