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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Mühsam kämpften wir uns durch die Seite. Insgesamt gab es zwölf mögliche Definitionen. Die Hälfte davon konnten wir sofort ausschließen, weil es Abkürzungen für kompliziert klingende Krankheiten oder englische Bahnhöfe waren.
    Schnell konzentrierten wir uns auf den interessantesten Kandidaten: das hebräische Wort Hod . Auf Deutsch hatte es allerdings neun Bedeutungen: Majestät, Würde, Erhabenheit, Pracht, Glanz, Herrlichkeit, Ruhm, Respekt oder Ehre . Frustriert blickte ich Larissa an.
    »Wenn es einfach wäre, dann säßen wir ja nicht hier«, sagte sie. Sie hatte die verschiedenen Bedeutungen auf ihrem Block notiert und starrte nachdenklich darauf.
    »Wenn es sich bei den Wörtern aus dem Buch tatsächlich um Hinweise handelt, dann sind sie bewusst so formuliert, dass es keine einfache Lösung gibt. Ich habe mich eine Zeit lang mit Geheimschriften und geheimen Botschaften beschäftigt. Dahinter verbirgt sich meistens eine zweite oder sogar eine dritte Bedeutung.«
    »Wie sollen wir denn dann auf die richtige Lösung kommen?«, stöhnte ich. »Majestät, Respekt, Ruhm – das kann doch alles Mögliche bedeuten.«
    Meine innere Ruhe vom Frühstückstisch war inzwischen völlig verflogen. Ich musste wieder an das Gespräch mit dem Bücherwurm gestern Abend denken und daran, dass er uns ins offene Messer hatte laufen lassen.
    Mein Frust über das scheinbar unlösbare Rätsel und mein Ärger über den Bücherwurm rumorten in meinem Kopf und auch in meinem Bauch herum. Während Larissa weiter über die Lösung nachgrübelte, ging mir die Frage des Bücherwurms nicht aus dem Kopf, ob es Larissa war, die den Hinweis auf das Buch der Antworten gefunden hatte. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gelangte ich zu der Überzeugung, dass Larissa mehr wusste über die Sache, als sie zugab.
    »Vielleicht sind wir auf der falschen Fährte«, unterbrach Larissa meine Gedanken. »Lass uns noch mal nachsehen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt.«
    Sie fand nach einigem Suchen eine Seite im Internet, die Hod in Zusammenhang mit der Kabbala behandelte. Ich wusste zwar, was die Kabbala war: eine mystische Tradition des Judentums, die auf die Tora zurückgeht, die Heilige Schrift der Juden. Viel mehr war mir allerdings nicht bekannt.
    Die Wikipedia-Seite sah ziemlich kompliziert aus. Gleich der erste Satz bestätigte diesen Eindruck: »Hod bezeichnet in der Kabbala den achten Sephirot des kabbalistischen Lebensbaums.«
    »Was um alles in der Welt ist ein Sephirot?«, fragte ich Larissa. Statt einer Antwort öffnete sie ein neues Fenster, rief die deutsche Wikipedia auf und gab den Begriff ins Suchfeld ein. Das Ergebnis:
    »Sephiroth, Sephirot, Sefirot oder Sefiroth (hebr. Singular Sefira , Plural. Sephiroth ) ist der hebräische Name der zehn göttlichen Emanationen im kabbalistischen Lebensbaum . Sie bilden in ihrer Gesamtheit symbolisch den himmlischen Menschen , den Adam Kadmon .«
    »Cool«, kommentierte ich das Resultat sarkastisch. »Jetzt sind wir so schlau wie zuvor.«
    »So nörgelig kenne ich dich ja gar nicht«, sagte Larissa. »Was ist los mit dir? Reizt es dich nicht, ein Rätsel zu lösen, an dem sich viele andere bereits die Zähne ausgebissen haben?«
    »Du hast gut reden!« platzte es aus mir heraus. »Wahrscheinlich steckst du mit deinem Großvater unter einer Decke, und ihr lacht euch heimlich ins Fäustchen, in mir einen Blöden gefunden zu haben, den ihr in eure Pläne einspannen könnt!«
    Larissa sah mich geschockt an. »Was soll denn das heißen?«
    »Warum hat mich dein Großvater gestern gefragt, ob du es warst, die den Hinweis auf das Buch der Antworten gefunden hat? Das hörte sich so selbstverständlich an. Nicht ›ihr‹, nein, ›Larissa‹ hat er gesagt. Warum hat er uns nicht von Anfang an erklärt, was er weiß? Oder stehe nur ich im Dunkeln und du bist genau im Bilde?«
    Larissa schwieg einen Moment und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Dann sprang sie abrupt auf. »Das hätte ich nicht von dir gedacht«, sagte sie, während sie aufgeregt hin und her stiefelte. »Du verdächtigst mich und Opa, dich zu benutzen? Wir haben dich bei uns aufgenommen und fast zu einem Teil unserer Familie gemacht, und du glaubst, wir betrügen dich? Das ist doch krank!«
    Ihre Erregung war echt, das merkte ich. Oder sie war eine bessere Schauspielerin, als ich dachte – aber das glaubte ich nicht. Ich hatte sie mit meinen Worten wirklich verletzt. Aber mein angestauter Ärger ließ sich nicht

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