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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Menschengruppe den Gang betrat. Es gab also einen zweiten Ausgang, falls wir hier schnell raus mussten.
    Larissa studierte das Gemälde direkt hinter der Tür. Es war bestimmt über drei Meter lang und zeigte zwei Dutzend Männer in verschiedenen Uniformen, mit Säbeln und Hellebarden in den Händen. Alle trugen breitkrempige Hüte und dicke weiße Halskrausen.
    »Das Bild ist fast 400 Jahre alt«, staunte Larissa nach einem Blick auf die Informationstafel darunter.
    »Damals scheint Bartzwang geherrscht zu haben«, bemerkte ich trocken. Jedes Gesicht zierte nämlich ein Schnurrbart sowie ein mehr oder minder breiter Kinnbart.
    »Nur kein Neid!«, lachte Larissa.
    »Wieso sollte ich auf diese alten Kniesepeter neidisch sein?«, antwortete ich pikiert. Aber sie war schon weiter zum nächsten Gemälde geeilt.
    Ich fand die Bildmotive ziemlich langweilig. Immer waren dieselben Typen mit ihren Bärten, Hüten und Schwertern zu sehen. Wir drückten uns an der Menschengruppe vorbei, die inzwischen in die Mitte des Ganges vorgerückt war und den Erläuterungen einer jungen Frau lauschte, welche offenbar etwas zu den Gemälden erklärte – leider in einer Sprache, die ich nicht verstand.
    Wir waren fast am anderen Ende angekommen, als plötzlich eine Stimme direkt hinter uns ertönte:
    »Willkommen in der Schuttersgalerij .«

Ein neuer Freund?

    Larissa und ich fuhren herum. Mein erster Gedanke galt dem Hageren. Aber nicht er war es, der hinter uns stand, sondern ein junger Mann.
    Er mochte vielleicht zwanzig Jahre alt sein. Als erstes fiel mir seine merkwürdige Kleidung ins Auge. Er trug eine grob gewebte braune Leinenjacke und darüber eine abgewetzte braune Lederweste. Aus der Jacke ragte ein riesiger weißer Hemdkragen hervor, der eher wie eine Halskrause aussah und sich fast bis zu den Schultern erstreckte. Die ebenfalls braune Hose war an vielen Stellen ausgeblichen und reichte nur bis kurz unter die Knie, wo sie in ein Paar Stiefel aus dickem Leder mündete. Quer über seine Brust spannte sich ein breiter Ledergürtel, an dem in Hüfthöhe eine kleine, ebenfalls lederne Tasche hing. In der Hand trug er einen verbeulten Hut mit großer Krempe. Ein wenig sah er aus wie eine der Gestalten auf den Gemälden, fand ich.
    Der Mann verbeugte sich und machte dabei einen kleinen Knicks, während er den Hut mit ausladender Geste vor seinem Knie vorbeischwenkte.
    »Gerrit de Fleer, zu euren Diensten«, sagte er in perfektem Deutsch.
    Larissa war schwer beeindruckt. »Wow!«, rief sie aus. »Ein echter Hofknicks! Cool.«
    Ich war etwas skeptischer. »Und wozu sollten wir Ihre Dienste benötigen?«
    Gerrit strahlte mich an. In seinem jungenhaften, braun gebrannten Gesicht blitzen zwei blaue Augen und zwei Reihen leuchtend weißer Zähne, wie man es von den Fotomodels kennt, die Reklame für Deos oder Parfüms machen.
    »Zum Beispiel zur Erklärung dieser Ausstellung«, sagte er, gänzlich unbeeindruckt von meinem Ton. »Oder seid ihr schon mal in der Schuttersgalerij gewesen?«
    »Nein, sind wir nicht«, erwiderte Larissa. Ich beobachtete mit Sorge, wie fasziniert sie diesen Burschen anstarrte.
    Gerrits Strahlen war jetzt auf Larissa gerichtet. »Schuttersgalerij heißt Schützengalerie. Die Schützengilden entstanden als bewaffnete Bürgerwehr. Später verwandelten sie sich in elitäre Klubs, in denen nur adelige oder sehr wohlhabende bürgerliche Familien Mitglieder werden konnten. Was ihr hier seht, sind Bilder verschiedener Schützengilden aus dem 16. und 17. Jahrhundert.«
    »Sehr interessant«, kommentierte ich sarkastisch. »Aber wir müssen jetzt weiter.« Ich fasste Larissa am Arm, um sie in Richtung Ausgang zu ziehen.
    Mitten in der Bewegung erstarrte ich. Hinter der Glastür, durch die wir gekommen waren, tauchte soeben der Narbengrufti auf.
    »Mist!«, fluchte ich. »Er hat uns gefunden.«
    Auch Larissa hatte unseren Verfolger entdeckt. Zum Glück stand die Besuchergruppe zwischen ihm und uns und blockierte seinen Weg. Der hintere Ausgang war nur wenige Meter von uns entfernt. Ich wusste leider nur nicht, wo er hinführte.
    »Ihr werdet verfolgt?«, fragte Gerrit.
    »Schon seit wir in Amsterdam angekommen sind«, sagte Larissa. »Und wir können ihn einfach nicht abschütteln.«
    Ich rollte die Augen. Musste Larissa denn jedem Fremden auf Anhieb trauen?
    »Kein Problem. Ich kenne ein sicheres Versteck, wo er euch bestimmt nicht finden wird. Kommt!« Gerrit ging zur nahe gelegenen Glastür und winkte uns mit seinem

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