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0099 - Gangster, Erben und Verwandte

0099 - Gangster, Erben und Verwandte

Titel: 0099 - Gangster, Erben und Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erben und Verwandte Gangster
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schildern?« fragte ich.
    Der Junge stand auf und preßte die Hände fest gegeneinander.
    »Broad versuchte, meine Schwester zu erpressen…«, begann er hilflos.
    »Sie brauchen in dieser Hinsicht nicht deutlicher zu werden«, sagte Phil. »Uns sind die Hintergründe des Falles bekannt…«
    Das Mädchen senkte den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. Sie schluchzte leise vor sich hin. Ihr Bruder warf ihr einen zärtlichen Blick zu, dann sagte er, und es war, als ob er froh wäre, daß er es sich endlich von der Seele reden konnte:
    »Broad verlangte Geld. Andernfalls würde er gewisse Briefe meiner Schwester in Klatschmagazinen veröffentlichen lassen. Er wurde immer unverschämter. Eireen faßte sich in ihrer Not ein Herz und sprach mit mir. Ich suchte ihn zusammen mit Eireen am Dienstagabend auf. Ich verlangte die Briefe. Er verweigerte sie und wollte ich meinem Beisein zudringlich zu meiner Schwester werden. Ich schlug ihn mit einer Statuette nieder, die auf dem Rauchtisch stand. Hinterher schleppte ich ihn ins Badezimmer. Meine Schwester war ohnmächtig geworden. Bevor ich mich um sie bemühte, warf ich die Statuette in den Lüftungsschacht in der Garderobe…«
    Also deshalb war dort die Klappe locker, dachte Phil. Eine Weile hing drückendes Schweigen im Raum. Dann fragte Marshall, der Textilkönig von Manhattan, der harte Geschäftsmann, mit einer Stimme, die verdammt heiser klang:
    »Mister Decker, wird — wird man Jim zum Tode verurteilen?«
    Phil stand auf. Er warf einen Blick hinüber zu dem Jungen.
    »No«, sagte er. »Ausgeschlossen. Erstens verteidigte er seine Schwester, als Broad zudringlich wurde. Zweitens aber — nun, wir können dem Gericht Material über diesen Broad vorlegen, das keinen Zweifel über seinen mehr als schmutzigen Charakter läßt. Wenn Sie einen tüchtigen Anwalt nehmen, denke ich, wird ein Freispruch zu erwirken sein…«
    Das Mädchen hob den Kopf. Ihre Augen waren groß und glänzten auf einmal wieder. Der Junge zog die Lippen ein. Er konnte es nicht verhüten, daß ihm Tränen über die Wangen rollten.
    Phil nahm seinen Hut.
    »Moment, Mister Decker!« rief Marshall.
    Phil drehte sich um. Der Textilkönig kam auf ihn zu und griff nach seiner Hand.
    »Ich — ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Mister Decker. Kann — kann ich irgend etwas für das FBI tun? Braucht man Geld bei Ihnen?«
    Phil schüttelte ernst den Kopf:
    »Der FBI nimmt kein Geld«, sagte er.
    »Er braucht es auch nicht. Aber die Angehörigen unserer gefallenen Kameraden…«
    ***
    Zwei Kameraden brachten mich in meine Wohnung. Ich legte mich auf die Couch und bewegte mich so wenig wie möglich. In meinem Kopf rauschten mal wieder die Niagara-Fälle…
    Spät abends gegen Mitternacht kamen Masters und Phil.
    »Dich kann man auch keine Minute allein lassen!« schimpfte Phil. »Mußt du denn deinen verdammt neugierigen Schädel immer dahin halten, wo andere Leute mit ihrer Pistole hinschlagen?« Ich grinste und sagte:
    »Gut, daß du kommst, Phil. Seit einer Stunde überlege ich, wie ich die Whiskyflasche kriegen könnte, die in meinem Eisschrank steht.«
    Phil holte sie. Ich nahm einen tüchtigen Schluck. Der köstliche Stoff lief wie flüssiges Feuer durch meine Kehle.
    Danach unterhielten wir uns erst eine ganze Weile über gleichgültiges Zeug.
    Phil war wie immer in solchen Situationen rührend um mich besorgt. Endlich konnte er es nicht mehr aushalten und sagte:
    »Jerry, wir liegen völlig schief in der Blewfield-Sache!«
    Ich konnte mir das Grinsen nicht verbeißen und fragte:
    »Wer ist ›wir‹?«
    Phil deutete mit einer Handbewegung auf Masters, mich und sich.
    »Wir alle!«
    »Davon möchte ich ausgenommen werden«, sagte ich.
    Er stutzte.
    »Wieso?«
    »Weil ich richtig liege«, sagte ich. »Mach keinen Blödsinn!« sagte Phil. »Du hälst Broad für den Anstifter der Morde, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No. Nicht im geringsten.«
    Masters und Phil machten so entgeisterte Gesichter, daß ich trotz meines brummenden Schädels lachen mußte. »Ich denke…«, begann Phil.
    »Denken ist Glücksache«, unterbrach ich.
    Er strafte mich, indem er einen tüchtigen Schluck aus meiner Flasche nahm. Masters schloß sich an.
    »Paß mal auf«, sagte ich. »Beim Protokoll, das wegen der Ermordung von Mrs. Blewfield aufgenommen wurde, befinden sich verschiedene Aussagen. Und zwar welche?«
    »Aussage des Neffen, der verschiedenen Dienstboten, ferner die Untersuchungsprotokolle unseres

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