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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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in den Kreis und hielt direkt vor Sam Slivitsky an.
    »Wenn du unbedingt jemanden erschießen willst, dann kannst du bei mir anfangen.«
    Sam zögerte. Er schien über die Reaktion des Mannes erstaunt zu sein. Es war wohl das erste Mal, das seine Drohungen keine Wirkung zeigten.
    Dieser kurze Zeitraum genügte dem Straßenmusiker, um dem Narbengesicht die Pistole aus der Hand zu schlagen. Es war eine knappe, schnelle Bewegung, so überraschend, dass Sam ebenso wie ich erst im Nachhinein registrierte, was soeben geschehen war. Die Pistole fiel zu Boden und rutschte auf dem unebenen Steinfußboden mehrere Meter in Richtung Wand. Sams altes Temperament gewann die Oberhand. »Das wird dir leidtun!«, brüllte er und stürzte sich auf den Straßenmusiker. Aber der machte einen schnellen Schritt zur Seite, und Sam griff ins Leere.
    Der Schwung riss ihn nach vorn und er stolperte auf zwei der abgerissenen Gestalten zu. Die beiden wichen ebenfalls seitlich aus, aber einer ließ seinen Fuß stehen. Sam schlug der Länge nach hin. Ächzend kam er wieder hoch. Bevor er erneut auf den Musiker losgehen konnte, stoppte ihn die Stimme von Madame Slivitsky.
    »Halt!«, rief sie. Sam verharrte in seiner Position.
    »Wir haben hier ein kleines Problem.« Sie reckte die Hand mit dem Buch der Antworten in die Höhe. »Ihr wollt etwas haben, das mir gehört. Und ich will es nicht abgeben. Ihr seid ein paar Leute mehr, aber mein Sam ist ein besserer Kämpfer, als es vielleicht den Anschein hat. Am Ende bekommt ihr das Buch vielleicht – doch zu welchem Preis? Ist es nicht klüger, sich zu einigen?«
    Mir fiel auf, dass sie bei ihrer Ansprache mehrere kleine Schritte rückwärts gemacht hatte. Sie war nur noch knapp zwei Meter von mir entfernt. Wir waren lediglich durch zwei Kinder mit Kerzen in der Hand getrennt.
    Der Musiker kratzte sich am Kinn und tat so, als denke er nach. Und dann ging alles ganz schnell.
    Sam Slivitsky machte einen Hechtsprung nach vorn und streckte den Arm nach seiner Pistole aus. Gleichzeitig lief Ham an seiner Mutter vorbei und rammte die beiden Kinder, die den Weg zu meinem Gang versperrten, aus dem Weg. Durch die so entstandene Lücke rannte Madame Slivitsky direkt auf mich zu.
    Ich wich zwei Schritte tiefer in die Dunkelheit hinein. Sie hatte mich noch nicht gesehen. Da tauchte auch schon ihr Schatten im Eingang des Gangs auf. Ohne groß nachzudenken, streckte ich mein rechtes Bein aus. Madame Slivitsky kam ins Straucheln. Ich sprang hinter sie und drückte ihr beide Hände auf den Rücken. Meine Schulter protestierte mit einem stechenden Schmerz, aber da lag sie schon am Boden.
    Ich bückte mich zu ihr herunter, um ihr das Buch der Antworten zu entreißen. Als sie merkte, was ich vorhatte, presste sie es noch fester an ihren Körper und schlug mit der Taschenlampe nach mir. Zugleich versuchte sie, sich wieder aufzurichten.
    Ich duckte mich unter ihren Hieben weg und ergriff die Hand, welche das Buch hielt. Vom Körper wegziehen konnte ich sie nicht, dazu war der Schmerz in meiner Schulter zu stark. Also beugte ich mich vor und schlug meine Zähne in ihr Handgelenk.
    Madame Slivitsky heulte auf. Ich biss noch einmal zu. Ihr Griff um das Buch lockerte sich. Mit der Linken riss ich es ihr aus der Hand. Im selben Moment traf mich ihre Taschenlampe genau im Nacken. Ich taumelte und wäre fast über sie gestürzt, konnte mich aber gerade noch an der Wand des Gangs abstützen.
    Mit einem Satz sprang ich über sie hinweg und rannte zurück in die große Kammer. Dort hatten die verwilderten Gestalten einen engen Kreis gebildet, in dessen Mitte Sam und Ham am Boden lagen. Auf jedem ihrer Arme und Beine saß einer der Zerlumpten. Beide blickten mich hasserfüllt an, sagten aber kein Wort.
    »Arthur!« Larissa sprang auf mich zu und warf ihre Arme um mich. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«
    Auch ich war heilfroh, sie wiederzusehen. Ich drückte sie vorsichtig mit meinem unverletzten linken Arm und wandte mich dann an den Musiker.
    Der gab soeben in Italienisch Anweisungen an seine Helfer. Zwei von ihnen sprinteten in den Gang, aus dem ich gerade gekommen war.
    »Sie wussten, was passieren würde«, sagte ich vorwurfsvoll. »Deshalb haben Sie mich absichtlich an der Aposa zurückgelassen.«
    Er zog die Schultern hoch und lächelte. »Ich brauchte ein wenig Zeit, um meine Leute zusammenzutrommeln und alles vorzubereiten. Und ich war mir sicher, dass die Schwarze Frau dir nichts tun würde. Sie war lediglich hinter

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