Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0099 - Ein Freund der Menschen

Titel: 0099 - Ein Freund der Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Vielleicht montiert er die KASZILL auseinander, während wir hier herumhocken."
    „Da wäre nicht viel verloren", meinte Golath ironisch.
    Liszog sagte pessimistisch: „Was ist, wenn er den Weg in die vermeintliche Freiheit nicht findet?"
    „Er wird nicht tatenlos in der Zentrale herumsitzen", sagte Golath mit Überzeugung. Er machte eine Bewegung, und abbröckelndes Erdreich fiel ihnen auf die Füße. „Ich rechne damit, daß er innerhalb kurzer Zeit die Öffnung findet, die zum Bug führt. Er wird feststellen, daß sie kein Hindernis für ihn bedeutet. Danach kann es nicht mehr lange dauern, bis er den Riß entdeckt."
    Noch während er sprach, hatte es zu regnen begonnen. Zuerst nur vereinzelte Tropfen, dann immer stärker. Zerft zog seinen Umhang zusammen.
    „Es ist kalt", murmelte Liszog. „Hoffentlich müssen wir nicht die ganze Nacht im Regen herumstehen."
    Golath empfand die kühle Feuchtigkeit als angenehm. Das Wasser lief über sein brennendes Gesicht. An der Oberfläche der Grube bildeten sich einige Rinnsale, die ihren Inhalt plätschernd nach unten ergossen.
    Die ganze Nacht über standen die drei Unither Schulter an Schulter in dem Loch. Sie warteten. Im Boden der Grube sammelte sich Regenwasser und weichte die Erde auf. Ihre Körper waren völlig durchnäßt. Sie sprachen nicht mehr miteinander. Einmal schlief Liszog ein. Golath versetzte ihm einen leichten Stoß. Sie lauschten in die Nacht und warteten auf den Arkoniden. Ihre Rüssel wurden steif vor Kälte. Manchmal drohte die Müdigkeit, auch Golath zu übermannen.
    Doch der alte Arkonide kam nicht. Golaths Plan hatte ihnen Hoffnung gegeben. Aber etwas war fehlgeschlagen. Als es langsam hell wurde, kletterte Zerft aus dem Erdloch. Der Boden war so verschlammt, daß er mehrere Male zurückrutschte.
    „Komm herauf!" schrie er bebend vor Wut. „Komm herauf, Golath! Sieh dir deine wunderbare Falle von hier oben an."
    Golath war zu niedergeschlagen, um Zerft zu antworten. Sie hatten den alten Mann überlisten wollen. Golath verdrängte jeden Gedanken an Unith aus seinem Gehirn. Zerft hatte seinen Thermostrahler gezogen und schwang ihn wie eine Keule. Er sah verbissen und bösartig aus.
    „Es gibt nur eine Möglichkeit, mit einem Arkoniden einig zu werden", rief er schrill und hob die Waffe: „Diese hier!"
    Dann stürmte er in den Regen; eine dunkle, braune Gestalt, die sich rasch entfernte. Golath blickte ihm über den Rand der Grube nach. „Was hat er?" fragte Liszog. „Er will ihn töten", sagte Golath ausdruckslos. „Er haßt alles, was arkonidisch ist."
    Seine Hände griffen an den schlüpfrigen Rand und krallten sich fest. Liszog stützte ihn ab. Golath zog sich an die Oberfläche. Er war naß und von Schlamm bespritzt.
    „Hilf mir heraus", forderte Liszog und streckte seine Arme nach oben.
    Golath schüttelte seinen Rüssel. „Nein", lehnte er ab. „Einer von uns muß hierbleiben. Es kann sein, daß der Arkonide doch noch kommt. Du darfst auf keinen Fall einschlafen."
    „Ich friere", sagte Liszog kläglich. „Besser, jetzt ein wenig Kälte auszuhalten, als für immer auf diesem Planeten zu bleiben, mein Junge", erinnerte Golath. „Vergiß das nicht."
    Man sah Liszog an, daß er sich elend fühlte. Trotzdem gab er sich Mühe, unter Golaths Blicken eine Art feste Entschlossenheit zu zeigen. „Wohin gehst du, Golath?"
    „Zur KASZILL", erklärte Golath bereitwillig. „Ich will versuchen, die Generatoren auszubauen. Am Ende brauchen wir sie doch, um in den kleinen Raumer zu gelangen."
    „Beeile dich", bat Liszog. Aber der große Unither war bereits verschwunden. Liszog seufzte leise. Um ihn herum war nichts als Regen, Schlamm und Kälte. Angestrengt starrte er in die Morgendämmerung. Er fühlte sich einsam und verlassen. Er rollte seinen Rüssel zusammen.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß er bei ihren Bemühungen, nach Unith zurückzukehren, sterben könnte. Die Idee nistete sich in ihm ein, und er wurde sie nicht wieder los.
    Wem machte es schon etwas aus, wenn er hier sein Leben beendete? Niemand würde sich darum kümmern. Weder Golath noch Zerft empfanden freundliche Gefühle für ihn. Er war allein. Hier stand er, in einem dreckigen, verschlammten Loch, frierend und hungrig. Tausende von Lichtjahren von seiner Heimat entfernt.
    Wenn er wieder nach Unith zurück wollte, mußte er wahrscheinlich einen Mann töten - einen alten Mann. Wer gab ihm das Recht zu einer solchen Tat? Trotz aller Zweifel wußte Liszog, daß er

Weitere Kostenlose Bücher