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0099 - Ein Freund der Menschen

Titel: 0099 - Ein Freund der Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf den Gefangenen schießen würde, wenn es nötig war. Sie mußten das Schiff in die Hände bekommen.
     
    *
     
    Crest glaubte, daß er sich mit großer Geschwindigkeit von dem Schiff entfernte. In Wirklichkeit jedoch ging seine Flucht nur langsam voran. Er blieb oft stehen, um nach Luft zu schnappen. Seine knochigen Beine hatten weder Kraft noch die Ausdauer, ihn unermüdlich zu tragen.
    Als er zu Boden stürzte, war er nicht gestolpert. Seine Knie hatten nachgegeben und waren eingeknickt.
    Er prallte hart auf und blieb schwer atmend liegen. Sein Gesicht preßte sich gegen die kühle Erde. Sein übermüdeter Körper war so schlaff, daß Crest nur unter Aufbietung aller Willenskraft wieder aufstehen konnte. Seine größte Sorge war, daß er an Erschöpfung sterben könnte, bevor er die Space-Jet in Sicherheit gebracht hatte.
    Er humpelte einige Meter weiter. In seinem Fußgelenk bohrte ein stechender Schmerz. War man bereits auf seine Flucht aufmerksam geworden? Vielleicht waren die Verfolger ihm schon dicht auf den Fersen.
    Schlichen sie etwa hinter ihm her, bis er den Diskus erreicht hatte, um dann, wenn er den schützenden Energieschirm beseitigt hatte, über ihn herzufallen?
    „Das ist es", stimmte sein Logiksektor zu. „Deine Flucht war zu einfach. Du solltest die drei Unither dahin führen, wo du sie am wenigsten sehen möchtest: in die Nähe der Jet!" Crest blieb stehen. „War ich denn blind?" fragte er halblaut.
    Entweder lauerten seine Gegner jetzt dicht bei ihm in der Dunkelheit, oder sie waren bereits bei dem Kleinstraumschiff in einem sicheren Versteck. Um ein Haar wäre er in ihre Falle gelaufen.
    Ein Regentropfen traf seine Stirn. Er zuckte zusammen. Wenige Minuten später regnete es in Strömen.
    Crest fühlte sich erbärmlich. Er fragte sich verwundert, woher er die Kraft schöpfte, noch weiter gegen seine Feinde zu kämpfen. Kämpfen? Er lächelte ironisch. Bisher war er nur vor ihnen davongelaufen.
    Was konnte er jetzt tun? Die Umgebung der Space-Jet war für ihn gefährliches Gebiet, das er besser nicht betreten würde. Es gab nur eine Möglichkeit - und die war nicht gerade vielversprechend. Er mußte in die Wälder fliehen. Für einen jungen Mann wäre das kein Problem gewesen. Für den alten Arkoniden aber bedeutete es unsagbare Anstrengungen, Kampf gegen den Urwald und seine Tiere. Vor allem jedoch die Überwindung der eigenen Schwäche. Wenn er sich jetzt in den Wäldern versteckte, gab es vielleicht nie mehr eine Rückkehr für ihn.
    Trotzdem hinkte er davon. Er legte seinen Kopf zurück und öffnete den Mund. Einige Zeit ließ er das Regenwasser in seine ausgedörrte Mundhöhle rinnen. Das tat ihm gut. Eine Erleichterung war auch die geringe Schwerkraft. Zwar war sie nur um ein Sechstel geringer als auf Terra, aber der Unterschied war spürbar.
    Als er das unithische Schiff wieder erreichte, war sein Fußgelenk vor Schmerzen fast gefühllos. Er zog seine Sandalen aus und untersuchte die Verletzung. Der Knöchel war stark geschwollen und glühend heiß. In seiner Station gab es genügend Mittel, die ihm sofort helfen würden. Natürlich dachte er nicht daran, dorthin zu gehen. Er riß ein Stück Stoff aus seinem Umhang heraus. Er befeuchtete das Tuch in einer Pfütze und wickelte es stramm um den verletzten Fuß. Das war alles, was er im Moment tun konnte.
    Das fremde Raumschiff lag vollkommen still. Der Regen trommelte auf die Umhüllung. Crest war jetzt überzeugt, daß man ihn bei der Space-Jet mit gezückten Waffen, erwartete. So leicht würde er es ihnen aber nicht machen. Er wollte diesen Rüsselträgern beweisen, daß auch ein alter Arkonide ein Gegner war, den man nicht unterschätzen durfte.
     
    6.
     
    Unbehelligt erreichte Crest den Rand des Waldes. Sein Körper war schwer wie Blei. Seine Kleidung war durchnäßt und klebte auf der Haut. Die Schmerzen im Fuß hatten etwas nachgelassen. Der Boden war durch die häufigen Regenfälle so aufgeweicht, daß Crest bei jedem Schritt einsank. Die schwarzen Schatten der ersten Bäume tauchten auf, dunkler als die Nacht.
    Er taumelte darauf zu. Dankbar lehnte er sich gegen einen dicken Stamm. Das dichte Laubwerk schirmte den Regen etwas ab, nur vereinzelte dicke Tropfen drangen hindurch. Crest fühlte die rauhe, zerrissene Oberfläche der Rinde. Sie verströmte einen modrigen Geruch. Tiefer im Wald erklang ein Rascheln. Es rief Crest in die Wirklichkeit zurück. Er durfte nicht vergessen, daß auch hier Gefahren lauerten. Die

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